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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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erkannte ich unter einem weißen Laken die Umrisse einer großen Apparatur. Nachdem wir uns einen schmalen Weg durch das Mobiliar gebahnt hatten, zog die Restauratorin das Tuch zur Seite. Darunter kam eine Maschine aus schwerem Eisen zum Vorschein, die mich an eine überdimensionierte Nudelmaschine erinnerte.
    »Eine Druckerpresse. Damit müsste es klappen!«, sagte Julia Wall. »Sie ist allerdings nicht für solche Art von Platten gedacht, sondern für kleinere Kupferradierungen. Im schlimmsten Fall könnten die Platten zerdrückt werden. Es ist Ihre Entscheidung.«
    »Wir drucken!«, erklärte ich, ohne lange zu überlegen.
    Auf einen der Bücherwagen stellte ich meinen Rucksack ab, öffnete ihn und gab der Restauratorin eine der Platten. Im Gegensatz zu mir achtete sie immer noch sorgsam darauf, die Metalltafeln nicht mit den Fingerspitzen zu berühren, und betrachtete sie ausführlich. Dann führte sie die Druckplatten dicht an ihre Nase und roch daran.
    »Tatsächlich Druckerschwärze«, stellte sie fest. »Man riecht deutlich die Lösungsmittel.«
    »Wenn Sie es nicht waren, muss es Ihr Freund Zeus gewesen sein. Wieso hat er damit gedruckt, wenn die Platten angeblich wertlos sind?«
    »Thor. Er heißt Thor«, verbesserte sie mich.
    Ich ging nicht mehr weiter auf ihren Freund ein und erzählte ihr in knappen Worten von meiner nächtlichen Heimkehr, meinem Erlebnis mit der Polizei und wie ich die schwarze Substanz an den Druckplatten entdeckt hatte.
    »Vielleicht haben die Einbrecher die fehlenden Platten gestohlen?«, mutmaßte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Die Platten standen unberührt im Schlafzimmer. Und warum sollte jemand nur vier Platten mitnehmen und nicht alle? Die Polizei sagt außerdem, ich hätte die Einbrecher gestört.«
    Sie hob resignierend die Achseln. Dann klatschte sie aufmunternd in die Hände. »Kommen Sie, wir fangen an!«
    Sie machte einen Schritt zur Seite, und ich stellte mich neben sie. Ich betrachtete die Druckerpresse. Überall klebten getrocknete Farbreste. Ich stutzte. Ein schwarzer Farbklecks war noch feucht. Ich berührte ihn und zeigte ihr meine schwarzen Finger.
    »Es wurde vor Kurzem erst mit ihr gedruckt!«, bemerkte ich misstrauisch und blickte vielsagend auf die Platte in ihrer Hand.
    Sie schüttelte verächtlich den Kopf. Dann bückte sie sich und brachte einen kleinen Eimer schwarze Farbe zum Vorschein, der neben der Maschine gestanden hatte.
    »Ich habe die Druckerpresse ausprobiert! Immerhin steht sie hier schon seit einigen Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten.« Ich sah die Empörung in ihren Augen.
    Sie legte die erste Platte in eine Ausbuchtung auf der Unterseite der Maschine und trug mit einer Rolle Farbe auf. Dann spannte sie einen Bogen Papier ein. Mit einem langen Hebel senkte sie die mit Gummi ummantelte Walze hinab und betätigte eine große Kurbel an der Seite der Maschine. Die Walze setzte sich in Bewegung. Ich bemerkte, wie es sie anstrengte, und kam ihr zur Hilfe.
    So verfuhren wir Platte um Platte.
    Wir kamen bald ins Schwitzen, und ich stellte einen Stuhl in die Tür, um ein wenig frische Luft hereinzulassen. Das Licht im Flur war schon lange wieder erloschen.
    Als wir bei der letzten Platte angekommen waren, ließ mich ein Geräusch aufhorchen. Es kam aus dem Gang.
    »Psssst!«, sagte ich. Sie schaute mich überrascht an. »Ich habe etwas gehört«, flüsterte ich.
    Wir lauschten. Alles war ruhig. Gerade wollten wir weitermachen, als im Flur das Licht anging.
    »Da ist jemand!«, wisperte ich.
    »Unmöglich um diese Zeit!«, entgegnete sie ebenso leise.
    Ich blickte mich in dem Raum um. Zwei Armlängen entfernt lehnte ein Besen an der Wand. Ich griff ihn und ging langsam zur offenen Tür. Draußen waren deutlich Schritte zu hören. Ich presste mich an die Wand neben dem Türrahmen. Die Schritte wurden lauter. Ich spürte, wie sich meine schweißnassen Hände um den Besenstiel krampften. Jeden Augenblick musste jemand in der Tür erscheinen.
    Julia Wall, die mich von der Maschine aus beobachtete, ging in die Hocke und schaute eher irritiert als verängstigt zu mir hinüber.
    Plötzlich verstummten die Schrittgeräusche. Dann entfernten sie sich wieder, bis sie nicht mehr zu hören waren. In dem Augenblick, als ich um die Ecke in den Gang schauen wollte, ging das Licht im Flur aus. Ich atmete tief durch, stellte den Besen zur Seite und ging zur Restauratorin, die sich inzwischen wieder erhoben hatte.
    »Was war das denn?«, fragte sie mich mit

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