Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
Vom Netzwerk:
zukünftig alle Hunde, die hier angetroffen werden, sofort zu erschießen sind.«
    Gemeinsam mit Orffyreus schlenderte sie die Mittelallee hinauf, die zu der erst vor Kurzem fertiggestellten Orangerie führte. Der prachtvolle Schlossbau beherbergte Festsäle und in seinen Eckpavillons Sommerresidenzen für die herrschaftliche Familie. In den Wintermonaten dienten die Räume als Gewächshaus für die nicht winterfesten Pflanzen aus dem Park. Es war ein schöner Tag, und da die Buchspflanzen kaum Schatten spendeten, hielten sich zur Mittagszeit nur wenige Menschen in der weitläufigen Gartenlandschaft auf.
    »Die Carlsaue ist sogar nach dem Landgrafen benannt«, merkte Orffyreus an. »Er hat jedes Recht, zu bestimmen, wem er Zutritt gewährt und wem nicht.«
    »Er sollte lieber den Knechten verbieten, die Pferde ihrer Herren in der Carlsaue spazieren zu reiten. Sie zerstören die Wege und Hecken und vertreiben das ganze Wild«, empörte sich Anne Rosine.
    »Was sorgst du dich um die Anlagen, wenn du sie ohnehin nicht mehr betreten darfst«, hielt Orffyreus ihr spöttisch entgegen.
    »Meine Zeit als bloße Magd wird bald zu Ende sein, wenn Ihr mich endlich zur Frau nehmt«, antwortete Anne Rosine. »Außerdem bereitet ein Parkbesuch mit Euch sehr viel mehr Vergnügen. Lasst uns in eine der Grotten gehen.« Die Magd schaute Orffyreus neckisch an und hakte sich bei ihm ein.
    Ihr Herr blickte sich um. »Wenn uns jemand sieht!«, stieß er nervös aus und versuchte, den Arm der Magd von seinem zu lösen.
    Anne Rosine lachte. »Ihr wäret weder der erste noch der letzte Ehrenmann, der mit seiner Geliebten im Park gesehen würde. Es wäre ein größerer Skandal, wenn Ihr Euch nicht einmal mit Eurer Konkubine zeigen würdet. Also stellt Euch nicht so an, oder ich schreie!«
    »Wage es nicht …«, empörte sich Orffyreus, stellte dann aber seine Bemühungen ein, sich aus dem Griff der Magd zu befreien.
    Eine Weile gingen die beiden schweigend nebeneinander. Dann schluchzte sie plötzlich.
    »Was hast du nun schon wieder?«, fragte Orffyreus.
    »Normalerweise, wenn ich mit Euch zusammen bin, ist mein Herz so leicht. Dies ist auch der Grund dafür, dass wir gemeinsam so ausgelassen sein können. Aber heute ist mir so schwer in der Brust.«
    »Weshalb?«, erkundigte sich Orffyreus.
    »Es geht um Eure Kinder. Ihr wisst, dass sie wie kleine Brüder für mich sind. Seit einiger Zeit hält Euer Weib sie aber von mir fern. Sie meint, da ich kein Französisch sprechen würde und meine Schreib-und Rechenkenntnisse überschaubar seien, würde sie eine Hugenottin als Kindermagd einstellen. Es bricht mir das Herz.« Abermals schluchzte die Magd.
    Orffyreus tätschelte ihre Hand. »Ich rede mit ihr. Eine Hugenottin kommt mir nicht ins Haus.«
    »Jetzt, wo Ihr die Anstellung am Hof innehabt, könntet Ihr doch Barbara endlich verlassen«, schlug die Magd zögerlich vor. »Ihr habt die Möglichkeit, sie großzügig abzufinden. Und wenn Ihr Eure Söhne behalten wollt: Ich wäre ihnen eine ebenso gute Mutter.«
    »Fang nicht damit wieder an!«, wies Orffyreus sie zurecht und wich von ihrer Seite. »Noch ist meine Maschine nicht verkauft!«
    »Warum aber seid Ihr dann an den Hof nach Cassel gerufen worden, wenn nicht, um Eure Erfindung endlich zu vergolden?«
    »Ich löse eine Schuld ein, die ich vor sehr langer Zeit eingegangen bin. Ich lernte den Landgrafen Ende des vergangenen Jahrhunderts auf einer Reise in Rom kennen. Wir waren beide in Italien auf Studienreise und nächtigten in demselben Kloster. Mir war das Geld ausgegangen. Ich hatte eigentlich für den Conte di Gallucio eine Mühle bauen sollen. Doch er prellte mich um den verabredeten Lohn, und so saß ich in jenem Kloster fest und lebte von den Almosen der Mönche. Dort erzählte der Landgraf mir eines Abends von seinen Plänen, im Bergpark die Wasserspiele mit den Kaskaden zu errichten. Ich berichtete ihm von meinen fortgeschrittenen Forschungen zum Perpetuum mobile. Er ließ mir eine bedeutende Summe zukommen, die es mir ermöglichte, Italien zu verlassen und meine Arbeit an der Maschine wieder aufzunehmen. Ich versprach ihm im Gegenzug, nach Vollendung meiner Erfindung ihm diese für seine Wasserspiele kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Sollte ich einen Käufer finden, werde ich ihn zudem am Erlös beteiligen.«
    »Was für eine spannende Geschichte«, bemerkte die Magd. »Erzählt weiter!«
    »Zwei Jahre später – ich war zurück in der Heimat – überbrachte mir eines Tages

Weitere Kostenlose Bücher