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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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dort ein Versteck, dort mussten Männer auf dem großen Schwimmbagger arbeiten, musste Hilfe sein. Er musste weiter, schnell weiter!
    Adrian lief um die geschlossene Schranke herum und stand kurz darauf am Ufer des Baggersees. Der See lag still i n der Mittagshitze, das grelle Licht spiegelte sich in Millionen glitzernder Reflexe auf der unbewegten Wasseroberfläche.
    Natürlich! Die Kiesgrube war letzten Winter stillgelegt worden, weil sie nicht mehr rentabel genug war. Hier war niemand, abgesehen von einem altersschwachen Biber und ein paar Eichhörnchen; und vier üblen Schlägern, die es auf einen elfjährigen Jungen abgesehen hatten.
    Adrian schaute sich verzweifelt in dem weiten Rund der Grube um. In der Mitte lag der kreisrunde tiefe See, der etwa hundert Meter im Durchmesser maß. Rechts und links erstreckte sich dichter Kiefernwald, der zum See hin zurückwich und den steil aufragenden Felswänden Platz machte. Der Baggersee ruhte in ihrer Mitte wie der Krater eines Meteoriteneinschlages. Am Ende des Talkessels, hinter dem Schwimmbagger am anderen Ufer, stiegen die Felswände beinahe senkrecht zwanzig Meter in die Höhe. Wer Mut hatte, konnte an den Felsen hinauf klettern, aber es war lebensgefährlich. Und dort oben, hinter der Felswand, lagen in einem Kilometer Entfernung hinter den Maisfeldern die ersten Häuser.
    „Wir haben ihn!“, schrie Brad triumphierend. Adrian drehte sich ruckartig um. Brad hatte die Kuppe erklommen und thronte dort oben wie ein Feldherr. Sekunden später waren auch die anderen da, der fette Mike hatte einen knallroten Kopf und pfiff keuchend durch seine Zahnlücke. Er hatte sich beide Knie bei dem Sturz aufgerissen und blutete wie ein Schwein auf der Schlachtbank. Und er gierte danach, seine Wut an Adrian auszulassen. Brad warf sein Rad in den Graben und kam den Hügel herunter. „Diesmal mach’ ich dich fertig, Sykes!“, geiferte er.
    Adrian wich langsam vor Brad zurück. Brad war ein Jahr älter und groß und kräftig. Außerdem hatte er keine Hemmungen, anderen weh zu tun. Seine drei Spießgesellen verteilten sich und kamen in einem Bogen auf Adrian zu, Phil grinste immer noch von einem Ohr zum anderen.
    „Ich hab’ nichts mit dir zu schaffen, Brad. Hau ab und lass mich in Ruhe!“, rief Adrian. Seine Stimme bebte, die Augen suchten hastig nach einem Ast oder einem Stein, der ihm als Waffe dienen konnte. Aber der Kiesgrund über dem Seeufer war so leer, als hätte jemand gestern noch gründlich gefegt.
    Brad hob drohend den Arm und zeigte mit dem Finger auf Adrian. „Ich hab’s dir schon mal gesagt, Sykes. Du und deine verdammte Nazifamilie habt hier nichts verloren!“
    Adrian ballte die Fäuste. Für einen Moment war er versucht zu vergessen, dass seine Chancen schlecht standen. „Ich hab’ das gleiche Recht wie du auf diese Schule zu gehen“, schrie er zornig zurück. „Mein Großvater war Deutscher, na und? Ich bin genauso Amerikaner wie du!“
    Adrian wich weiter zurück, bis er mit den Fersen am Rand des Felsüberhanges stand, der wie ein Sprungbrett über den See hinausragte. Er fragte sich, was sein Großvater getan hätte. Der alte Mann musste ein Teufelskerl gewesen sein Er hatte den Nazis die Stirn geboten, als alle wie die Lemminge Hitler nachliefen und war dann nach Amerika geflohen, um dort sein Glück zu machen. Grandpa hätte sich bestimmt nicht von Brad einschüchtern lassen.
    Brad spuckte aus und stapfte auf Adrian zu. „Du hast dich bei Mister Carlis ausgeheult. Das war ein verdammter Fehler! Dafür werde ich dich in die Gosse zurückprügeln, aus der du gekrochen bist!“
    Adrians Gedanken rasten. Er hatte keine Ahnung, wovon Brad sprach.
    „Und weißt du was? Carlis ist zu meinem Vater gegangen. Der Alte war fuchsteufelswild. Das Sommercamp kann ich in diesem Jahr abschreiben. Und daran bist du schuld!“
    Adrian dämmerte es plötzlich. Darum war Brad so wütend. Er hatte schon seit längerem vermutet, dass ihr Sportlehrer bemerkt hatte, welches Spiel Brad mit Adrian trieb.
    „Irrtum, Brad“, sagte er. „Daran bist du ganz alleine schuld. Aber das würdest du nicht mal merken, wenn man’s dir mit nem Hammer einprügeln würde. Komm mich doch holen, wenn du den Mut dazu hast!“
    Er drehte sich um, nahm Anlauf und sprang kopfüber in den See, der anderthalb Meter unter ihm lag. Das kalte Wasser war ein Schock nach der Hitze des Mittags. Sofort tauchte Adrian wieder auf, schnappte nach Luft und kraulte auf den Schwimmbagger am anderen Ende

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