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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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beobachtet und ist verstört. Aber der Junge war halb wahnsinnig vor Angst und nicht dazu zu bewegen, mit mir an den Tatort zurückzukehren. Er hat etwas Außergewöhnliches gesehen!“
    „Du meinst, er lügt, weil sein Verstand es nicht verkraftet, die Wahrheit zu sagen?“
    Sehner kehrte zur Bahre zurück. „Er hat mich nicht angelogen, da bin ich sicher. Aber ich frage mich, ob er die ganze Wahrheit erzählt hat.“ Er überlegte einen Augenblick. „Du hast gesagt, der alte Mann sei vor Angst gestorben.“
    Engelmann bestätigte das. „Er hat tatsächlich Blut geschwitzt. Das ist sehr selten, aber durchaus möglich. Gestorben ist er an einem Herzinfarkt, ausgelöst durch immensen Stress.“
    Sehnerblickte überrascht auf. „Das konntest du noch feststellen?“
    Engelmann lächelte. „Warum nicht? Wir haben sein Herz ja gefunden.“
    Sehner blickte stumm in das fahle Gesicht des Toten.
    „Was denkst du?“, fragte der Pathologe.
    Sehner schüttelte den Kopf. „Wirres Zeug.“
    „Erzähl’s mir!“
    „Nein, es hört sich zu verrückt an. Wir können so etwas nicht ernsthaft in Erwägung ziehen.“
    „Dann sag ich es dir: Die Täterbeschreibung passt zu einem Werwolf. Das hast du gedacht, nicht wahr?“
    Sehner blickte dem Pathologen in die Augen. „Wie lange kennen wir uns?“
    Engelmann deckte den Toten zu und schob ihn zurück ins Kühlfach. „Nächsten Januar werden es vierzig Jahre“, antwortete er. „Keine Angst, ich halte dich nicht für senil. Mir ging der gleiche irre Gedanke durch den Kopf. Wenn man soviel erlebt hat wie wir, darf man auch mal ein bisschen spinnen.“
    Engelmann kehrte in den Obduktionsraum zurück. Sehner wappnete sich für den Anblick des Mädchens.
    Der Pathologe zog das Laken zurück. Der Schrecken in ihrem Gesicht war nicht so ausgeprägt wie bei dem Obdachlosen, aber trotzdem deutlich zu erkennen.
    „Ich nehme an, du hast noch eine weitere Gruselgeschichte auf Lager“, sagte Sehner dumpf.
    “Ich kann dir sagen, woran sie gestorben ist, aber das Wie ist mir unerklärlich.“
    Er massierte seine Glatze und fuhr dann fort: „In ihrem Kopfsind sämtliche Blutgefäße geplatzt. Sie sind regelrecht explodiert.“ Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Es muss ein irrsinniger Druck in ihrem Schädel geherrscht haben.“
    Sehner starrte auf den hässlichen umlaufenden Schnitt, der rings um ihren rasierten Kopf verlief und stellte sich Engelmann mit einer elektrischen Säge in der Hand vor, wie er eine lustige Melodie pfiff und das Gehirn der Toten freilegte. Sein Magen rebellierte, obwohl er den Anblick von Leichen gewohnt war. „Eine natürliche Ursache schließt du aus?“
    Engelmann lachte trocken. „Nicht mal ein kettenrauchender, alkoholkranker Sumuringer könnte einen solchen Blutdruck länger als ein paar Sekunden überleben! Nein, unmöglich.“
    „Die Täterbeschreibung der Prostituierten deckt sich mit der Aussage des Jungen. Es muss derselbe Täter gewesen sein“, sagte Sehner. „Zwei Zeugen können uns nicht die gleiche Lügengeschichte auftischen.“
    Engelmann deckte das Gesicht der Toten wieder zu. „Sonst habe ich keine Verletzungen festgestellt. Sie hatte weder Geschlechtsverkehr in den letzten vierundzwanzig Stunden noch wurde sie vergewaltigt.“
    „Was ist mit anderen Spuren? Fingerabdrücke, Haare, Hautreste für eine DNA-Analyse?“
    „Da kann ich dir weiterhelfen. Wir haben Hautpartikel und Keratinfragmente. In der Brusthöhle des Obdachlosen haben wir einen abgebrochenen Fingernagel gefunden.“ Engelmann runzelte die Stirn. „Der Kerl muss verdammt lange Fingernägel haben.“
    Sehner schluckte hart.
    „Die Untersuchung läuft. Ein Ergebnis kann ich dir frühestens morgen Abend präsentieren“, fügte Engelmann hinzu.
    Sehner blickte kopfschüttelnd aus dem Fenster. „Welche Kreatur macht so etwas?“
    Der Pathologe schob die Bahre mit dem Mädchen zurück in den Kühlraum. „Du bist hier die Spürnase. Und dennoch – ich an deiner Stelle würde den Fall Windhagen übergeben. Wenn noch ein Mord geschieht, wird sowieso eine Sonderkommission einberufen.“
    Sehner schaute auf. „Du meinst, er wird wieder töten?“ Engelmann blickte resigniert über die Schulter. „Du etwa nicht?“
    Es klopfte leise an der Tür. Windhagen trat ein. Er wirkte nervös.
    „Wenn man vom Teufel spricht“, rief Engelmann fröhlich aus dem Kühlraum herüber.
    „Was gibt’s?“
    „Wir haben noch einen Mord!“, sagte Windhagen heiser. „Pfarrer

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