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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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der einzige, der Zugang zu allen Informationen hat. Ich wette, dass er sich bestens damit auskennt.“
    „Meinst du, er hat auch meinen Pass?“
    Andisteckte sich eine Zigarette an. „Und ob. Ich gehe jede Wette ein, dass er jede Kleinigkeit über dich weiß!“
    Miriam dachte angestrengt nach. Josua! Ob in dem Computer auch etwas über Josua stand? Sie starrte auf die Rauchschwaden, die von Andis Zigarette aufstiegen.
    „Ich möchte das auch mal probieren.“
    Andy zog die Brauen zusammen. „Nee, lieber nicht. Es ist ne dumme Angewohnheit.“
    Miriam schaute ihn bittend an, und schließlich reichte er ihr die Zigarette.
    Sie sog tief den blauen Rauch ein und begann zu husten.
    „Hab’ ich dir doch gesagt“, meinte Andi lachend.
    Miriam gab ihm die Zigarette zurück. Sie plauderten und redeten über dies und das, bis das Gespräch nach und nach tiefer wurde. Miriam erzählte über ihr Leben. Und dann sprach sie über Josua. Zunächst hörte Andi ihr mit einem aufkeimenden Gefühl der Eifersucht zu, bis ihm klar wurde, dass Josua nichts weiter als ein Freund war, so eine Art Bruder. Sein Zorn auf diesen Täufer wuchs immer mehr. Der Typ ging mit den Leuten um, als seien sie sein Eigentum.
    „Ich glaube, wir sollten diesem Täufer mal einen Besuch abstatten“, sagte er grimmig. Miriam fuhr erschrocken auf, aber dann wurde ihr klar, dass das gar kein so schlechter Einfall war. „Glaubst du, in diesem Computer findest du auch etwas über Josua?“
    „Ich würde darauf wetten!“
     
    Sie hatten sich für dreiundzwanzig Uhr verabredet. Miriam schaute nervös auf die Uhr am Ende des Ganges und kniff die Augen zusammen, weil sie in der Dunkelheit das Zifferblatt schlechtlesen konnte. Es war kurz vor elf.
    Sie zuckte zusammen, als es leise an der Fensterscheibe klopfte. Andi stand auf dem Gerüst und grinste verschwörerisch. Miriams Augenlider klappten immer wieder zu. Nur mühsam gelang es ihr, das Fenster zu öffnen. Sie drohte in einem trägen Wirbel aus Gleichgültigkeit zu versinken. Warum stand sie mitten in der Nacht auf dem Gang, der zum Zimmer des Täufers führte? Was wollte sie nur hier? Warum stand das Fenster offen? Wer war der fremde Junge, der über die Fensterbrüstung kletterte?
    „Miriam? Ist alles in Ordnung?“, fragte Andi besorgt. Das Mädchen war bleich und schwankte mit geschlossenen Augen. „Miriam?“ Die Straßenlampen entlang der Zufahrt warfen fahles Licht auf ihr Gesicht, sie sah aus wie ein Geist. Ihre Pupillen waren klein und verengt. Andi runzelte die Stirn. Eigentlich hätten sie in der Dunkelheit weitaus größer sein müssen, um das spärliche Licht aufzufangen.
    „Geht’s wieder?“, fragte er. Miriam blinzelte zweimal und blickte ihn überrascht an, als sähe ihn in zum ersten Mal. „Es ist … alles in Ordnung“, murmelte sie. Sie machte sich von ihm los und wankte auf die Tür am Ende des Ganges zu. Miriam biss die Zähne zusammen und versuchte, sich zu konzentrieren. Was stimmte bloß mit ihr nicht? Ihr Unwohlsein hatte sich in den letzten Stunden wieder verschlimmert.
    Andi folgte ihr und untersuchte das einfache Schloss. „Kein Problem“, sagte er und begann mit einem hakenförmigen Werkzeug in dem Mechanismus herumzustochern.
    „Sagtest du nicht, ihr kennt hier keine verschlossenen Türen?“, fragte er flüsternd. „Sieht so aus, als ob das nichtfür alle gilt!“
    Das Schloss gab ein leises Klicken von sich. Andi drückte die Klinke herunter, die Tür schwang lautlos auf. Miriam trat hinter ihm in den Raum. Andi ging auf den Eichenschrank in der Fensterecke zu. „Ist er das?“, fragte er neugierig. Miriam nickte stumm.
    Andi öffnete die Schranktüren. Dahinter verbarg sich ein Rechner der jüngsten Generation mit Monitor und Tastatur. Andi fuhr den Computer hoch. Er rechnete nicht mit Passwörtern und Zugangssperren. Der Täufer hatte sich ein perfektes Sicherheitssystem geschaffen, denn niemand außer ihm hatte eine Ahnung, dass es diesen Computer überhaupt gab.
    Miriam konnte ihm nicht helfen. Stattdessen wandte sie sich dem Schreibtisch zu. Sie fühlte sich wieder etwas besser als vorhin und wunderte sich über die Phasen der Apathie, die sie seit dem Abendessen wieder häufiger überkamen.
    Leise zog sie die Schubladen auf und untersuchte den Inhalt. In der untersten Lade stieß sie auf einen Stapel Pässe. Darunter fand sie auch einen Kinderausweis, der auf den Namen Miriam Schumann lief. Sie strich mit den Fingern über das Passfoto. Es zeigte ein

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