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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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Stunden mitteilen.
    Er ließ den winselnden Jack alleine im Haus zurück und setzte sich hinter das Steuer seines Geländewagens. Dass es sich bei der Fremden wirklich um Christina handelte, war im Grunde genommen absurd und mehr als unwahrscheinlich; und darum musste Adrian zunächst noch ein paar andere wichtige Fragen klären.
     
    Die letzte Begegnung mit Christinas Mutter war ein halbes Jahr her. Marla, Christinas jüngere Schwester, plante die Feier zu ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag. Sie rief Adrian an und überredete ihn, zu kommen.
    Marla war es gelungen, Adrian aus seiner Isolation zu locken. Zum ersten Mal in den anderthalb Jahren seit ChristinasTod hatte er über seine Trauer gesprochen und die Schuld, die auf seinen Schultern lastete.
    Adrian hatte sich noch nie so fehl am Platz gefühlt wie an diesem Abend. Wäre er in einem Käfig des galaktischen Zoos auf einem Planeten am Ende der Galaxis aufgewacht, hätte er sich nicht verlorener fühlen können. Christinas Familie empfing ihn korrekt, ja das war das richtige Wort: Korrekt! Unter dem höflichen Geplauder steckte eine Kälte, die ihn abstieß. Er gehörte nicht mehr dazu, weil er nicht mehr vorzeigbar war, und das ließ ihn seine Wahlverwandtschaft auf subtile Weise spüren. Angelas Stimme war kalt wie der Champagner in ihrem Kristallglas. Erst als er am nächsten Morgen mit dröhnendem Schädel aufgewacht war, war ihm klar geworden, warum ihn alle wie ein exotisches Tier angestarrt hatten: Seine Trauer um Christina hatte sein Innerstes nach außen gekehrt, er trug die Narben auf seiner Seele wie eine zweite Haut mit sich herum. Und ein solches Verhalten schickte sich nicht für die Kreise, in denen eine angesehene adlige Arztfamilie verkehrte. Angela trauerte genau wie Adrian, aber im Gegensatz zu ihm trauerte sie mit Fassung.
    Als er die vertraute, exakt geschnittene Ligusterhecke erblickte, parkte er den Geländewagen auf der anderen Straßenseite. Adrian stieg aus dem Wagen und ging auf den Eingang der Praxis zu, die sich in einem Flügel des Bungalows befand. Wenn er etwas über Christinas Familie herausfinden wollte, was er noch nicht wusste, war es an der Zeit, Angelas Spiel mitzuspielen.
    Er schritt den Kiesweg entlang vorbei an sauber gestutzten Rosensträuchern und Zwergkiefern. Der große Gartenstrahlte die gelassene Eleganz eines barocken Parks aus. Alles hatte seine Ordnung, jedes Ding seinen Platz, ganz so wie es Angela bestimmt hatte.
    Er betrat das leere Wartezimmer und setzte sich. Noch immer hatte er keine Ahnung, was er Christinas Mutter erzählen wollte, und er bekam auch keine Zeit mehr zum Grübeln. Die Tür zur Praxis öffnete sich. Ein junger Mann kam heraus, griff verstohlen nach seinem Mantel und verließ schnell das Wartezimmer. Adrian kannte dieses Verhalten und hatte nie richtig verstanden, warum die Leute ganz selbstverständlich zum Arzt gingen, wenn sie Halsschmerzen hatten oder unter einem Furunkel litten, sie aber einen Psychologen meist nur unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit aufsuchten.
    „Ich bin überrascht“, begrüßte ihn Angela. Sie stand in der offenen Tür, kühl und distanziert. Ihre Haltung, die leicht nach oben gezogenen Brauen und ihre dunklen Augen waren eine perfekte ältere Ausgabe von Christina.
    „Was führt dich her?“, fragte sie knapp. Keine Umarmung, kein Händeschütteln. Adrian konnte dieser Frau nichts vormachen. Am besten kam er gleich zur Sache. „Ich suche nach der Antwort auf eine Frage, die mich seit gestern beschäftigt.“
    „Und du glaubst, du findest sie hier?“
    „Nur hier.“
    „Ich will sehen, ob ich dir helfen kann.“ Sie bat ihn mit einer Geste einzutreten. „Aber ich habe wenig Zeit.“ Sie schaute betont auf die Uhr. „Ein Patient wird gleich vorbeischauen.“
    Adrian setzte sich in einen der beiden schwarzen Ledersesselvor der breiten Glasfront. Von hier aus betrachtet wirkte der Garten noch eindrucksvoller. An Sommertagen erstrahlte er in einem Meer von Blüten und Farben. Selbst der trübe Herbsttag ließ seine Pracht noch erahnen.
    Angela setzte sich. „Was beschäftigt dich?“
    „Du gibst mir die Schuld am Tod deiner Tochter, nicht wahr?“, platzte Adrian heraus. Er hatte diese Frage nicht stellen wollen, aber sie kam wie von selbst über seine Lippen.
    Angela schwieg und blickte auf den Garten. „Zu Beginn tat ich das, ja.“
    „Und heute?“
    „Es macht Christina nicht wieder lebendig, wenn ich dich dafür strafe.“ Sie musterte ihn von

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