Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
in dieser Nacht nur noch drei Aufgaben lösen, wenn wir nicht umgebracht werden wollen.«
Frank atmete ein paarmal tief durch. »Was ich sagen wollte, ist …« Er versuchte gegen den plötzlichen Schluckreflex anzukämpfen, aber der war so stark, dass er ihm nachgeben musste. »Ich habe meinem Vater damals alles erzählt. Gleich als ich nach Hause gekommen bin.«
Wieder ein lauter Knall, noch lauter als zuvor. Frank sah Torstens Hand auf dem Tisch liegen, und mit einem Mal war es so, als lege sich ein roter Schleier über sein Bewusstsein. »Jetzt reicht’s mir aber mit dieser Scheißklatscherei und -knallerei«, schrie er Torsten an, der überrascht ein Stück zurückwich. »Verdammter Mist, was zum Teufel ist mit dir los? Hast du sie nicht mehr alle oder wa…« Weiter kam er nicht. Mit einer Geschwindigkeit, die er ihm nicht zugetraut hätte, schoss Torstens riesige Pranke auf Frank zu und schloss sich im nächsten Moment um seinen Hals. Es fühlte sich an wie ein zu enger Eisenring und schnürte ihm augenblicklich die Luft ab.
»Pass auf, was du sagst, Fränkie-Boy.« Torstens Gesicht war nur Zentimeter von seinem eigenen entfernt. Einige Speicheltröpfchen schossen auf Franks Wange. »Sonst könnte es sein, dass ich mich vergesse und wir die Punkte nur noch zu dritt aufteilen müssen.«
Frank hob hektisch die Hände und versuchte, den Griff um seinen Hals zu lockern, aber Torstens Finger gaben keinen Millimeter nach. Er musste husten, doch heraus kam nur ein Würgen, und dann waren da unvorstellbare Schmerzen.
Er wird mich umbringen
, dachte Frank panisch.
Ich werde sterben.
Er bemerkte, dass seine Füße unter dem Tisch in einem wilden Stakkato auf den Boden schlugen, sich dann gegen den Beton stemmten und versuchten, den Stuhl zurückzudrücken. In einem entfernten Winkel seines schwindenden Bewusstseins nahm er Schreie wahr. Schatten tanzten um ihn, die Welt schien in einem Chaos aus Geräuschen, blitzartigen Bildern und dunklen Farben zu versinken … Dann war er plötzlich wieder frei.
Gierig sog er Luft ein, was die Schmerzen im Hals noch verstärkte, aber das war ihm egal. Atmen, er musste tief und schnell atmen, Luft in seine Lunge pumpen. Langsam gelang es ihm, das, was um ihn herum geschah, wieder wahrzunehmen. Torsten saß auf seinem Stuhl, den Blick starr auf ihn gerichtet. Neben ihm stand Manuela, die Handflächen auf dem Tisch abgestützt. Jens war nicht zu sehen. Er saß wahrscheinlich neben ihm, aber Frank traute sich nicht, den Kopf zu drehen. Er befürchtete eine neue Schmerzwelle, wenn er es versuchte.
»So, du hast uns also verraten«, sagte Torsten grimmig. Seinen Angriff erwähnte er nicht mehr, als sei die Sache für ihn erledigt.
»Was …« Frank musste wieder husten, doch anders als kurz zuvor ging es nun, verursachte ihm aber stechende Schmerzen im Hals. »Was sollte das gerade? Wolltest du mich umbringen?«
»Nein, ich wollte dir zeigen, dass ich es jederzeit könnte. Du solltest es dir also gut überlegen, bevor du wieder anfängst, wie blöd herumzuschreien und mich zu beleidigen. Und jetzt lenk nicht ab. Du hast uns verraten, du scheinheiliger Lügner. Und vor ein paar Stunden hast du mir noch unterstellt, ich hätte jemandem was davon erzählt. Das ist ja wohl das Allerletzte. Dagegen ist unsere Manu der reinste Engel.«
Frank sah Manuela an, die sich in diesem Moment wieder aufrichtete. Trotz des wenigen Lichts nahm er die dunklen Flecken um ihren Mund herum wahr. Mit einem Ruck beugte er sich ein Stück weit nach vorne, was sein malträtierter Hals mit einem schmerzhaften Stechen quittierte. »Was hast du da? Was ist das? Blut?«
Manuela sagte nichts, an ihrer Stelle erwiderte Torsten: »Manu wollte dir helfen und hat auf mich eingeschlagen. Da ist mir die Hand ausgerutscht.«
»Du …«
Arschloch
, wollte Frank sagen, konnte es sich aber im letzten Moment noch verkneifen. Eine handgreifliche Auseinandersetzung mit Torsten hatte ihm gereicht.
Stattdessen stand er auf und ging um den Tisch herum zu Manuela. Als er neben ihr war, nahm er den Geruch des Kittels wieder ganz intensiv wahr. Manuela sah ihn nicht an, sondern senkte den Kopf, aber Frank legte ihr einen Finger unter das Kinn und hob ihren Kopf vorsichtig an. Sie ließ es geschehen. Ihre Lippe war offensichtlich an ein oder zwei Stellen aufgeplatzt. Sonst konnte er keine Verletzungen entdecken. »Tut es sehr weh?« Sie bewegte wortlos den Kopf einmal hin und her. Frank streichelte ihr über die Wange,
Weitere Kostenlose Bücher