Das Prometheus Projekt
Sykes?“
„Das geht nur Dr. Sykes und mich etwas an.“
Sehners Mund wurde hart. „Ich ermittle in vier Mordfällen. Da hat niemand Geheimnisse vor mir!“
„Dr. Sykes hat mit Ihrem Fall nicht das Geringste zu tun, Mister Sehner. Das muss Ihnen als Antwort genügen!“, antwortete Wilson kalt.
„Und wenn es das nicht tut?“, fragte Sehner lauernd.
Wilsons Lächeln erstarb. „Ich dachte, wir hätten unseren Streit beigelegt. Was tun Sie überhaupt hier zu dieser frühen Stunde? Ich war der Ansicht, Sie hätten alle Hände voll zu tun, um den Mörder von Frank Jeronek zu finden!“
Sehners Kopf nahm eine tiefrote Farbe an. Er packte Wilson am Kragen und zog ihn zu sich heran. „Treiben Sie es nicht zu weit, Mister Wilson!“
Sehner hörte ein Geräusch hinter sich. „Mister Wilson?“, fragte einer der beiden Gorillas. Sehner bezwang sich und stellte den Amerikaner auf den Boden zurück. Ediths blasses Gesicht tauchte vor seinen Augen auf.
„Entschuldigen Sie meine Unbeherrschtheit“, presste er heraus. Sehner erstickte beinahe an den Worten. „Jeronek ist wie ein Sohn für mich.“
Wilson strich seine schwarze Regenjacke glatt. „Sie wurden mir bereits als Hitzkopf beschrieben. Aber Ihre Beharrlichkeit zeichnet Sie aus. Ich nehme es als Kompliment.“
Sehner wandte sich ab und stapfte auf die Brücke zu. Die Feuerwehrwar tatsächlich schnell. Drei große Löschfahrzeuge rollten in diesem Moment über den schmalen Zufahrtsweg. Die Männer sprangen aus den Wagen, sie arbeiteten hart und professionell. Zwar konnten sie die Nebengebäude schützen, aber das Haupthaus war verloren.
Sehner wanderte ungeduldig in sicherer Entfernung auf und ab. Er glaubte nicht an Zufälle. Ausgerechnet an dem Morgen, als er sich entschlossen hatte, Adrian Sykes einen Besuch abzustatten, brannte das Haus des Arztes ab. Er warf Wilson misstrauische Blicke zu. Der Amerikaner gab sich ganz versöhnlich und kam näher. Er hatte den explosiven Ausraster Sehners scheinbar vollkommen vergessen. Wilson baute sich neben dem Deutschen auf und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Gott bevorzugt Feuer!“, sagte er.
Sehner blickte ihn verständnislos an.
„Das Feuer“, erklärte Wilson. „Gott straft die Menschen mit Feuer!“ Seine Augen glitzerten im Schein der Flammen. Sehner entfernte sich wortlos und ging auf das Haus zu. Er hielt den Amerikaner für übergeschnappt.
Die Feuerwehr hatte den Brand bald unter Kontrolle, doch es würde noch eine ganze Weile dauern, die letzten Brandherde zu löschen. Sehner vergrub die Hände in den Manteltaschen und marschierte entschlossen auf das Haus zu. Ein Feuerwehrmann kam ihm entgegen und wollte ihn aufhalten. „Sie können da jetzt nicht hinein“, rief er.
„Haben Sie Brandleichen gefunden?“, fragte Sehner zurück. Der Mann schüttelte den Kopf. „Im Haus war niemand.“
Sehner blickte dem Mann über die Schulter. „Es brennt doch fast gar nicht mehr“, sagte er. „Besteht Einsturzgefahr?“
„Ich bin nicht sicher, aber…“
„Ich nehm’s auf meine Kappe“, sagte Sehner. Er hielt dem Mann seinen Dienstausweis unter die Nase und ging auf das Haus zu.
„Sturer Kerl“, murmelte der Feuerwehmann und beeilte sich, Sehner zu folgen, damit es nicht doch noch ein Opfer des Brandes geben würde. „Ziehen Sie wenigstens einen Helm auf!“ rief er.
Sehner ließ sich einen Helm geben und stülpte ihn auf seinen breiten Schädel. Er wusste nicht genau, was er suchte. Die leise Stimme in einem Winkel seines Kopfes flüsterte ihm zu, auf der richtigen Spur zu sein, das reichte ihm. Sehner ging um das Haus herum und nahm Kurs auf das gähnende Loch der Eingangstür. Der Kommissar stutzte. Auf der Türschwelle lag ein halb verkohlter Hundekopf.
„Der lag schon dort, als wir ankamen“, erklärte der Feuerwehrmann.
Sehner bückte sich und betrachtete den Hundeschädel. Jemand hatte dem Hund den Kopf abgeschnitten und Sykes direkt vor die Tür gelegt. Eine Warnung? Wovor? Sehner bestellte die Spurensicherung. Auch Garber hatte seinen Kopf verloren.
Im Haus stolperte er über verkohlte Möbel und verbrannte Teppiche. Löschschaum troff von den Wänden, von der niedrigen Decke waren nur geschwärzte Balken übrig. Sykes hatte seinen gesamten Besitz verloren.
Auf dem Schreibtisch fand Sehner einen geschmolzenen Laptop. Es war nicht damit zu rechnen, dass die Festplatte das Feuer überstanden hatte. Die Hitze musste gewaltig gewesen sein, denn der Rechner war nur
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