Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)
wir jährlich für unsere Sicherheits-und Überwachungsmaßnahmen aus? Sind es fünf Millionen oder sieben Millionen Pfund? Und Sie erzählen mir etwas von ›Pech‹? Pech gibt es in der Wissenschaft nicht!«
»Sehr wohl, wir haben Francium und Radium sofort zurück nach London beordert und in den Innendienst zur Gebäude-Security versetzt. Das Team in Deutschland wird nun durch Selenium, Tellurium und Sulfur aus der Chalcogen-Gruppe aufgestockt. Sie werden nicht versagen.«
Adams beruhigte sich wieder und ließ sich zurück in seinen Sessel fallen. »Es wäre auch besser für Sie, Wilson. Nächstes Quartal sind Wahlen, und Ihre Karriere in der Elements Society kann schneller vorbei sein, als Ihnen lieb ist.«
Wilson senkte den Kopf. »Ich weiß, Sir.«
»Aktuell arbeiten unsere Experten an der Entschlüsselung des dritten Bandes von diesem Orffyreus«, berichtete Adams. »Sollte dabei das herauskommen, was wir vermuten, ist es eines unserer bedeutendsten Projekte.«
»Ich weiß, Sir.«
»Ich gehe davon aus, dass ab sofort keine Fehler mehr geschehen!«
»Das können Sie, Sir.«
»Wir werden demnächst entscheiden, was mit den zwei Observierungsobjekten geschieht. Es hängt davon ab, wie nahe Orffyreus dem Perpetuum mobile tatsächlich gekommen ist und wie viel die beiden Unglücklichen darüber wissen. Ich schließe nicht aus, dass wir sie dann sogar neutralisieren müssen!«
»Wir sind vorbereitet.«
»Nullius in Verba!« Adams nickte dem Gast in seinem Arbeitszimmer ein letztes Mal zu und widmete sich dann einem der beiden Flachbildmonitore, die nebeneinander vor ihm auf dem Schreibtisch standen.
»Nullius in Verba« , entgegnete Wilson und ging mit kurzen, aber schnellen Schritten zur Tür.
30
Den Rest der kurzen Nacht verbrachte ich wieder auf der Couch. Als ich am Morgen aufwachte, ging ich als Erstes zu meinem Schlafzimmer: Julia lag dieses Mal noch im Bett und schlief tief und fest. Sie trug eines meiner T-Shirts als Nachthemd; mit ihren geschlossenen Augen und der ruhigen, gleichmäßigen Atmung wirkte sie völlig entspannt. Ich versuchte, die Tür möglichst geräuschlos zuzuziehen, und ging in die Küche.
Der Kühlschrank war fast leer, und so entschloss ich mich, ein paar Scheiben trockenen Toast mit etwas verquirltem Ei, Milch und Zimt in der Pfanne anzubraten. Während ich das Ei aufschlug, spähte ich durch das Fenster und suchte die Straße nach Männern in Trenchcoats ab. Ich sah weder Fußgänger noch verdächtige Personen, die in Autos saßen und Kaffee aus Pappbechern tranken. Komischerweise beruhigte mich dies nicht. Mein Ellbogen schmerzte beim Rühren noch mehr als in der Nacht. Er präsentierte sich mittlerweile in den schönsten Schattierungen von Blau und Lila. Ich hoffte, dass es sich nur um eine Prellung handelte und nichts gebrochen oder gar gesplittert war.
Während der Kaffee kochte, zog ich eine warme Jacke über. Ich füllte einen Becher mit dem heißen schwarzen Getränk und setzte mich auf die Terrasse. Obwohl die Sonne von einem strahlend blauen Himmel herabschien, war es noch kühl. Ich atmete tief ein und spürte, wie die Luft bis in meine Lunge drang. Der Sauerstoff tat mir gut und gab mir das Gefühl, klarer denken zu können.
Mein schönes, geordnetes Leben war innerhalb kurzer Zeit komplett ins Chaos gestürzt – und in den vergangenen Tagen schien das Chaos sogar noch größer geworden zu sein. Jetzt kam es mir so vor, als hätte ich früher in einer überdimensionalen Seifenblase gelebt, die mich vor allem Schlechten der Welt beschützt hatte. Morde, Einbrüche – ja selbst Schlägereien – kannte ich nur aus den Nachrichten oder aus Filmen. Vor einigen Wochen hatte ich noch von einer großartigen Zukunft als erfolgreicher Patentanwalt geträumt und gedacht, irgendwann mit Frau, Kindern und Hund in einem schicken Einfamilienhaus zu leben. Ich hatte geglaubt, meine größten Sorgen würden dann die Maulwurfhügel in meinem riesigen Garten sein. Diese Seifenblase war von einem Augenblick zum anderen geplatzt, als hätte jemand mit einer riesigen Nadel in sie hineingestochen. Und kaum hatte ich begonnen, mich auf mein Los als arbeitsloser Physiker einzustellen, wurde ich urplötzlich mit unheimlichen Verfolgern, Einbrüchen und dem Versuch, mich zu überfahren, konfrontiert. Was wohl als Nächstes passieren würde?
Zudem musste ich nun schon zum zweiten Mal mein Bett einer Frau überlassen, die ich vor anderthalb Wochen noch gar nicht gekannt hatte. Ich
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