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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Trainee mit einem ungewöhnlichen Werdegang. Zwar gab es eine ganze Anzahl weißer, männlicher, angelsächsischer MBAs, doch legte Bloomfield Weiss Wert darauf, sich nicht nur aus diesem Reservoir zu bedienen. Es gab auch eine ganze Reihe Frauen, Inder, Afrikaner und Japaner. Einige wenige waren in Chris’ Alter, zweiundzwanzig, aber die meisten waren ein paar Jahre älter, manche sogar über dreißig. Unter den Amerikanern war ein berufsmäßiger Glücksspieler, eine Frau, die einen E-Commerce aufgezogen hatte, und ein Football-Profi, der hinkte. Unter den Ausländern befand sich ein ehemaliger französischer U-Boot-Fahrer, ein supercooler Japaner, der sich Tex nannte und seine Sonnenbrille nie abzunehmen schien, ein Saudi, der wusste, dass er unkündbar war und daher nicht das Geringste tat, und eine nicht mehr ganz junge Italienerin, die Probleme mit dem gesprochenen Englisch hatte und bemüht war, dem Kurs zu folgen, während sie sich gleichzeitig um ihre dreijährige Tochter kümmerte.
    Alle wurden gleich behandelt, egal, welcher Herkunft sie waren, alle, bis auf Latasha James, die Schwarzamerikanerin, die neben Chris saß. Alle Professoren, sogar Waldern, behandelten sie stets mit großer Zuvorkommenheit und Höflichkeit. Das brachte Latasha auf die Palme. Die Firma hatte vor, sie in die Abteilung für Gemeindefinanzen zu stecken, wo sie die Beziehungen zu schwarzen Kommunalpolitikern pflegen sollte. Jedenfalls wollte Latasha wie alle anderen behandelt werden.
    Eric und Alex hatten Recht; es gab eine Menge Speichelleckerei. Die sechzig Trainees, die passiv hinter ihren Pulten hockten, wenn Waldern seinen Kurs hielt, waren plötzlich wie elektrisiert, wenn einer der Generaldirektoren einen Vortrag hielt. Diese Leute leiteten die verschiedenen Abteilungen der Firma. Ihre Vorträge fanden zwischen den normalen Kursveranstaltungen statt. Die Direktoren erläuterten dann, was in ihren Abteilungen geschah. Sie holten sich die Trainees nach dem Programm in ihre Abteilungen. Es handelte sich also um die Leute, die man beeindrucken musste. Der Anblick von sechzig jungen Investmentbankern, die alle zur gleichen Zeit bei einem einzigen Menschen Eindruck zu schinden versuchten, war ekelerregend. Chris wusste, dass er sich eigentlich hätte beteiligen müssen, konnte sich aber nicht dazu überwinden. Ian stellte in seiner lakonischen, lässigen Art die eine auffällige Frage, die sich einprägte. Eric beschränkte sich auf wenige, ungeheuer scharfsinnige Fragen an die Generaldirektoren der wichtigsten Abteilungen der Firma. Duncan plapperte gelegentlich dummes Zeug, und Lenka brauchte sich nicht in den Vordergrund zu spielen, man stellte ihr Fragen. Es war erheiternd zu sehen, wie die Herren mittleren Alters sie scheinbar zufällig auswählten und stets ihr die gezielten Fragen stellten, die dazu dienten, einen Punkt zu verdeutlichen, auf den es ihnen ankam.
    Am schlimmsten führte sich natürlich Rudy Moss auf. Wenn Rudy in Form war, brachte er den ganzen Kurs zum gequälten Aufstöhnen. Am schlimmsten war der Tag, an dem Sidney Stahl kam.
    Stahl war gerade Vorstandsvorsitzender bei Bloomfield Weiss geworden. Er war ein winziger Mann mit einer rauen Stimme, knallroten Hosenträgern und einer riesigen Zigarre, die er fröhlich paffte, während er seinen Vortrag hielt. Chris fand ihn sehr anregend. Zweifellos war er ein Macher, der seine Zeit nicht mit Nebensächlichkeiten verschwendete. Als er sagte, ihn interessiere nicht, wer jemand sei und woher er komme, solange er für die Firma Geld verdiene, nahm ihm Chris das ab. Kaum hatte Stahl seinen Vortrag beendet – dass Bloomfield Weiss nur dann an der Spitze der Wallstreet bleiben könne, wenn es auch weiterhin am schnellsten auf alle Veränderungen der Märkte reagiere – und um Fragen gebeten, als Chris voller Entsetzen sah, wie Rudy Moss die Hand hob.
    »Mr. Stahl, Rudy Moss.«
    »Was haben Sie auf dem Herzen, Rudy?«
    »Nun, Mr. Stahl. Bei Ihren Worten habe ich mich gefragt, welchen Fertigkeiten wir das Kompetenzspektrum verdanken, das für unsere Vormachtstellung gegenüber so vielen neuen Marktteilnehmern sorgt.«
    Stahl sah ihn an und nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarre. Rudy lächelte erwartungsfroh. Stahl rauchte. Rudy verfärbte sich sichtbar. Stahl rührte sich nicht. Sechzig Trainees rutschten unruhig auf ihren Stühlen hin und her.
    Rudy brach das Schweigen als Erster. »Ich meine, das Oligopol der großen Firmen zerbröckelt, die Schwellen für den

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