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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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    Die Hütte, auf deren Veranda ich immer noch saß, befand sich mitten im Wald. Nur ein schmaler Weg aus Sand und Kies, der größtenteils zugewuchert war, führte hierher hoch. Die Baumstämme, aus denen das kleine Haus bestand, waren mit Moos bewachsen. Eine große Birke vor der Hütte war umgestürzt, im Fallen jedoch von den Wipfeln anderer Bäume aufgehalten worden und versperrte nun wie eine halb geschlossene Bahnschranke die letzten Meter der Zufahrt zur Hütte. Der Kastenwagen parkte kurz vor dem umgestürzten Baum. Direkt neben mir begann ein dichter Nadelwald, aus dem der Duft von Tannen zu mir herüberwehte. Ich streckte mich. Während der Nacht war ich in Gedanken alles noch einmal durchgegangen: die versteckten Hinweise in den alten Büchern, die Berichte, die ich über Orffyreus im Internet gelesen hatte, das mysteriöse Holzrad, und schließlich die große Kupfermünze, die ich letzte Nacht in der Statue gefunden hatte. Immer wieder fügte ich die Puzzleteile in meinem Kopf neu zusammen, bis mir am frühen Morgen endlich klar wurde, wie die Lösung des Rätsels aussehen musste. Sie war tatsächlich ganz einfach.
    Was ich als Erstes dringend brauchte, war ein Telefon. Ich hatte mir vorgenommen, meine drei Gastgeber bei Tagesanbruch sofort zu wecken und sie nach einem Handy zu fragen. Vielleicht zählte jede Sekunde, um Julia zu retten. Als es nun endlich hell wurde, trat ich an die Tür der Hütte heran und stieß sie auf. Im Inneren war es dunkel, da die Hütte nur über zwei schmale Fenster verfügte, durch die kaum etwas von dem noch spärlichen Morgenlicht eindrang. Ich erkannte Scheffler, der in dem Krankenhausbett schlief. Die beiden Brüder lagen in ihren Schlafsäcken auf dem Fußboden. In der Ecke standen ein einfacher Holztisch und ein paar Schemel. Rechts neben der Tür waren Lebensmittel gestapelt; neben mehreren Paketen Wasserflaschen erkannte ich verschiedene Konservendosen. Ich klopfte gegen die Tür. Einer der Schlafsäcke begann sich zu bewegen, und einige Augenblicke später schaute ein Kopf heraus.
    »Was ist los? Wie spät ist es?«, fragte David mit verschlafener Stimme.
    »Keine Ahnung, wie spät es ist. Aber noch ist es früh. Haben Sie ein Telefon?«
    Nun bewegte sich auch der zweite Schlafsack, und Steve setzte sich auf. Er rieb sich die Augen.
    »Im Auto. Es lädt am Zigarettenanzünder«, entgegnete David.
    »Danke!«, sagte ich und schloss die Tür wieder. Über die glitschigen Stufen des Vorbaus eilte ich zum Lieferwagen. Die Fahrertür war nicht verschlossen. In der Mitte zwischen den Sitzen lag ein Handy, das an der Buchse des Zigarettenanzünders angeschlossen war.
    Ich nahm es heraus, entsperrte die Tastatur und blickte auf das Symbol für den Empfang. Es schien keine Probleme bei der Signalverbindung zu geben, obwohl wir mitten im Wald waren. Ich klickte mich durch das Einstellungsmenü, fand nach einer Weile den Unterpunkt Rufnummernübertragung und wählte Aus . Wenn ich nun telefonierte, würde die Nummer dieses Handys auf dem Display des Angerufenen nicht auftauchen. Ich holte den kleinen weißen Zettel mit den Telefonnummern aus Thors Handy hervor. Mir war aufgefallen, dass eine von ihnen die Vorwahl von Großbritannien hatte. Es war eine Mobilfunk-Nummer. Ich wählte sie. Schon befürchtete ich, dass sich gleich die Mobilbox melden würde, als sich am anderen Ende eine verschlafene Stimme meldete.
    »Was zum Teufel ist los?«, fragte der Angerufene.
    »Ich bin es, Robert Weber!«, antwortete ich.
    Einen Augenblick lang war nichts zu hören.
    »Wo haben Sie die Nummer her?«, wollte der Mann am anderen Ende der Leitung wissen.
    »Ich möchte, dass Sie meine Freundin freilassen«, entgegnete ich, ohne auf die Frage einzugehen.
    »Wo sind Sie?«
    »Sie finden mich nicht. Ich habe aber etwas, das ich Ihnen im Tausch für Julia geben kann.«
    »Was?« Die Stimme des Mannes klang nun hellwach.
    »Ich habe etwas in der Statue gefunden«, erklärte ich.
    »Und das möchten Sie uns geben?«, fragte der Mann.
    »Nein«, erwiderte ich. »Ich habe etwas Besseres.«
    »Und das wäre?«
    »Ein funktionierendes Perpetuum mobile! Dasselbe, das Orffyreus entdeckt hatte«, antwortete ich. Ich hörte, wie der Mann an der anderen Leitung schnaufte. Wieder schwieg er eine kleine Weile.
    »Ein Perpetuum mobile?«, wiederholte er schließlich, um Zeit zu gewinnen.
    »Nicht ein, sondern das Perpetuum mobile«, entgegnete ich. »Voraussetzung jedoch ist, dass Sie Julia nichts

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