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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Recht.«
    Es war schon traurig. Vor zehn Jahren schienen sie alle eine strahlende Zukunft vor sich zu haben. Sie schickten sich an, die humanen Investmentbanker des 21. Jahrhunderts zu werden.
    Doch dann kam alles ganz anders. Duncan fiel durch. Chris hielt es ein bisschen länger aus, dafür vollzog sich sein Abgang bei Bloomfield Weiss dann mit Pauken und Trompeten. Ian hatte seinen Weg gemacht, war aber, wie Duncan sagte, ein Arschloch. Alex und Lenka waren tot. Nur Eric hatte es wirklich geschafft. Er bekleidete jetzt irgendeinen einflussreichen Posten in der Unternehmensfinanzierung bei Bloomfield Weiss in New York.
    Chris schüttelte den Kopf und blickte auf sein leeres Glas. »Deine Runde.«

2
    Ein Blick auf Tinas Gesicht und die zitternde Hand, die das Fax hielt, genügte und Chris wusste, dass es keine guten Nachrichten waren. Ihm sank das Herz. Sein Bedarf an schlechten Nachrichten war gedeckt.
    Wortlos legte sie ihm das Fax auf den Schreibtisch.
     
    A N : C HRIS S ZCZYPIORSKI , C ARPATHIAN F UND M ANAGERS
    V ON : R UDY M OSS , V IZEPRÄSIDENT , A MALGAMATED V ETERANS L IFE
    B ETRIFFT : E INLAGE IM C ARPATHIAN F UND
     
    M IT DIESEM S CHREIBEN MÖCHTE ICH I HNEN MITTEILEN , DASS A MALGAMATED V ETERANS L IFE DIE A BSICHT HAT , SEINE E INLAGEN IN H ÖHE VON 10 M ILLIONEN IM C ARPATHIAN F UND BINNEN 30 TAGEN ZURÜCKZUZIEHEN .
     
    M IT FREUNDLICHEN G RÜSSEN
    R UDY M OSS , V IZEPRÄSIDENT
     
    Chris fuhr aus der Haut. »Mit freundlichen Grüßen! Mein Gott!
    Kein Wort über Lenka. Kein Wort der Trauer, kein Wort, dass er Verständnis für unsere schwierige Lage hat.«
    Tina schüttelte den Kopf. »Ein Wichser, oder?«
    »Und was für einer, Tina.« Chris griff zum Telefon, um Rudy seine Meinung zu sagen, laut und deutlich.
    »Hören Sie, Chris«, sagte Tina, während Chris Rudys Nummer in die Tasten hämmerte.
    »Ja?«, sagte Chris und hielt den Hörer ans Ohr.
    »Warum rufen Sie ihn nicht in fünf Minuten an?«
    Chris hörte Rudys Stimme am anderen Ende der Leitung. Er warf Tina einen Blick zu. Sie hatte Recht. Rudy anzuschreien, war wahrscheinlich nicht die klügste Methode, um ihn davon zu überzeugen, dass er sein Geld im Fonds ließ. Er legte auf und sagte lächelnd: »Danke.«
    Tina ging und ließ ihn allein. Chris stand auf und blickte aus dem Fenster auf den hübschen kleinen Platz unten. Trotz der Kälte saßen mehrere eingemummte Büroangestellte auf den Bänken und machten eine verspätete Mittagspause, gierig beäugt von mausgrauen Tauben.
    Die Sache war ernst. Zehn Millionen Euro machten fast zwanzig Prozent des Fonds aus. Schlimmer noch war die Signalwirkung, die von einem solchen Schritt für die anderen Investoren ausging. Bisher hatten sie sich abwartend verhalten – erst mal sehen, wie Chris sich machte. Irgendwie sind alle Investoren, selbst die größten, wie die Schafe. Möglichst wenig entscheiden, möglichst wenig Risiko eingehen – also tun, was alle tun. Gestern hatten sie auf Carpathian gesetzt. Und morgen?
    Was hatte Rudy dazu bewogen? Er kannte Chris. Sie hatten das Ausbildungsprogramm zusammen absolviert, und Chris hatte ganz gut abgeschnitten. Gewiss, Chris hatte Rudy nicht ausstehen können, aber soweit er sich erinnerte, hatte er es den anderen nie merken lassen. Er atmete tief durch, zählte bis zehn und wählte noch einmal Rudys Nummer.
    »Rudy Moss.«
    »Hallo Rudy, Chris von Carpathian.« Chris benutzte seinen Nachnamen so wenig wie möglich. Er stiftete nur Verwirrung.
    »Hallo, Chris«, sagte Rudy neutral.
    »Ich habe dein Fax bekommen.«
    »Oh.«
    »Ehrlich gesagt, ich war ein wenig überrascht. Alle unsere Investoren wollen bei uns bleiben, und ich war davon ausgegangen, Amalgamated Veterans würde es genauso machen.«
    Am anderen Ende der Leitung trat eine kleine Pause ein. »Nun ja, Chris, ich wäre wirklich gerne bei dir geblieben, aber du musst auch meine Situation verstehen: Wir sprechen hier über eine schwerwiegende Veränderung im Fonds-Management. Die Besetzung des Managements ist für uns immer von großer Bedeutung. Eure Doppelspitze fanden wir schon etwas dürftig, aber jetzt bist nur noch du da. Ich fürchte, das ist uns ein bisschen zu wackelig.«
    Nicht ausrasten, sagte sich Chris. Ruhig Blut. Find heraus, was er wirklich hat.
    »Ich kann eure Sorge gut verstehen. In der Tat will ich so bald wie möglich einen erfahrenen Investmentpartner in die Firma nehmen.« Das stimmte zwar nicht, aber von jetzt an stimmte es. Alles, was Amalgamated Veterans

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