Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
Vom Netzwerk:
konnte sich nicht erinnern, wo er ihr begegnet war. Umso bemerkenswerter, dass er diese schöne Frau vergessen haben sollte. Sehner stellte verärgert fest, dass er alt wurde.
    Er stand auf und schlurfte zur Kaffeemaschine hinüber. Zuviel Kaffee war nicht gut für sein Herz, Dr. Sykes hatte ihn gewarnt. Er goss sich dennoch eine neue Tasse ein; schwarz und stark – und vor allem heiß. Der Kaffee hielt ihn wach und schmierte die abgewetzten Zahnräder in seinem Kopf.
    Sehner hatte wenig geschlafen in der letzten Nacht. Seine Sorgen um Edith und Frank Jeronek zogen ihn in einen Mahlstrom der Trauer hinab. Jeronek lag auf der Intensivstation mit Knochenbrüchen, Schnittwunden und schweren inneren Verletzungen. Die Ärzte hatten ihn in ein künstliches Koma versetzt, und ob er jemals wieder würde laufen können, konnte niemand beantworten. Sie wussten noch nicht einmal, ob er überhaupt wieder aufwachen würde, das lag allein in Gottes Hand.
    Gegen halb fünf war Sehner aus einem unruhigen Schlummer erwacht. Ediths Seite des Bettes war kalt und leer. Sehner war seit über vierzig Jahren mit ihr verheiratet und konnte sich an kaum eine Nacht erinnern, die er nicht neben ihr verbracht hatte. Der Gedanke daran, dass ihr Kissen für immer kalt bleiben könnte, ließ den alten Kommissar in jener Nacht nicht mehr los.
    An Schlaf war nicht mehr zu denken. Das einzige, was ihn ablenken konnte, war seine Arbeit. Das war das Mindeste, was er Jeronek schuldig war: Den Irren zu finden, der ihn zum Krüppelgemacht hatte.
    Sehner knetete seine Unterlippe und dachte angestrengt nach. Wilson war ihm von Anfang an suspekt vorgekommen. Sehner fühlte sich wie Dr. Faust. Er hatte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, und es kam ihm so vor, als sei ihm gar keine andere Wahl geblieben. Eigentlich verlangte der Amerikaner nichts Unmögliches von ihm, er sollte nichts Unrechtes für Wilson tun. Dennoch hinterließen die Begegnungen mit dem Amerikaner bei ihm stets das Gefühl, in letzter Sekunde einem Becken mit Piranhas entkommen zu sein. Wilson war brandgefährlich.
    Sehner starrte in die Tasse, als könne er im Kaffeesatz die Antwort lesen. Warum war Wilson so daran interessiert, mit ihm einen Handel abzuschließen, wenn er doch sowieso in der stärkeren Position war? Was trieb den Amerikaner wirklich an?
    Er schlenderte mit der Tasse in der Hand zu dem Arbeitsplatz hinüber, dem man Wilson eingerichtet hatte. Dabei fiel ihm auf, dass der Bildschirmschoner aktiv war. Sehner drückte auf die Leertaste. Der Desktop leuchtete blau auf. Der alte Kommissar seufzte. Wenn er nur etwas mehr von Computern verstünde, könnte er vielleicht herausfinden, womit sich Wilson in den letzten zwei Tagen so eifrig beschäftigt hatte.
    Vor kurzem hatte Sehner an einem Computerlehrgang teilgenommen, aber nur halbherzig zugehört. Computer und Internet, das war etwas für seine jungen Kollegen. Jetzt bereute er sein mangelndes Interesse.
    Sehner stellte die Tasse ab und setzte sich auf Wilsons Stuhl. Vielleicht fand er ja doch etwas heraus. Als erstes versuchteer, das Programm zu starten, mit dem sie alle arbeiteten. Das konnte auch der alte Sehner. Das Signum der Polizei leuchtete auf und die Programmfenster verteilten sich auf dem Desktop. Dieser Arbeitsschritt gelang nur, wenn man sich vorher mit einem Passwort angemeldet hatte. Offenbar hatte der Amerikaner in der Eile vergessen, sich aus dem System auszuloggen.
    Wie war das noch mal? An jedem Arbeitsplatz gab es einen persönlichen Ordner, in dem Ermittlungsarbeiten und laufende Vorgänge gespeichert wurden. Es dauerte eine Weile, bis Sehner den Ordner fand. Er öffnete ihn und stutzte. Das Verzeichnis enthielt keinerlei Dateien. Das war ungewöhnlich. Oder hatte er einen Fehler gemacht?
    Wilson hatte gestern lange am Computer gearbeitet. Ob er alle Vorgänge gelöscht hatte? Da Sehner nicht wusste, wo er suchen sollte, startete er der Reihe nach die Programme auf dem Desktop, bis er auf ein Icon mit der Bezeichnung PROM stieß. Doch die Datei war passwortgeschützt und ließ sich nicht öffnen.
    Sehner lehnte sich zurück und dachte angestrengt nach. Der junge Lehrgangsleiter hatte etwas von Sicherungsdateien erzählt, die automatisch angelegt wurden, sofern man diese Funktion nicht manuell ausschaltete. Wo steckten diese Dateien? Sehner erinnerte sich dunkel, dass die Bezeichnung dieses Sicherungsordners aus dem Wort SAVE und den ersten drei Buchstaben des Benutzernamens bestand.
    Er öffnete den

Weitere Kostenlose Bücher