Das Prometheus Projekt
sich und fühlte besorgt Adrians Puls. „Das war das letzte Mal. Ich steige aus“, sagte er mit bebender Stimme.
„Aber Dr. Janson. Das Ende unserer Zusammenarbeit legen wir fest, das war Ihnen doch hoffentlich klar?“
„Es war nie die Rede davon, dass Menschen in Gefahr geraten. Ich will mit dieser Sache nichts mehr zu tun haben.“
„Sie stecken bis zu Hals in der Scheiße. Prometheus zieht Ihnen mit einem Fingerschnippen den Boden unter den Füßen weg und Sie strampeln mit den Füßen in der Luft!“
„Sie haben es versprochen!“ flehte Janson flehte.
„Hören Sie zu. Sie werden jetzt folgendes tun!“ Und Dr. UllrichJanson hörte zu. Die Stimme des Mannes im Tarnanzug klang entsetzlich kalt, während er seine Anweisungen gab.
26 Gideon
26
Gideon
Miriam hielt den Kopf gesenkt, als wolle sie beten. In Wirklichkeit presste sie lediglich die Hände zusammen, damit Gideon nicht sehen konnte, wie sehr sie zitterten. Weder der Täufer noch der beschränkte Gideon ahnten, dass ihr Einfluss auf Miriam zusammenschmolz.
Sie hatte keine Zeit gehabt, einen Ausweg aus dieser Zwickmühle zu finden und musste das Spiel vorerst mitspielen. Dem Täufer ins Gesicht zu spucken und einfach durch das Tor zu gehen, hätte mehr Mut gefordert, als sie besaß. Bereits die einfache Aufgabe, ins nächste Dorf zu gelangen und dort die Telefonnummer der Selbsthilfegruppe anzurufen, türmte sich wie ein unüberwindliches Gebirge vor Miriam auf.
Sie warf Gideon einen verstohlenen Blick zu. Er saß mit zusammengekniffen Lippen neben ihr auf dem Fahrersitz und starrte unentwegt geradeaus. Wenigstens war sie so nicht gezwungen, seine schiefen Zähne anzusehen. Miriam glaubte zu wissen, was in seinem Kopf vorging. Alles fügte sich zusammen, weil es Gottes Wille war. Sie alle waren Werkzeuge des höchsten Gottes. Sie konnten sich dagegen stemmen oder vor ihrer Aufgabe davonlaufen, es machte keinen Unterschied. Wenn der Höchste sie für diese Mission auserkoren hatte, würden sie Seine Befehle ausführen, gleichgültig welche Zweifel sie auch beschlichen. Es war ihr Schicksal. Gideon mochte noch immer von diesen abstrusen Lehren durchdrungen sein, bei Miriam verloren sie zusehends ihre einschüchternde Wirkung.
Gideon ließ den unauffälligen grauen Opel Astra langsam durch die abendlichen Straßen der Wohnsiedlung rollen. Es regnete. Die Scheibenwischer wanderten monoton über die Windschutzscheibe und hinterließen schmutzige Schlieren.
„Der Regen bringt uns einen großen Vorteil“, erklärte Gideon. „Bei diesem Wetter läuft niemand auf der Straße herum und hält nach fremden Autos Ausschau.“ Es klang, als wolle er sich selbst beruhigen.
Miriam beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Gideon betrachtete neidvoll die hell verputzten Häuser mit ihren sauberen Vorgärten. An manchen Haustüren hingen herbstlich geschmückte Gestecke, und aus den Fenstern drang warmer Lichtschein.
Miriam wusste, was er ihr gleich erklären würde. Das war nicht ihr Leben. Gott hatte es nicht für sie vorgesehen. Und schließlich würden sie am Ende den Lohn für ihre Standhaftigkeit erhalten, während die Menschen, die noch scheinbar glücklich hinter den schützenden Mauern ihrer Reihenhäuser lebten, in der Hölle verrotten würden. Die zufriedenen Gesichter und der üppige Wohlstand waren nichts weiter als eine Fassade. Dahinter jedoch waren Streit und Missgunst, Neid und Hass zu Hause. Der Teufel half ihnen dabei, den Schein zu wahren, dafür bekam er ihre Seelen. Sie hatten ihren Lohn bereits empfangen. In Wahrheit war Gideon ganz einfach neidisch.
Er hatte ihr erzählt, dass er oft durch diese Straßen gelaufen war, für ihre Sache geworben und versucht hatte, diese Menschen dem Bösen zu entreißen. Dabei hatte er immer wiedererlebt, dass der Täufer Recht hatte. Die Menschen begegneten ihm mit Misstrauen und Ablehnung, manche mit offener Feindschaft.
Kein Wunder bei deinen grausamen, kalten Augen , dachte Miriam schaudernd.
„Du musst da vorne abbiegen“, sagte sie. Sie hatte den Stadtplan studiert und sich schnell zurecht gefunden.
„Ich weiß, wo Husseks Haus ist“, sagte Gideon gereizt.
Miriam schwieg. Sie hatte nur helfen wollen, dabei aber nicht bedacht, dass Gideon sich nicht von einer Frau vorschreiben ließ, wohin er zu fahren hatte. Seine Überheblichkeit begann sie zu ärgern.
Gideon lenkte den Wagen in eine Nebenstraße, die steil bergan führte. „Du bist nervös“, sagte er.
„Nein, bin ich
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