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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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werden kommen, sondern auch die Kasseler Bürger!«
    Die Stadtvertreter nickten zustimmend.
    Der Vorsitzende Bernhard Mulé legte seinem Gast zum Zeichen der Anerkennung seine Hand auf die Schulter und verkündete: »Dann stimmen wir nun ab. Ist jemand für eine geheime Abstimmung?«
    Keiner der Anwesenden rührte sich.
    »Gut, dann bitte ich um Ihre Handzeichen. Wer ist dafür, den Antrag gemäß Beschlussvorlage 112/2012 anzunehmen und die Herkules-Figur zum Zwecke der Sanierung in die Hände des heute Abend anwesenden Herrn Margou zu legen?«
    Mulé schaute sich um und notierte das Ergebnis. »Ich halte also fest: dreizehnmal ›Ja‹, kein einziges ›Nein‹, keine Enthaltung.«

70
    Cassel, 1717
    Orffyreus fluchte vor sich hin. Wut stieg in ihm auf. Er hatte schon keine Lust gehabt, sich im Park zu treffen. Aus Angst davor, dass die nebenan ruhende Barbara etwas mitbekam, hatte er erst auf massives Drängen der Magd nachgegeben. Die Konversation hatte dann eine unerwartete Wendung genommen, und nun lief er wie ein Tölpel im Labyrinth seiner eigenen Magd hinterher. Fast im Laufschritt eilte er durch die schmalen Gänge und hatte bereits die Orientierung im Irrgarten verloren.
    »Wo bist du?«, fragte er laut und blieb stehen, um die Antwort abzuwarten.
    »Ich weiß es nicht! Ich habe mich verirrt«, erwiderte die Magd. Die weinerliche Stimme kam von links.
    Orffyreus eilte zum Ende des Ganges, der jedoch nur nach rechts abbog. Er kehrte um und lief ein Stück zurück, jedoch führte der Gang auch dort nur nach links, also ebenfalls von der Richtung weg, aus der die Stimme der Magd zu ihm gedrungen war. Orffyreus blieb stehen. Er versuchte, die Hecke auseinanderzubiegen und sich hindurchzuzwängen. Die Buchen waren jedoch zu dicht gewachsen und die Äste zu dick.
    »Kehr um!«, rief er. »Geh den Weg zurück, den du gekommen bist!«
    »Den finde ich nicht mehr. Alles sieht gleich aus!« Die Antwort der Magd kam nun von etwas weiter links. »Ich fürchte mich!«, fügte die Magd in hysterischem Tonfall hinzu.
    Orffyreus beschloss, den Gang zurückzulaufen, bis er Gelegenheit hatte, in die Richtung abzubiegen, wo er Anne Rosine vermutete. »Bleib, wo du bist, ich komme zu dir!«, befahl er ihr und hetzte los.
    Gut, dass ihn hier wenigstens niemand sah. Sie schienen allein im Labyrinth zu sein.
    Ja, der verdammte Kerl soll nur kommen!, dachte er und hob sein Messer in die Höhe.
    Orffyreus’ Stimme hatte ziemlich nah geklungen, und zwar rechts von ihm. Er bog in diese Richtung ab und betrat einen langen, schmalen Gang. Bedächtig schlich er zur nächsten Ecke und lauschte. Alles war still.
    Plötzlich vernahm er ein angestrengtes Atmen, das näher kam. Dazu war das Rascheln von Blättern zu hören. Es war eindeutig, dass jemand beim Laufen an der Hecke entlangstreifte. Als die Geräusche ganz nah waren, sprang er hervor – und stieß mit dem Messer in die Luft.
    Vor ihm lag ein leerer Gang. In einigen Schritten Entfernung sah er auf der anderen Seite durch eine lichte Stelle in der Hecke gerade noch einen Schatten vorbeihuschen. Die Geräusche kamen offensichtlich aus einem Gang, der parallel zu diesem hier verlief und keine drei Schritte entfernt war. Schnell folgte er dem Schatten, konnte am Ende des Ganges jedoch nicht nach rechts abbiegen, wo er Orffyreus vermutete. Er umrundete gezwungenermaßen den Heckenvorsprung in die falsche Richtung, hatte dann aber Glück: Dahinter wandte sich der schmale Korridor zwischen den Pflanzen wieder nach rechts.
    Mit den größten Schritten, die einem kleinen Mann wie ihm möglich waren, hastete er weiter. Gleich würde Orffyreus endlich das verdiente Schicksal erleiden, das ihn schon vor einiger Zeit hätte ereilen sollen.
    Ein Gefühl großen Glücks durchflutete ihn. Über Monate hinweg hatte er vergeblich versucht, seinen Durst nach Rache mit Alkohol zu stillen. Nun war es an der Zeit, erlöst zu werden.
    Orffyreus blieb stehen. Er glaubte, neben sich ein Rascheln vernommen zu haben. Doch alles war ruhig; auch die Magd gab keinen Ton mehr von sich. Von irgendwo hörte er ein leises Weinen. »Gib ein Zeichen!«, rief er.
    »Hier!«, antwortete die Magd mit brüchiger Stimme; sie schien bereits sehr viel näher als vorhin zu sein.
    »Lauf in meine Richtung!«, befahl Orffyreus mit lauter Stimme.
    Doch die Magd antwortete nicht. Er ging weiter, und an der nächsten Kreuzung eilte er in den Gang auf der rechten Seite. Seine Wut, die seit dem Betreten des Irrgartens immer

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