Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
wandte sich ab und ging zu seinem Platz zurück.
Torsten stieß ein humorloses Lachen aus. »Gut, du lernst. Also, kommen wir zu deinem Verrat zurück. Erzähl uns wenigstens, warum du es gemacht hast. Hattest du Schiss?«
Frank hätte Torsten am liebsten gesagt, dass er sich verpissen solle. Aber es würde nichts bringen. In dieser Nacht stand zu viel auf dem Spiel, um einem spontanen Impuls nachzugeben. Dass es nichts brachte, hatte er ja eben am eigenen Leib zu spüren bekommen.
»Ich habe es meinem Vater nur für den Fall erzählt, dass Festus gefunden worden wäre«, erklärte er deshalb. »Und es ging dabei nicht um mich, sondern um meinen Vater und meine ganze Familie. Wenn rausgekommen wäre, dass ich da mit drinstecke, hätte ihn das damals den Job kosten können. Ich war es ihm schuldig, die Wahrheit zu sagen und ihm die Chance zu geben zu handeln. Es war kein Spaß. Er war unglaublich wütend. Es war das erste Mal, dass er mich fast geschlagen hätte, so außer sich war er. Aber ich weiß, er hat es für sich behalten.«
»Ja, genau, ganz bestimmt, und deshalb haben wir jetzt diesen Irren hier und sein mieses Spiel. Wahrscheinlich weiß dieser Psycho alles von deinem Vater. Oder von jemand anderem, dem dein Vater alles brühwarm erzählt hat. Na, den Punkt hast du dir redlich verdient! Hinterhältiger und falscher geht’s ja wohl nicht mehr.«
»Was?«, sagte Frank und legte sich eine Hand auf den schmerzenden Hals. »Jetzt ist es also auf einmal nicht mehr Festus selbst, der hinter all dem steckt?«
Torsten gab ihm keine Antwort, sondern winkte nur ab.
»Ich schätze, ich bekomme den Punkt«, kam es in diesem Moment leise von Jens. Alle starrten jetzt in seine Richtung.
»Wie kommst du denn auf die Idee?«, fragte Torsten in einem Ton, der vermuten ließ, dass er Jens nicht ernst nahm. Jens zuckte mit den Schultern. »Weil ich dafür gesorgt habe, dass Festus weggeschafft wurde.«
20
– 22 : 48 Uhr
Es herrschte absolute Stille. Was hatte Jens da gesagt? Frank versuchte, den Sinn dieser Worte zu verstehen, aber es gelang ihm nicht recht.
Manuela stand mit offenem Mund da, und im schwachen Licht sah es aus, als klaffe im unteren Teil ihres Gesichts eine ausgefranste Wunde. Auch Torsten war anzumerken, dass er nicht glauben konnte, was er eben gehört hatte.
»Was meinst du damit, dass Festus weggeschafft wurde?«, brachte Frank mühsam hervor.
Schlagartig wurde es dunkel im Raum, der Akku von Manuelas Telefon musste leer sein.
»Scheiße«, fluchte Torsten.
»Festus ist tot«, sagte Jens jetzt in die Dunkelheit hinein, was die Wirkung seiner Worte noch verstärkte. »Er lag in den Trümmern, und ich habe dafür gesorgt, dass er nicht gefunden wurde.«
»Mein Telefon ist auch leer«, sagte Frank langsam, unfähig, auf das zu reagieren, was Jens eben gesagt hatte.
Sekunden später leuchtete Torstens Display auf. Er warf das Telefon achtlos auf den Tisch. »Was redest du da? Woher willst du das denn wissen, Kupfer? Bist du jetzt vollkommen verrückt geworden?«
»Er ist tot.« Jens verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen.
»Ich weiß nicht, was es da zu grinsen gibt«, sagte Frank ernst. »Und falls das jetzt ein Scherz gewesen sein soll, dann war es der idiotischste, den ich je gehört habe.«
Das Grinsen verschwand, Jens’ Gesichtsausdruck war nun eher traurig. »Nein, leider ist es kein Scherz.« Er blickte zu Boden. »Ich fand es nur gerade ein bisschen komisch, dass wir fast das Gleiche getan haben, aber aus ganz verschiedenen Gründen. Und mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen.«
Sein Kopf blieb gesenkt, die Sekunden vergingen unerträglich langsam, bis ein Knall Frank zusammenzucken ließ. Nein, kein Knall, sondern ein Klatschen. Torstens Hände. Frank registrierte es, aber jetzt war es ihm egal. Er konzentrierte sich voll und ganz auf Jens’ Worte, denn das, was Jens da gerade angedeutet hatte, konnte die Antwort auf viele der Fragen sein, die sie sich im Laufe der letzten Stunden gestellt hatten.
»Also, was jetzt?«, wollte Torsten hörbar genervt wissen. »Nun sag schon.«
»Mein Vater ist damals kurz vor mir nach Hause gekommen. Er hat mich in der Küche abgepasst und wollte wissen, wo ich war. Ich habe mich nicht getraut, ihn anzulügen. Ich sagte ihm, dass Festus verschwunden war und wir ihn gesucht hatten. Dann wollte ich schnell in mein Zimmer gehen, aber der Alte hat mich festgehalten. Er hatte einen Riecher dafür, wenn ich ihm was verheimlichen wollte. Er
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