Das Prometheus Projekt
die Bahre und setzte sie in Brand, eine Verkettung unglücklicher Umstände.“
„Warum war Christinas Leiche nicht in einem Kühlfach? Warum stand ihre Bahre als einzige in dem Raum?“
Janson trank einen Schluck Kaffee und lehnte sich zurück. „Willst du mir weismachen, du erinnerst dich nicht daran? Du selbst hast doch auf einer Obduktion bestanden, um die genaue Todesursache zu klären. Himmel und Hölle hast du in Bewegung gesetzt! Ich wollte die Prozedur möglichst schnell hinter mich bringen, also ließ ich meine Beziehungen ein bisschen spielen. Normalerweise wäre deine Frau in die Gerichtsmedizin überstellt worden. Ich kenne den Pathologen Dr. Engelmann recht gut. Wir wollten die Obduktion noch am selben Abend hier bei uns im Haus durchführen. Ich hatte bereits alles vorbereitet und wartete nur noch auf Engelmann.“
„Du hattest es verdammt eilig!“, knurrte Adrian.
Janson nickte. „Ja. Ich gebe zu, ich habe deinen Schock ausgenutzt. Es sollte alles vorbei sein, bevor du auch noch auf die Idee verfallen wärest, dabei zu sein. Schau mich nicht so an, ich kenne dich. Ich hätt’s dir zugetraut!“
Adrian schlug den abgegriffenen Aktendeckel auf und starrte auf die erste Seite.
Janson fuhr fort: „Christina ist tot, daran gibt es keinen Zweifel. Und glaub’ mir, es ist gut, dass du sie so in Erinnerung behalten hast, wie du sie gekannt hast. Es war kein schöner Anblick!“
„Wenn ich dich davon überzeugen würde, dass sie noch lebt, würdest du mir helfen?“
Janson blickte skeptisch. „Ich habe dir meine Hilfe bereits angeboten. Du musst dich schon klarer ausdrucken.“
Adrian zog den durchsichtigen Plastikbeutel aus der Jackentasche. Er ging zu Jansons Schreibtisch hinüber und legte den Beutel und das Medaillon auf den Tisch.
„Ich möchte, dass du einen DNA-Vergleich machst.“
Janson schaute verwirrt auf das blutverschmierte Verbandszeug. „Ich verstehe nicht…“
Adrian lächelte dünn und schüttelte den Kopf. „Ich auch nicht. Wirst du mir helfen?“
Janson hielt den Beutel hoch. „Wessen Blut ist das?“
„Das sollst du für mich herausfinden.“
Janson klappte das Medaillon auf. „Adrian, das kann nicht dein Ernst sein. Du hast den Verstand verloren.“ Er legte Beutel und Medaillon zurück und schnüffelte. „Du bist betrunken. Adrian, wenn du anfängst, Gespenster zu sehen, solltest du dich behandeln lassen!“
Adrian verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich mache dir einen Vorschlag: Veranlasse den DNA-Test, das ist für dicheine Kleinigkeit. Wenn er negativ ausfällt, gehe ich freiwillig in die Klapsmühle. Und wenn er positiv ist…“
„Was dann?“
„Dann stinkt es in deiner sauberen Klinik gewaltig!“
Jansons Blicke wanderten zwischen dem verdreckten Verbandszeug und dem Medaillon hin und her. „Also gut“, seufzte er. „Aber nur, weil ich befürchte, dass du keine Ruhe geben wirst. Ich will nicht, dass du dich lächerlich machst. Und versprich mir, die Sache anschließend nie wieder zu erwähnen! Das bleibt unter uns!“
Adrian nickte. „In Ordnung. Wann hast du das Ergebnis?“
„In zwei Tagen. Solange wirst du dich gedulden müssen. Willst du mir nicht endlich verraten, was passiert ist?“
„Warten wir das Ergebnis ab“, antwortete Adrian und wandte sich zur Tür. „Du würdest mir sowieso nicht glauben.“
Er trat auf den Gang hinaus und lief die Treppen hinunter. Plötzlich hatte er es eilig, das Krankenhaus zu verlassen.
Adrian vertraute Janson. Trotzdem beschlich ihn das Gefühl, dass der Schlüssel zum Geheimnis um Christinas Tod - oder ihr Überleben – möglicherweise hier in der Klinik zu finden war. Den Gedanken, dass Janson etwas damit zu tun haben könnte, wies er weit von sich. Er kannte den Chefarzt seit Jahren. Janson war ein integrer Mann von hoher Bildung und Fachwissen. Er leitete die Klinik hervorragend und leistete sich keine Fehler. Die beiden verband eine lockere Freundschaft und nur weil Adrian sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen hatte, war dieses Band zerrissen.
Außerdem konnte er jeden Verbündeten brauchen. Und der angesehene Chefarzt der Robert-Koch-Klinik war der beste Kandidatfür diesen Job, den er bekommen konnte.
Die Uhr gegenüber dem Ausgang zeigte viertel nach vier an. In Chicago war es jetzt Vormittag. Er beschloss, es bei Mike zu versuchen.
Zwei Stockwerke weiter oben hatte Dr. Janson das Fenster weit geöffnet. Das einzige, was noch widerlicher stank als verbranntes menschliches
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