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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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selbst hatte die vergangenen Nächte nicht viel geschlafen; und dies erleichterte es nicht gerade, klare Gedanken zu fassen. Dennoch versuchte ich, eine kleine Bestandsaufnahme zu machen.
    Alles begann, nachdem ich diese Druckplatten geschenkt bekommen hatte. Danach war jemand in meine Wohnung eingedrungen; außerdem schien es sicher zu sein, dass ein – nach Julias Worten – »renommierter Wissenschaftler« vier der Druckvorlagen gestohlen und mit den übrigen heimlich gedruckt hatte. Irgendwer observierte zudem Julia und mich.
    Ich überlegte, was der Grund für die Beschattung sein konnte. Nachdem der Inhalt des Buches offenbar bereits kopiert worden war, konnte es ihnen nicht mehr um das Buch gehen. Entweder vermutete man, dass die Beobachtung zu weiteren Informationen führen könnte, oder man versuchte zu verhindern, dass wir aufgrund unserer Kenntnisse weitere Entdeckungen machen würden. Sollte Letzteres der Fall sein, waren Julia und ich in erheblicher Gefahr, denn dann würden unsere Gegner wohl auch nicht vor Gewalt zurückschrecken. Wie in einem Agententhriller, dachte ich und sah vor meinem geistigen Auge Spione, die eine fremde Wohnung verwanzten. Im selben Augenblick fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Wenn wir von Leuten beobachtet und verfolgt wurden, die Profis in ihrem Metier waren, hatten sie mit Sicherheit heimlich Abhörvorrichtungen in meiner Wohnung installiert. Der Einbruch! Fast wäre ich aufgesprungen. Deswegen war nichts gestohlen worden – weil die Einbrecher nicht hergekommen waren, um etwas mitzunehmen, sondern weil sie etwas hierlassen wollten. Vermutlich hörten sie seitdem jedes Wort mit. Wie im Zeitraffer versuchte ich mich daran zu erinnern, was Julia und ich in meinen Räumen alles besprochen hatten.
    Ich überlegte kurz, in die Wohnung zu gehen und nach Abhörvorrichtungen zu suchen. Doch wonach überhaupt und wo sollte ich suchen? Ich hatte keine Ahnung, wie diese Geräte im Detail aussahen; ich stellte mir nur vor, dass sie winzig klein waren und daher an jeder beliebigen Stelle versteckt sein konnten. Auch befürchtete ich, dass vielleicht Videokameras installiert worden waren: Wenn ich nach Wanzen suchen würde, wäre diesen Leute sofort klar, dass ich versuchte, ihnen auf die Spur zu kommen. Es war wohl besser, erst einmal so zu tun, als wenn ich nicht ahnte, dass wir abgehört wurden. Doch ich musste unbedingt mit Julia darüber sprechen.
    Es raschelte rechts von mir im Gebüsch. Erschrocken wandte ich den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Ein Eichhörnchen lief aus dem Ginsterbusch und blieb auf der Mitte der Rasenfläche kurz stehen, um zu mir hinüberzuschauen. Anschließend sprang es mit großen Sätzen auf einen Baumstamm zu und verschwand hinter ihm.
    Ich nahm einen kräftigen Schluck Kaffee und konzentrierte mich auf die Frage, was wir gegen unsere Verfolger unternehmen konnten. Vielleicht sollten wir zur Polizei gehen. Doch sogleich fiel mir die Reaktion des Beamten ein, als ich bei meinem Versuch, eine Vermisstenanzeige für Julia aufzugeben, das Perpetuum mobile erwähnt hatte. Die Erinnerung daran weckte keine große Lust in mir, den Beamten von Orffyreus und dessen angeblicher Entdeckung zu erzählen. Außerdem war da auch noch die Sache mit meiner Bewährungsstrafe. Ich befürchtete, dass es auch deswegen Probleme geben könnte. Nur nicht bei der Polizei auffallen – das war im Allgemeinen die Devise derer, die man zur Bewährung verurteilt hatte.
    Da mir nichts einfiel, was wir nun tun sollten, schweiften meine Gedanken wieder zu der Maschine, die von Orffyreus, wie er behauptet hatte, erfunden worden war. Die Tatsache, dass ein Wissenschaftler wie Thor Interesse an Orffyreus’ Schriften zeigte und dass uns irgendwer mit großem Aufwand observierte, ließ eigentlich nur einen Schluss zu: Auch heute noch schienen Leute daran zu glauben, dass an Orffyreus’ Behauptung, er habe ein Perpetuum mobile erfunden, etwas dran war.
    Ich verspürte ein seltsames Kribbeln in der Magengrube. Bei aller Angst faszinierte mich der Gedanke, dass ich einer so bedeutsamen Erfindung wie dem Perpetuum mobile nahegekommen sein könnte.
    Wenn es so etwas gäbe … Es wäre höchstwahrscheinlich der Beginn einer gewaltigen industriellen Revolution! Der Wert einer solchen Erfindung dürfte daher in die Milliarden gehen. Bei dieser Vorstellung bekam ich, wie so oft in den letzten Tagen, eine Gänsehaut. In der Geschichte der Menschheit wurde schon für

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