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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Wissenschaftler starrte konsterniert auf das Rad, das sich vor ihm in schöner Gleichmäßigkeit bewegte. Die Marquise schaute fassungslos abwechselnd auf das Rad, auf Gärtner und Gravesande.
    »Das kann nicht sein!«, schrie Gärtner erneut. »Das ist ganz unmöglich!«
    Hinter ihnen verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer über den Flur.
    »Es dreht sich!«
    »Es bewegt sich!«
    »Orffyreus hat gewonnen!«, hallte es aus dem Korridor.
    Orffyreus stand ganz still mit verschränkten Armen in der Türöffnung. Der Landgraf neben ihm klatschte in die Hände.
    »Also, wir sehen, dass Orffyreus die Wette gewonnen hat!«, rief er aus.
    Das Publikum hinter ihnen klatschte. Aus dem Flur drangen Jubelschreie. Gärtner schlich derweil um das Rad herum. Immer wieder suchte er Blickkontakt zu Gravesande. Schließlich schritt er wutentbrannt auf den Landgrafen zu.
    »Eure Durchlaucht, ich protestiere!«, brüllte er mit sich überschlagener Stimme. »Es kann nicht sein! Es wurde betrogen. Das Rad stand!«
    »Wie meint Ihr das?«, fragte der Landgraf pikiert zurück. »Ihr habt gesehen, dass die Türen versiegelt waren. Woher wollt Ihr wissen, dass das Rad stand?«
    Er kniff die Augen zusammen und beäugte sein Gegenüber kritisch. Gärtner ruderte mit seinen Armen und rang nach Luft. Offenbar wurde nun auch ihm klar, dass es besser war, zu schweigen.
    Gravesande kam ihm zur Hilfe. »Was er meint, ist, dass das Ergebnis ihn erstaunt! Er hätte schwören können, dass das Rad stehen würde.«
    Der Landgraf lachte, dann erklärte er polternd: »Dies ist der Grund dafür, dass er die Wette eingegangen ist und eben verloren hat! Mag er Orffyreus nun die zweitausend Taler aushändigen, damit wir zurück in den Festsaal schreiten können!«
    Verzweifelt wandte Gärtner sich erst zum Rad, als wolle er sich vergewissern, dass es immer noch lief, und dann zur Marquise.
    »Sagt Ihr doch etwas, Madame! Ihr seid doch die Patin dieser Wette!« Seine Stimme klang fast flehentlich.
    Die Marquise schaute unsicher hinüber zum Landgrafen und schüttelte hilflos den Kopf. »Was soll ich sagen? Das Rad dreht sich. Es scheint so, als hättet Ihr die Wette verloren. Wenn es aber Zweifel gibt, können wir die Wette meinetwegen wiederholen –«
    »Ich sehe keinen Anlass für Zweifel oder für eine Wiederholung!«, unterbrach der Landgraf sie energisch. »Das Siegel war intakt, und wir alle haben beim Eintreten gesehen – und sehen es noch immer –, dass das Rad ganz wunderbar seine Runden dreht. Die Wette ist von Orffyreus eindeutig gewonnen!«
    Gärtner lief aufgeregt hin und her. »Es ist Betrug!«, rief er. »Es war jemand im Raum!«
    Nun erhob Orffyreus erstmals seine Stimme. »Werter Landsmann, das Siegel war unversehrt! Seid so ehrenvoll und gesteht Eure Niederlage ein. Und mäßigt Euch, was die Behauptung angeht, jemand sei in den Raum eingebrochen. Da nur die Marquise im Besitz des Siegels ist, beschuldigt Ihr sie sonst letztlich des Betrugs!«
    Gärtner blieb stehen und rang verzweifelt nach Worten, fand jedoch keine. Der neben ihm stehende Gravesande hatte seinen Blick derweil auf die Spitzen seiner Zehen gesenkt.
    »Das Geld!«, sagte der Landgraf zu Gärtner. »Übergebt nun endlich den Wetteinsatz!«
    Gärtner löste, während er dabei jammernd mit sich selbst sprach, umständlich einen an seinen Gürtel gebundenen Beutel und reichte ihn Orffyreus, ohne ihn anzuschauen. Orffyreus öffnete den Beutel und zählte den Inhalt.
    »Das sind aber nur tausend Taler!«, stellte er entrüstet fest.
    Gärtner hob abwehrend die Hände. »Das ist alles, was ich aufbringen konnte«, gestand er in weinerlichem Tonfall. »Ich fürchte, ich muss Euch um Aufschub bitten …«
    »Wettschulden sind Ehrenschulden!«, bemerkte der Landgraf entrüstet. »Und die Wette ging um zweitausend Taler! Es ist verbrieft, Ihr habt es selbst gezeichnet!«
    »Er hat den Wetteinsatz nicht!«, rief jemand in den Korridor hinaus. Unmut drang von außen in den Raum. Gärtner sah abermals Gravesande Hilfe suchend an, der jedoch seinen Blicken auswich.
    »Ihr habt mein Schloss benutzt für Eure Wette und könnt nun den Einsatz nicht begleichen!«, empörte der Landgraf sich weiter. »Ich werde Euch verhaften lassen wegen Hochstapelei!« Er gab den Wachen ein Zeichen, Gärtner zu ergreifen.
    »Haltet ein!«, sagte Orffyreus und gab den Wächtern mit einer Geste zu verstehen, dass sie warten sollten. »Jetzt, wo feststeht, dass meine Erfindung ein wahres Perpetuum

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