Das Prometheus Projekt
Haar war das verschmorte Polyethylen des Plastikbeutels. Janson drehte den Wasserhahn auf und spülte die verbrannten Reste in den Ausguss. Nun war Christinas Sykes endgültig tot.
9 Garbers Ufo
9
Garbers Ufo
Garber schlug unbeherrscht auf den Schalter der Klimaanlage. „Das hat keinen Zweck“, seufzte Jeronek müde. „Die ist schon seit letzter Woche kaputt.“
Garber ließ die Seitenscheibe herunter. Der Fahrtwind kühlte seine überhitzte Stirn, reichte aber nicht aus, um den Mief aus dem Wageninneren zu vertreiben.
„Wieso ist das bloß so heiß? Die ganze Woche hat es geregnet, und plötzlich wird es schwül wie an den Hundstagen!“
„Das ist der Klimawandel. Wir wollen es alle nicht wahrhaben, und nun spüren wir die Auswirkungen. Das Wetter schlägt Kapriolen.“ Jeronek gähnte.
Garber ließ den blauweißen Polizeiwagen langsam durch die menschenleere Vorortstraße rollen. Selbst jetzt, gegen halb eins in der Nacht, blies ein warmer Wind aus Süden über die schroffen Hügel der kleinen Stadt.
Garber steckte sich eine Zigarette an. Jetzt ließ auch Jeronek die Scheibe herunter. Sie durften seit einem Jahr nicht mehr im Wagen rauchen, aber Jeronek hatte keine Lust, sich mit Garber anzulegen. Sein Kollege war gereizt und aggressiv und suchte nach einem Ventil für seinen Ärger.
„Das ist sowieso alles nur Scheiße mit dem Klimawandel!“, fuhr Garber fort.
Jeronek blickte starr in die Nacht hinaus – er wusste, was jetzt kam.
„Ich werd’ dir sagen, wie das ist: Die Amis haben daran gedreht!“
Das überraschte Jeronek doch. „Die Amerikaner? Was haben die mit dem Wetter zu tun?“
Garber lachte überlegen. „Die fummeln doch an allem rum, das weiß doch jeder. Nur zugeben tut’s keiner.“
„Glaub’ ich nicht“, sagte Jeronek. „In Kalifornien wüten gerade wieder schwere Waldbrände, und der Osten der USA versinkt im Hochwasser. Wenn die Amerikaner das Wetter beeinflussen können, wieso tun sie nichts gegen die Naturkatastrophen im eigenen Land?“
Garber warf ihm einen verschwörerischen Blick zu. „Wir sollen nicht merken, dass sie’s drauf haben, klar?“ Er sog an seiner Zigarette und stieß eine Qualmwolke aus.
Jeronek verdrehte die Augen. Jede Woche rückte Garber mit einer neuen Ufo-Geschichte heraus. Irgendwann würde er in der Klapsmühle enden.
Garber nickte vielsagend.
Jeronek hatte keine Lust auf eine von diesen verdrehten Diskussionen über Verschwörungstheorien. Er holte die Fahndungsfotos aus dem Handschuhfach und versuchte, sich zu konzentrieren. „Was haben sie dir denn für eine Geschichte erzählt?“, fragte er.
„Was meinst du?“
„Der Mann und die Frau! Warum glaubst du, sind die Amerikaner hinter denen her?“
Garber warf einen Blick auf die Fotos. „Terroristen. Das sind Terroristen. Die haben garantiert Waffen aus dem Stützpunkt in den Bergen geklaut und bereiten einen Anschlag vor.“
„Hier bei uns im Westerwald? In dieser Provinz?“, fragte Jeronek zweifelnd.
Garber kniff geheimnisvoll die Augen zusammen. „Die Amis wissen viel mehr als wir. Hast du bemerkt, wie aufgeschreckt die seit ein paar Tagen sind?“
„Ja“, stimmte ihm Jeronek zu. „Sehner haben sie sogar einen Aufpasser vor die Nase gesetzt.“
„Windhagen?“
„Quatsch. Windhagen-Windbeutel doch nicht. Nein, einen Amerikaner. Er zieht das linke Bein nach und hinkt. Hast du den noch nicht gesehen?“
Garber schüttelte den Kopf und stellte die Lüftung auf die höchste Stufe. „Nee“, sagte er. „Aber daran siehst du, dass da eine ganz große Sache läuft.“
„Und wegen ein paar geklauter Pistolen machen die so einen Aufstand?“
Garber beugte sich verschwörerisch zu ihm herüber und wehte einen Schwall Zigarettenrauch heran. „Keine Pistolen, Mann. Die haben garantiert was viel Größeres in die Hand bekommen.“
„Was denn zum Beispiel?“
Garber zuckte mit den Schultern. „Wer weiß? Eine Atombombe vielleicht? Oder biologische Waffen. Mit einer Ladung genetisch veränderter Viren kannst du heute den halben Planeten entvölkern. So was passt in jede Hosentasche.“
„Du spinnst. Hier gibt es weit und breit keinen Stützpunkt der Amerikaner, und ein Kernwaffenlager schon gar nicht.“
„Das sagen die uns doch nicht. Du bist vielleicht naiv.“
Jeronekbegann sich zu ärgern. Garber fantasierte wieder und er war jedes Mal blöd genug, sich darauf einzulassen.
Jeronek betrachtete die beiden Fotos. „Die passen gar nicht zusammen.
Weitere Kostenlose Bücher