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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Osteuropa gibt es schließlich jede Form von organisierter Kriminalität. Stand nicht letzte Woche in der Zeitung, dass in Russland ein paar Banker erschossen worden sind?«
    »Ich glaube nicht, dass Tschechien ganz so gefährlich ist wie Russland. Allerdings sagt die Polizei, dass es eine ukrainische Mafia gibt. Davon geht sie im Augenblick jedenfalls aus. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Unternehmen, in die wir investieren, in solche Sachen verwickelt sind.«
    »Das weiß man nie«, sagte Duncan. »Da drüben ist doch alles Junk, Schrott, oder?«
    »Börsentechnisch ja, da ist es Junk, aber das heißt doch nur, dass sie im Rating schlecht abschneiden, nicht, dass die Emittenden Gauner sind.«
    »Schon, aber man weiß nie, wer hinter ihnen steht.«
    Nachdenklich trank Chris einen Schluck. »Das ist wahr«, gab er zu. Richtig war, dass die Unternehmen zu dem Zeitpunkt, wo Carpathian investierte, für westliche Ansprüche aufpoliert worden waren. In der Phase der Anarchie, die in all diesen Ländern den Übergang vom Kommunismus zum Kapitalismus geprägt hatte, hatten Gier, Korruption und Gewalt geherrscht. Sogar für Lenka war die Situation manchmal undurchsichtig gewesen. Das war einer der Gründe, warum sie unbedingt kleine Büros an Standorten wie Prag eröffnen wollte. »Vielleicht hat es tatsächlich mit einer unserer Investitionen zu tun.«
    »Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr«, sagte Duncan.
    Sie saßen in tiefem Schweigen und dachten an Lenka.
    »Weißt du, sie war die einzige Frau, die ich wirklich geliebt habe«, sagte Duncan.
    »Und was ist mit Pippa?«, fragte Chris. Pippa war Duncans Frau. Sie waren drei Jahre verheiratet gewesen und hatten sich vor sechs Monaten getrennt.
    Duncan schüttelte den Kopf. »Ich mochte Pippa und fand sie sehr anziehend, aber ich habe sie nie geliebt. Das war das Problem.« Er trank sein Glas aus. »Nachdem die Sache mit Pippa schief gegangen war, habe ich viel an Lenka gedacht. Im Grunde genommen hab ich Lenka nie richtig vergessen können. Ich weiß, wir sind nur ein paar Monate zusammen gewesen, aber das sind die einzigen Monate gewesen, in denen ich mich wirklich lebendig gefühlt habe.«
    Chris fand, dass Duncan ein bisschen übertrieb, wollte sich aber nicht mit ihm streiten. »Sie war schon was ganz Besonderes«, sagte er.
    »Nicht wahr?«, sagte Duncan und lächelte zum ersten Mal. »Sie war so warmherzig, so großzügig, so lebendig. Und sie hatte mehr Sex als jede andere Frau, die ich kennen gelernt habe. Was ich für sie bedeutet habe, weiß ich nicht. Ich kann gut verstehen, dass sie mich abserviert hat.«
    »Das ist alles schon so lange her«, sagte Chris.
    »Mir kommt es vor, als wäre es gestern gewesen«, sagte Duncan. »Ich weiß noch genau, wie sie sich anfühlt, wie sie riecht und wie sie lacht. Erinnerst du dich an ihr Parfüm? Wie heißt es noch? Annick Goutal? Bei uns im Büro ist eine Französin, die es benutzt. Jedes Mal, wenn ich an ihr vorbeikomme, muss ich an Lenka denken. Dann ist sie plötzlich wieder da.« Seine Augen wurden feucht, und er blickte auf die Tischplatte hinunter. »Damals war was zwischen uns. Ich bin sicher, dass es ihr genauso gegangen ist. Wenn wir nach dem Programm zusammen geblieben wären, sähe mein Leben heute ganz anders aus.«
    Abermals wollte Chris widersprechen, Duncan auf die Unstimmigkeiten in seinen Annahmen hinweisen, und abermals besann er sich eines Besseren. Sicherlich wäre Duncans Leben anders verlaufen, wenn er mit Lenka zusammen geblieben wäre. In den letzten zehn Jahren war es nicht gut gelaufen für Duncan.
    Er kam nicht über Alex’ Tod hinweg. Die Schuldgefühle machten ihn fast kaputt. Sie zerstörten, was ihm an Selbstbewusstsein geblieben war. Er war voller Bitternis, Wut und Selbstmitleid. Seine naive Unschuld und sein Dackelcharme waren dahin. Sein glattes Gesicht bekam Furchen, sein Kinn verdoppelte sich, und eine kleine Wölbung zeichnete sich über dem Gürtel ab. Auch sein gewinnendes Lächeln blieb auf der Strecke. Durch seine Verbitterung und die ständigen Selbstvorwürfe verlor er die meisten seiner Freunde. Chris hielt ihm die Stange. Es war nicht nur Treue gegenüber einem alten Freund. Die Vertuschung der Umstände von Alex’ Tod hatten bei Chris zwar kein Gefühl der Schuld, aber doch der Komplizenschaft geschaffen. Er konnte Duncan einfach nicht fallen lassen. Ian schon, womit er auch nicht lange wartete.
    Kaum war Duncan wieder in London, wurde er von Bloomfield

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