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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Stade gefangen genommen. Sie sagten mir zu, ihn aus der Gefangenschaft zu entlassen, wenn ich Gärtner behilflich bin. Der Marquis ist immer noch der Vater meiner Kinder!« Die Marquise schluchzte.
    »Er ist nicht mehr ganz bei Verstand!«, entgegnete der Landgraf verächtlich. »Er hat versucht, ein Heer zu rekrutieren, um den Papst in Rom zu stürzen, den er einen Antichristen nennt!«
    »Das ist alles eine Lüge«, erwiderte die Marquise. »Die Geständnisse gab er unter Folter ab.«
    »Jedenfalls habt Ihr meinen Freund Orffyreus und somit auch mich hintergangen«, betonte der Landgraf. »Hätte dieser Gärtner dadurch die Wette gewonnen, Ihr hättet Orffyreus verächtlich gemacht – und mich gleich mit! Mich, Euren treuen Verehrer! Wie ein Dummkopf hätte ich dagestanden!« Dem Landgrafen war bei diesen Worten die Zornesröte ins Gesicht gestiegen.
    Die Marquise schluchzte und verbarg ihr Gesicht hinter einem weißen Spitzentüchlein.
    Der Landgraf ignorierte es. »Ich habe den Oberhofmarschall angewiesen, Euch mit dem halben Gericht Viermünden zu belehnen. Zum nötigen Brand sollen Euch zwanzig Klafter Brennholz jährlich vom Viermündener Forst geschlagen angeliefert werden. Auch soll Euch die Konzession zum akzisfreien Brauen des für den Haushalt benötigten Bieres verliehen werden. Mehr kann ich nicht für Euch tun.«
    »Empfindet Ihr denn gar nichts für mich?«, flehte die Marquise und ergriff die Hand des Landgrafen.
    Er zog seine Hand weg und erhob sich. Er bedachte die Marquise von oben herab mit einem kühlen Blick. »Doch«, antwortete er, »ich fühle durchaus noch etwas!«
    »Was?«, fragte die Marquise hoffnungsvoll, während sie ihren Kopf hob und den Landgrafen anschaute.
    »Verachtung!«, antwortete er und legte die Hand auf seine Brust. »Tiefe Verachtung!«

101
    Adams stützte sich mit den Armen an den Türrahmen des Kasseler Hotelzimmers ab. Sein linkes Bein stand leicht vor dem rechten. Mit federnden Bewegungen beugte er sein linkes Knie, um so seine rechte Wade zu dehnen. »Je älter man wird, umso mehr Wehwehchen hat man«, bemerkte er. »Und immer wenn man ein Problem beseitigt hat, wacht man auf und hat ein neues!« Er richtete sich auf und rollte mit dem Kopf. »Habt Ihr herausgefunden, von wo der Anruf kam?«
    »Wir sind noch dabei«, antwortete Peter Jonson. »Er hat offenbar die Calling Line Identification seines Handys ausgeschaltet.«
    »Sprich so, dass ich es verstehe!«, sagte Adams ärgerlich.
    »Er hat die Rufnummernunterdrückung des Telefons aktiviert«, erklärte der Schwede. »Daher wurde seine Telefonnummer nur bis zur Vermittlungsstelle Ihres Handys übertragen und von dort nicht weitergeleitet. Wir fragen gerade bei British Telecom nach, um herauszufinden, wie seine Telefonnummer lautet.«
    »Und wir können ihn aktuell nicht orten?«
    »Wir haben mit seinem Anruf ja nicht gerechnet und daher keine Fangschaltung installiert. Ich richte sie jetzt ein, für den Fall, dass er sich noch einmal meldet!«
    »Das wird er«, entgegnete Adams. »Möchte nur wissen, woher er die Nummer hat.«
    »Was wollte er überhaupt?«, fragte Sergeij.
    »Ihr wart gestern Abend an der Statue. Sag noch einmal, was er dort genau gerufen hat, kurz nachdem ihr das Mädchen erwischt habt?«
    »Er rief nur hoch, er hätte etwas gefunden; aber was es war, hat er nicht gesagt«, antwortete Sergeij.
    »Offenbar irgendetwas, was mit diesem Orffyreus zu tun hat. Jedenfalls behauptet er nun, er habe das Perpetuum mobile für uns. Das will er gegen die Kleine tauschen.«
    »Und was, wenn er ein Lebenszeichen von der Kleinen verlangt?«, erkundigte sich Sergeij.
    »Darüber werden wir uns Gedanken machen, wenn es so weit ist«, erwiderte Adams. »Hat jemand eine Aspirin?«
    Jonson und Sergeij verneinten.

102
    London, 1718
    Die Schaulustigen bekundeten ihren Respekt. »Gut gestorben!«, schallte es aus vielen Kehlen über den Platz.
    Einige Augenblicke zuvor hatte der kräftige Mann, dessen Haar und Vollbart feuerrot waren, auf dem Ochsenkarren stehend seine letzte Rede gehalten. Er hatte nicht behauptet, unschuldig zu sein, und auch kein Klagelied angestimmt. Stattdessen entschuldigte er sich mit bebender Stimme, doch auch auf ehrenhafte Weise bei seinen Angehörigen und bat seine Opfer um Verzeihung. Schließlich zitierte er aus der Bibel. Danach wurde ihm eine schwarze Haube über den Kopf gezogen, und zwei der Gehilfen des Henkers scheuchten mit Tritten und lautem Geschrei die Pferde los, die vor den

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