Das Prometheus Projekt
anzusehen.
Adrian schluckte eine Bemerkung hinunter. Nach einer Ewigkeit sagte sie: „Dr. Janson ist unser Chefarzt. Wenn Sie keinen Termin haben, wird er keine Zeit für Sie haben.“
„Sagen Sie ihm einfach…“
„Tut mir Leid, Dr. Janson operiert!“
Adrian gab sich geschlagen. „Und Frau Dr. Schreiner? Operiert sie auch?“, fragte er ungeduldig.
„Nein, das nicht, aber…“
Adrian winkte ab und ging auf den Korridor hinter dem Glaskasten zu. „Bemühen Sie sich nicht, ich kenne den Weg.“
Sie fand es unter ihrer Würde, ihm nachzulaufen. Stattdessen griff sie zum Telefon.
Adrian kümmerte sich nicht um sie und lief die Treppen hinauf. Er geriet schnell außer Atem, sein Puls pochte schmerzhaftin den Schläfen. Ohne auf das Schild zu achten, riss er nach alter Gewohnheit die erste Tür im dritten Stock auf. Ein junger Mann im Arztkittel sah von seinen Unterlagen auf und blickte ihn erstaunt an.
„Sie können hier nicht so einfach reinplatzen!“, rief eine Stimme hinter Adrian. Er wandte sich um. Eine stämmige Schwester marschierte auf ihn zu, die er nicht kannte.
„Ich suche Dr. Schreiner!“
„Gehen Sie bitte zum Empfang und lassen Sie sich einen Termin geben!“, sagte die Schwester bestimmt und schob ihn aus dem Zimmer.
„Bei dieser Kobra?“
Sie schnüffelte und roch seine Fahne. „Ich denke, Sie sollten jetzt besser gehen.“ Sie eilte ins Schwesternzimmer, nahm den Telefonhörer ab und beobachtete misstrauisch, ob er sich an ihre Anweisungen hielt.
„Frau Dr. Schreiner kennt mich, ich…“, begann Adrian erneut.
In diesem Moment sah er seine frühere Kollegin auf den Gang treten. Sie hob überrascht die Augenbrauen, bat Adrian in ihr Büro und schloss die Tür. „Was soll das? Willst du das Krankenhaus überfallen?“, fragte sie amüsiert.
Adrian ließ sich in einen Sessel fallen und massierte seine Schläfen. „Tut mir Leid“, sagte er.
Dr. Schreiner setzte sich hinter den Schreibtisch und kippte den Sessel nach hinten. „Geht’s dir gut? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!“
Adrian lachte tonlos. „Das ist genau das richtige Stichwort.“
„Soll heißen?“, fragte sie.
„Ich möchte Christinas Krankenakte einsehen.“
Sie seufzte. „Ich ahnte, dass es um die alte Geschichte geht. Warum willst du dir das antun?“
„Ich will wissen, was damals wirklich geschehen ist.“
Sie schaute ihn fragend an. „Janson war gestern bei mir.“
„Und? Was hat er dir erzählt? Dass ich ein Wrack bin?“
Sie beugte sich vor und stützte das Kinn in die Hände. „Er hält noch immer viel von dir. Janson will dich gerne wieder einstellen.“
„Ich wusste nicht, dass er ein solcher Samariter ist.“
„Er will dir nicht nur helfen. Wir brauchen einen guten Chirurg hier im Haus. Du solltest sein Angebot nicht so leichtfertig ausschlagen. Außerdem wird es dir helfen, wieder in die Spur zurückzukommen.“
„Gib mir einfach die Unterlagen von der OP.“
Sie schüttelte den Kopf. „Selbst wenn ich wollte, kann ich nicht. Der Vorgang ist zwei Jahre her. Ich weiß noch nicht mal, ob die Unterlagen überhaupt noch da sind.“
„Natürlich sind sie da!“ Adrian sprang auf. „Dann gehe ich eben selbst ins Archiv.“
„Adrian!“ Sie stand ebenfalls auf und trat um den Schreibtisch herum. „Du arbeitest nicht mehr in der Klinik. Du kannst nicht einfach hier herein marschieren und alles durcheinander wirbeln!“
Adrian sah sie prüfend an. „Man könnte fast meinen, ihr hättet etwas zu verbergen, du und Janson.“
„Und du fängst an, eine Paranoia zu entwickeln!“
„Wollt ihr mich in die Psychiatrie einweisen? Auf den Gedanken ist meine Schwiegermutter auch schon gekommen.“ Er wandte sich zur Tür. „Ich hole mir jetzt die Akte.“
„Adrian!“ Sie kam näher und legte ihm die Hand auf den Arm. „Ich weiß, wie schwer dich der Tod deiner Frau getroffen hat. Trotzdem musst du endlich loslassen. Christina hätte nicht gewollt, dass du so runterkommst!“ Sie wich unwillkürlich ein Stück zurück. „Du hast getrunken.“
„Ich brauche dein Mitleid nicht.“
Sie versuchte es mit einem Lächeln. „Lass uns mal zusammen ausgehen. Das bringt dich auf andere Gedanken.“
Adrian machte sich von ihr los. „Willst du dich wirklich in der Öffentlichkeit mit mir sehen lassen? Denk an deinen Ruf“, sagte er spöttisch. Er riss die Tür auf und prallte mit Janson zusammen.
Der Arzt packte ihn wortlos an der Schulter und schob ihn in sein
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