Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
die Ratten hier drin.«
Mit einem Seitenblick stellte Frank fest, dass Manuela sich nicht regte. »Ja, scheuchen wir sie nach nebenan in den Waschraum und schließen die Tür.«
Sie begannen die Tiere – es waren ungefähr zwei Dutzend – in Richtung Waschraum zu treiben. Auch Jens erwachte nun aus seiner Erstarrung und half ihnen. Allerdings gab er sich nicht damit zufrieden, die Ratten vor sich her zu treiben, sondern versuchte, sie zu zertreten. Er schaffte es, eine in eine Ecke zu drängen, und trat sofort zu. Wieder fuhr Frank unter dem schmatzenden Geräusch zusammen. »Muss das sein?«, fuhr er Jens an.
»Ja, muss es«, antwortete der. »Zwei der Viecher haben mich gebissen.«
Schließlich hatten sie es geschafft, und Frank schloss schnell die Tür, bevor die Tiere wieder zurücklaufen konnten. Torsten klatschte in die Hände. »Das wäre erledigt, die Viecher sind wir erst mal los. Kümmern wir uns jetzt um die Aufgabe.«
Manuela hatte sich wortlos aufgerichtet. Nun schob sie sich ein Stück nach vorne und ließ die Beine vom Tisch baumeln, den Blick auf den Boden vor sich gerichtet. Frank schob sich einen Stuhl schräg neben ihr zurecht und setzte sich.
»Ihr seid also wegen der Aufgabe zurückgekommen?«
»Ja. Diese Blechstimme hat doch gesagt, man muss allen was erzählen, sonst gibt es keinen Punkt. Also tun wir uns für diese Aufgabe noch mal zusammen.«
»Wo ist das Stethoskop?«
»Was?«
Frank lehnte sich nach vorne und legte die Unterarme auf dem Tisch ab. »Ich denke, du hast mich verstanden. Der Punkt gehört dir nicht.«
Auch Manuela wandte sich nun Torsten zu und sah ihn erwartungsvoll an.
»Erst möchte ich wissen, was jeder zu beichten hat. Und weil unsere kleine Manu das Stethoskop haben möchte, fängt sie am besten gleich mal an.«
Bevor Frank Torsten auffordern konnte, nicht vom Thema abzulenken, sagte Manuela ohne Zögern mit monotoner Stimme: »Ich habe damals vielleicht jemandem von der Sache mit Festus erzählt. Einem Psychotherapeuten. Er hat mich hypnotisiert. Da war ich 18 . Zufrieden?«
»Wie, vielleicht? Hast du oder hast du nicht?«
Der Blick, mit dem sie Torsten ansah, wirkte leer, ihre Stimme blieb monoton. »Ich weiß es nicht. Er sagte, ich hätte wohl ein traumatisches Erlebnis gehabt. Ob er damit das mit Festus meinte, weiß ich nicht. Ich bin danach nicht mehr hingegangen.«
»So, du hast es also weitererzählt. Und Fränkie hatte mich in Verdacht. Da sieht man mal wieder, dass Frauen geschwätzig sind.«
»Ich weiß nicht, ob ich es ihm gesagt habe«, protestierte Manuela aufgebracht, und nun war aus ihrer Stimme alle Monotonie verschwunden. »Und wenn ich es erzählt habe, dann war es unter Hypnose. Dafür kann ich nichts.«
»Ja, ich weiß. Frauen können nie was für ihr Geschwätz.«
Frank wunderte sich ein weiteres Mal über Torstens Sprunghaftigkeit. Erst brüllte er Manuela an und kugelte ihr fast den Arm aus, dann nahm er sie tröstend in den Arm und streichelte ihr den Kopf, um sie nur Minuten später wieder seine ganze Gehässigkeit spüren zu lassen.
Torsten sah sich in dem nur noch von Manuelas Telefon schwach beleuchteten Raum um. Er selbst hatte sein Telefon zwischenzeitlich ausgeschaltet. Sein Blick glitt über die Wände, zur Decke, zum Boden.
»Na, Festus?«, sagte er laut. »Hast du zugehört? War es das? Bekommt die kleine Manu jetzt den Punkt dafür, dass sie ihr Versprechen uns gegenüber gebrochen hat?«
Es folgte keine Reaktion, aber damit hatte Frank auch nicht gerechnet. Womit er jedoch gerechnet, was er sogar befürchtet hatte, das trat im nächsten Moment ein, als Torsten sich ihm zuwandte und sagte: »Na los, Fränkie. Du bist dran. Was ist dein dunkles Geheimnis? Sag die Wahrheit.«
Frank widerstand dem ersten Impuls, Torsten zu fragen, warum er nicht selbst zuerst erzählte. Aber es gab nur eines, was der Kerl meinen konnte, der ihnen diese Aufgabe gestellt hatte. Auch wenn Frank sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie er davon erfahren haben sollte. Er überlegte, wie er es am besten erklärte, warf Manuela noch einen Blick zu, den ihre müden Augen kaum erwiderten, und fing an, den anderen zu erzählen, was er damals getan hatte, als er wieder zu Hause war.
Damals …
Während der Fahrt zurück nach Hause werfen sie sich immer wieder Blicke zu, aber niemand sagt etwas. Fränkies Gedanken tanzen einen wilden Reigen in seinem Kopf, während seine Füße mechanisch in die Pedale treten. Es wird nicht
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