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Das Programm

Titel: Das Programm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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bewegen konnte, im Fonds zu bleiben. »Aber ich kann dir versichern, dass der Fonds in meinen Händen vollkommen sicher ist. Wir haben breit gestreut. Der Markt schwächelt zwar im Augenblick, aber wir rechnen damit, dass er sich erholt. Du verdienst bei uns gutes Geld, Rudy, das kann ich dir versichern.«
    »Bei uns?« Da war ein winziger Anflug von Spott in Rudys Stimme, der Chris sofort auf die Palme brachte.
    »Sicher, bei mir und meinen Kollegen.«
    »Und die sind?«
    »Ich habe hier zwei Assistenten.«
    »Aber im Wesentlichen schmeißt du den Laden?«
    »So ist es«, gab Chris zu. »Aber ich finde sicherlich bald einen Partner.«
    »Wir wissen doch beide Bescheid«, sagte Rudy, und ein unangenehmer Unterton schlich sich plötzlich in seine Stimme.
    »Was meinst du damit?«, fragte Chris scharf.
    »Ich meine damit, dass ich deine Geschichte kenne.«
    »Sprichst du über die Sache mit meinen Weggang bei Bloomfield Weiss?«
    »Genau die.«
    Chris schwieg.
    »Ich will ganz offen mit dir sein«, sagte Rudy. »Damit wir wissen, wo wir stehen.«
    »Du weißt ganz genau, dass ich für die Verluste nicht verantwortlich war.«
    »Wenn du’s sagst. Ich war nicht dabei.«
    »Ganz recht, du warst nicht dabei!«, fuhr Chris ihn an und bedauerte es augenblicklich. Er musste unbedingt ruhig bleiben. »Lenka wusste, dass es nicht meine Schuld war. Sie hat mir vertraut.«
    »Lenka war eine intelligente Frau. Ich gestehe dir offen, dass ich auf sie gesetzt habe, als wir bei Carpathian investiert haben. Jetzt, wo sie tot ist …«
    Chris atmete tief durch. »Kann ich dich mit irgendwas umstimmen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Wie wär’s, wenn ich nach Hartford käme?«
    »Das wird keinen Zweck haben.«
    Chris traf eine Entscheidung. »Ich komme. Dann können wir weiter darüber reden.«
    »Ich hab gesagt, dass es keinen Zweck hat«, sagte Rudy ungeduldig.
    »Hör zu, Rudy. Wenn du euer Geld aus dem Fonds ziehst, dann ist das für mich, was du eine ›schwerwiegende Veränderung‹ nennen würdest, eine schwerwiegende Veränderung, die mich sehr trifft. Da schuldest du mir schon eine Stunde, damit wir darüber sprechen können.«
    Rudy dachte nach. »In Ordnung. Wenn du darauf bestehst.«
    »Ich bestehe darauf. Ich komme am nächsten Donnerstag, sagen wir, um zwei Uhr?«
    »Ich habe die ganze nächste Woche zu tun.«
    »Was ist mit Freitag?«
    »Ich habe gesagt, die ganze nächste Woche. Von Mittwoch bis Freitag bin ich in Kalifornien.«
    »Okay, was ist mit dem Montag darauf? Ich bin um neun Uhr da.«
    »Neun Uhr ist unmöglich. Wir haben eine Morgenbesprechung.«
    »Zehn? Hör zu, Rudy, ich komm zu dir ins Büro, und du wirst mich nicht davon abhalten.«
    Rudy seufzte. »Okay, halb elf.«
    »Bis dann«, sagte Chris und legte auf. »Arschloch«, murmelte er.
    Am schlimmsten traf ihn, dass Rudy nicht das geringste Anzeichen des Bedauerns über Lenkas Tod hatte erkennen lassen. Nicht ein einziges Mal. Er griff sich sein Jackett und nahm den Mantel vom Garderobenständer. »Ich gehe ein bisschen spazieren«, teilte er Tina mit und verließ das Büro.
    Er überquerte die Oxford Street und befand sich bald auf dem breiten, großzügig gestalteten Portland Place. Feucht und kalt drang ihm der Wind durch den Mantel. Obwohl kein Schnee auf Londons Straßen lag, kam ihm das Wetter kälter vor als in Prag.
    Unfassbar, dass ihn die Bloomfield-Weiss-Äffäre schon wieder heimsuchte. Warum konnte die Welt sie nicht einfach vergessen? Er hatte versucht, die Geschichte aus seinem Gedächtnis zu streichen, mit begrenztem Erfolg. Jetzt wurde ihm klar, dass sie ihn sein Leben lang verfolgen würde. Irgendwo würde sich immer irgendjemand an diese Sache erinnern und versuchen, sie gegen ihn auszuspielen.
    Erneut packte ihn die Wut über die Ungerechtigkeit der ganzen Affäre, und er begriff, wie angenehm die Klärung durch einen Prozess sein kann. Er ist zwar kostspielig und ungewiss, bietet aber die Möglichkeit, sich die eigene Version der Ereignisse öffentlich bestätigen zu lassen. Er hatte damals auch an eine gerichtliche Klage gedacht, sogar ein paar Hundert Pfund ausgegeben, um die Angelegenheit mit einem Rechtsanwalt zu besprechen, sich dann aber gegen einen Prozess entschieden, weil die Aussichten auf einen klaren Sieg gering, auf gewaltige Prozess- und Anwaltskosten jedoch so gut wie sicher waren. Es sah nach einem schlechten Geschäft aus. Jetzt wünschte er, er hätte es trotzdem getan.
    Er war bei Bloomfield Weiss zu einem guten

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