Das Prometheus Projekt
erwischen. Und dann würde es mehr als nur Prügel geben.
Adrian trampelte wie verrückt und suchte nach einem Ausweg. Er war am Ortsschild vorbeigerast und näherte sich dem Bahnübergang eine Meile hinter dem Ort. Dort zweigte ein Schotterweg ab, der zur Kiesgrube führte. An warmen Sommertagen war es herrlich dort. Obwohl das Baden in dem kreisrunden Baggersee verboten war, gab es nichts Schöneres, als in der Nachmittagshitze in dem klaren, kühlen Wasser zu schwimmen und im Schatten der hohen Felswände zu faulenzen, und vielleicht von Susan Hoffner zu träumen.
Adrian bremste und bog in den Zufahrtsweg ein, wobei sein Hinterrad gefährlich rutschte. Er passierte die scharfe Biegung, stieg aus dem Sattel und beschleunigte wieder, was seine Beine hergaben. Inzwischen brannten seine Lungen von der Anstrengung, und sein Körper schrie nach einer Pause. Aber nur wenn er den Wald rings um den See erreichte, hatte er eine Chance zu entkommen.
Auf der anderen Seite des Waldstreifens lagen die ersten Häuser der Siedlung. War er erst einmal dort, würde Brad es nicht mehr wagen, ihn anzurühren.
Adrians Gedanken überschlugen sich. Was zum Teufel hatte Brad so wütend gemacht? Der Angeber hatte es ständig auf ihn abgesehen, aber er konnte sich an keinen Vorfall der letzten Tage erinnern, der dazu Anlass gegeben hätte, ihn derart rasend zu machen.
Der Junge tauchte in den dunklen Kiefernwald ein. Die Baumkronen bildeten ein dichte s grünes Dach und warfen kühle Schatten auf den Waldboden. Dreißig Meter vor ihm begann der Weg anzusteigen. Wenn er den höchsten Punkt überwunden hatte, war Adrian wenige Augenblicke lang für seine Verfolger unsichtbar und hatte eine Chance, sie abzuschütteln.
Adrian spürte Tränen auf seinen Wangen. Er war kein Feigling, aber auch kein Raufbold, nur ein elfjähriger Junge mit einer Bande von Idioten im Nacken. Trotzig biss er die Zähne zusammen und raste auf die Erhebung zu. Es war keine Schande, Angst zu haben – die halbe Schule hatte Angst vor Brad und seinen Schlägern - doch diese Erkenntnis half ihm im Augenblick überhaupt nicht. Es gab ein paar Jungs in der Schule, die ständig in Prügeleien verwickelt waren, und Brad war der schlimmste Raufbold von allen. Adrian fragte sich, warum der Idiot nicht schon längst von der Schule geflogen war und vermutete, dass Brads Familie dahinter steckte. Sein Vater war ein erfolgreicher Anwalt, dessen Klientel sich aus den oberen Zehntausend des reichen Chicagos zusammensetzte. Obwohl John T. Wilson nur ein gerissener Winkeladvokat war, saß er im Stadtrat von Mayville und bekleidete eine Reihe von ehrenamtlichen Positionen, die ihn in die Lage versetzen, überall seine schmutzigen Finger im Spiel zu haben. Hinter seiner aufgesetzten Wohltätigkeit versteckte sich die Absicht, stets seine Interessen zu wahren. Daher besaß er genügend Einfluss, Brad trotz seiner ständigen Eskapaden vor der Schande eines Rauswurfes zu bewahren. Zudem war die John F. Kennedy-School eine private Einrichtung, die jede finanzielle Zuwendung dankbar in der Tasche verschwinden ließ, ohne nachzufragen, woher die Spende stammte.
Als er den Buckel beinahe erreicht hatte, schaute Adrian sich gehetzt um. Brad und seine Getreuen hatten den Bahnübergang passiert und holten wieder auf. Der Angeber feuerte die anderen aus Leibeskräften an. Seine Worte verloren sich zwischen den schlanken Kiefern und schallten als alptraumhafte Fetzen durch den Wald. Der fette Mike hatte sich auf die Nase gelegt und hüpfte vor Schmerz auf einem Bein. Aus Adrians Schluchzen wurde ein schadenfrohes Lachen.
Im nächsten Augenblick geschah es. Kaum hatte er den Hügel hinter sich gebracht, rutschte das Vorderrad an der glatten Wurzel einer Kiefer ab. Adrian versuchte verzweifelt, das Gleichgewicht zu halten, aber es war zu spät. Das Fahrrad rutschte unter ihm weg und brachte ihn zu Fall. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus den Lungen, er landete hart auf dem mit Kieseln übersäten Waldweg und riss sich Knie und Handflächen blutig. Benommen blieb er einen Moment liegen, was ihn seinen Vorsprung kostete. Adrian rappelte sich auf und beugte sich über das Mountainbike. Erschrocken sah er, dass die Gabel gebrochen war. Zeit, sich im Wald zu verstecken, blieb ihm nicht. Brads wütendes Gebrüll kam rasch näher.
Adrian ließ das Rad liegen und lief auf das Ende des Wirtschaftsweges zu. Hinter der gelb-schwarzen gestreiften Schranke lag die Kiesgrube. Vielleicht bot sich ihm
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