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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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Ausleger zu robben.
    „Er haut ab, die Ratte entwischt uns!“, schrie Mike. Brad knurrte zustimmend.
    Adrian kletterte so schnell er konnte den Ausleger entlang. Die Winkeleisen unter seinen Händen erzitterten summend, als sie von mehreren dicken Kieseln getroffen wurden. Phil heulte triumphierend auf.
    Adrian presste sich flach auf den Auslegerarm und zog sich mit Händen und Füßen nach vorne wie eine Raupe. Er hatte fast das Ende des Arms erreicht, als ein Stein seinen Hinterkopf streifte und eine blutige Schramme an seinem Ohr hinterließ. Es tat weh. Gott, tat das weh.
    Adrian bekam Angst, die Besinnung zu verlieren und in den glitzernden See tief unter ihm zu stürzen. Ihm wurde schwindelig, eine Minute drehte sich die Welt um ihn. Als er weiter kroch, verlor er das Gleichgewicht und rutschte mit den Beinen von dem rostigen Eisen ab. Einen Augenblick später klammerte er sich nur noch mit den Händen fest und hing vierzehn Meter über der unbewegten Oberfläche des Sees. Das kleine Felsplateau war noch drei Meter entfernt. Adrian biss die Zähne zusammen und versuchte, nicht an die schwindelnde Höhe zu denken. Er hangelte sich an den Streben entlang nach vorne, bis er das Plateau erreicht hatte und ließ sich dann fallen.
    Adrian landete hart auf dem felsigen Boden. Vorerst war er in Sicherheit, auch wenn der gefährlichste Teil der Kletterei noch vor ihm lag. Er lief an den Rand des Plateaus und blickte nach unten. Brad stieß laute Verwünschungen aus und begann die Felswand empor zu klettern – nicht so schnell wie Adrian - aber seine Wut machte ihn stark und gefährlich.
    Ein heißes Rinnsal tröpfelte an Adrians Hals herab. Er tastete nach seinem verletzten Ohr und zog die Hand zurück – sie war rot von Blut. Warum konnte ihn dieser Idiot nicht in Ruhe lassen?
    Das Blut an seinen Fingern machte ihm plötzlich klar, dass er sich Brad stellen musste. Er konnte nicht ewig vor ihm davonlaufen. Sein Problem war nur, dass er Prügeleien stets aus dem Weg ging, während Brad all die Tricks und Kniffe kannte, mit denen man auch einen stärkeren Gegner in die Knie zwingen konnte.
    Adrian biss die Zähne zusammen und wartete entschlossen, bis Brad das Plateau erreicht hatte. Zu spät erkannte er, dass er damit seinen Vorteil verspielt hatte. Denn solange Brad seine Arme und Beine zum Klettern brauchte, stellte er keine Gefahr dar. Brad hätte nicht gezögert, ihm auf die Finger zu treten, wenn er an seiner Stelle gewesen war. Aber Adrian war nicht wie Brad. Denn im Grunde verabscheute er es, sich zu prügeln. Brad schwang sich in diesem Moment über den Rand des Plateaus. Hier auf den heißen Felsen würde es zu einer Entscheidung kommen.
    „Hör zu, Brad! Lass mich einfach in Ruhe. Vielleicht helfe ich dir dann in Mathe und Physik. Das ist mein letztes Angebot!“ Adrian streckte beschwichtigend die Arme aus und wich zurück, aber er sah sofort, dass seine Worte vergebens waren. Es war ein Fehler, Brad Hilfe anzubieten, denn wenn er sie annahm, machte ihn das in den Augen seiner Freunde schwach.
    Adrian ahnte, warum Brad ihn hasste. Adrians Vater war ein kleiner Arzt, der sich mit Zähigkeit und Fleiß nach oben gearbeitet hatte und nun die Früchte seiner Arbeit eintrug. Er konnte seinen einzigen Sohn auf eine teure Privatschule schicken und ihm die beste Ausbildung geben, die es gab. Und dabei vergaß er nie seine eigene ärmliche Herkunft. Adrian sah, wie hart sein Vater arbeiten musste und revanchierte sich damit, indem er sich ebenfalls ins Zeug legte. Außerdem hatte er das Glück, dass ihm das Lernen leicht fiel, er war intelligent und begriff schnell. Brad hingegen war in eine elitäre Kaste hineingeboren worden und sah die gesellschaftliche Stellung seiner Familie als Privileg an. Und er war zu arrogant, um zu erkennen, dass es seine eigene Faulheit war, die zu den Schwierigkeiten führte, in denen er ständig steckte. Um wie vieles einfacher war es da, seine Unzulänglichkeit dadurch zu kompensieren, indem er Adrian Sykes die Schuld für sein Versagen gab. Dazu genoss Brad das Gefühl der Macht, das ihn erfüllte, wenn er Schwächere tyrannisierte.
    In Brads Gesicht spiegelte sich blanke Mordlust. „Ich brauche deine Hilfe nicht, Sykes. Niemand braucht dich und niemand will dich hier haben. Und da du das nicht kapierst, wirst du’s auf die harte Tour lernen müssen!“ Brad machte einen drohenden Schritt auf Adrian zu.
    „Mach ihn fertig, Brad!“, schrie Mike von unten. Die anderen drei

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