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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker C Dützer
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draufgegangen war. Fast schien es ihm so, als habe er den Wahnsinn des Krieges durchleben müssen, um heute die Fähigkeiten zu besitzen, Eves Leben und seines zu retten.
    Adrian brütete schweigend vor sich hin und merkte kaum, dass der Weg immer beschwerlicher wurde. Je näher sie der Schluchtkamen, desto steiler und unwegsamer wurde das Gelände. Sie passierten eine terrassenförmige Felsformation, die wie die Treppe eines Riesen aussah und strebten weiter Richtung Osten der Schlucht zu, als Eve plötzlich stehen blieb.
    „Sie kommen näher.“ Sie lauschte angestrengt. „Hunde“, sagte sie. „Viele.“
    „Kannst du sonst irgendetwas empfangen, ich meine … kannst du ihre Gedanken lesen?“
    Eve schüttelte den Kopf. „Nur die Bilder, die er mir schickt.“
    Adrian nickte, es war nur so eine verrückte Idee gewesen. Er musste an den blockierten Lift in der Klinik denken und an den unverhofften Rückzug des unheimlichen Angreifers auf dem Hof der Burg. Adrian nahm sich vor, sich eingehend mit Eve zu beschäftigen, wenn sie eine Zuflucht gefunden hatten.
    Er gelangte immer mehr zu der Überzeugung, dass Eve das Monstrum in die Flucht geschlagen hatte. Und sie wusste, aus welcher Hölle diese Missgeburt entflohen war. Es musste ihm nur gelingen, mehr ihrer Erinnerungen zu wecken.
    Endlich gelangten sie an den felsigen Abhang der Schlucht. Doch dort, wo sich noch vor kurzem die hölzerne Hängebrücke über den tiefen Graben gespannt hatte, ragten nun zwei frisch betonierte Pfeiler aus dem Boden. Es gab keine Brücke! Die morsche alte Holzkonstruktion war vor einem Monat abgerissen worden. An ihrer Stelle sollte eine moderne Eisenbrücke errichtet werden, stand auf dem Baustellenschild zu lesen.
    Darum kamen sie nur aus südlicher Richtung. Sie wussten genau, dass sie in der Falle saßen! Im Nordwesten begrenzte einSumpfgebiet den Zugang zum See. Den Sumpf zu umgehen, bedeutete einen weiten Umweg, und auf der östlichen Seite versperrte ihnen die Schlucht den Weg.
    Adrian fasste einen Plan. Es war schwierig, aber nicht unmöglich! An der Vorderseite des Quads war auf einer Winde ein hundert Meter langes Seil aufgewickelt. Mit diesem Seil konnten sie die Schlucht überwinden.
    Er trat an den Rand und blickte hinunter. Unter der Abbruchkante gab es jede Menge kleine Höhlen und Verstecke.
    „Ich möchte, dass du hier bleibst“, sagte er.
    Eve blickte ihn ängstlich an und schüttelte dann entschlossen den Kopf. „Ich will bei dir sein!“, sagte sie.
    „Eve! Wir haben keine Zeit! Ich muss zum Quad zurück und das Seil holen. Nur so haben wir eine Chance, die Schlucht zu überqueren!“
    „Nein! Sie werden dich töten!“
    Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. Ihre Wangen waren eiskalt. „Das werden sie nicht. Ich bin bald zurück.“
    Er drückte sie an sich, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging ein paar Schritte auf die Brückenbaustelle zu.
    „Versteck dich dort unter dem Felsüberhang.“
    Sie lief ihm nach und schlang die Arme um ihn „Sie werden dich töten!“
    Adrian machte sich sanft von ihr los. „Mir wird nichts geschehen!“, antwortete er bestimmt.
    Kurz darauf war er zwischen den Bäumen verschwunden. Hätte er eine Sekunde länger gezögert, wäre er Eve nicht von der Seite gewichen. Vielleicht hatte sie Recht. Konnte sie Dinge sehen, bevor sie geschahen? So wie die Explosion im Parkdeck? Es brachte ihn völlig durcheinander, weil er nicht herausfand, wozu sie imstande war und wen er in ihr sehen sollte; seine verstorbene Frau oder einen völlig anderen Menschen, der in ihren Körper geschlüpft war?
    Adrian hetzte durch den Wald. Er rechnete mit einem Kampf und hatte keine Ahnung, wie sich Eve in einer solchen Situation verhalten würde. Ihr Verhalten dem Angreifer gegenüber heute Morgen war etwas anderes. Was sie getan hatte, mochte bei einem normalen Mensch wirkungslos sein. Außerdem hatte Adrian das Gefühl, dass Eve nur in äußerster Lebensgefahr zu dieser Art von Gegenwehr im Stande war. Es schien sie bis an den Rand des Zusammenbruchs zu belasten, und das nicht nur körperlich. Wer konnte sagen, welche Auswirkungen es auf ihre einmalige Psyche hatte, wenn sie einen Menschen tötete, und sei es nur aus Versehen?
    Nach zehn Minuten erreichte Adrian die Talsenke, in der das Quad wie ein roter Käfer lag, der hilflos mit den Beinen in der Luft strampelt. Das Hundegebell klang lauter als vorhin, aber er schätzte, dass ihre Verfolger noch einen halben Kilometer Meter entfernt

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