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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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fair ist, da Ihr ohne meine Hilfe nichts erhalten würdet.«
    Semler schüttelte sich und begann, mit den Beinen zu treten. Er röchelte und wackelte mit dem Kopf. Dabei stieß er mit der Hüfte das Tintenfass um, das noch neben ihm auf dem Bett stand; der Inhalt des Gefäßes ergoss sich sogleich über Laken und Bettdecke und färbte beides schwarz. Orffyreus versuchte noch zu retten, was zu retten war, konnte aber nur ein leeres Fässchen in seiner Tasche verstauen, nachdem er es an der Bettdecke sauber gewischt hatte.
    »Dankt mir nicht, mein Freund. Und gute Besserung!« Orffyreus ignorierte die schwachen Proteste des Schwerverletzten. Er nahm sein Taschentuch und presste es erneut gegen Mund und Nase, um die Gerüche, die Krankheiten und der Tod in diesem Raum verströmten, nur gefiltert ertragen zu müssen.
    Kaum hatte er sich einige Schritte von Semlers Bett entfernt, stürmte eine ältere Nonne, die dort als Krankenschwester arbeitete, an ihm vorbei, um den aufgebrachten Verletzten zu beruhigen. Als sie neben Semler stand und den großen schwarzen Fleck auf Bett und Laken entdeckte, stieß sie einen spitzen Schrei aus und rief: »Schwarzes Blut! Seine Körpersäfte sind verdorben! Schnell!«
    Schon zwängte sich eine weitere Schwester an Orffyreus vorbei; sie trug ein Gefäß und einen blutverschmierten Schröpfschnedder zu Semler. Schnell ritzte sie seine Ader in Höhe des Ellbogens mit dem Schnedder tief ein, sodass sogleich Blut daraus hervorschoss. Unterdessen musste Semler von der anderen Schwester mit Gewalt in die Matratze gedrückt werden, da er sich heftig wehrte. Doch mit jedem Tropfen Blut, der seinen Körper verließ und in das bereitgestellte Gefäß unter seinem Arm floss, wurde er schwächer; sicherlich würde er bald die Gegenwehr einstellen.
    Die Schwestern kannten den Widerwillen der Patienten gegen den heilbringenden Aderlass nur zu gut.

29
    Die Elements Society residierte in den ehemaligen Räumen der Royal Society im Burlington House an der Piccadilly. Die Royal Society war 1967 in das Gebäude der deutschen Botschaft – Carlton House Terrace Nr. 8 und 9 – umgezogen, und der damalige Präsident der Elements Society hatte die Gunst der Stunde genutzt, um die leer stehenden Zimmer zu übernehmen. So füllte die Elements Society einmal mehr Dinge mit neuem Leben, welche die Royal Society zuvor aufgegeben hatte.
    In einem der vielen Zimmer telefonierte John Adams. Er war ein auffallend schlanker und großer Mann um die fünfzig. Sein Gesicht glich dem eines ausgemergelten Bluthundes.
    »Mr. Ericson, beruhigen Sie sich«, versuchte er seinen Gesprächspartner zu beschwichtigen. »Sie haben alles richtig gemacht. Es steht in den Statuten, dass Ereignisse unverzüglich zu melden sind, bei denen es um Orffyreus geht.«
    Aus dem Telefonhörer schallte die erregte Stimme des Gesprächspartners.
    »Sie wird nichts unternehmen wegen der fehlenden Platten. Wir haben alles im Griff.«
    Ein Knacken in der Leitung irritierte Adams. »Mr. Ericson, sind Sie noch da?«
    Aus dem Hörer drang gedämpft eine kurze Antwort.
    »Vertrauen Sie uns, wir lösen das Problem«, beruhigte Adams den Mann ein weiteres Mal.
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung wurde wieder lauter.
    »Wir tun niemandem etwas. Wir sind nicht der MI5, wir sind Wissenschaftler.« Adams ließ seinen Worten ein gekünsteltes Lachen folgen. »Wir werden uns bei Ihnen melden. Bis dahin sollten Sie jeden Kontakt mit dieser Frau meiden. Wir glauben nicht, dass sie die Polizei einschalten wird. Sollte sie es doch tun, kontaktieren Sie mich. Auch dann, wenn sie sich noch einmal bei Ihnen meldet.«
    Das Gespräch wurde beendet. Adams wandte sich der Gegensprechanlage zu. Es war ein altes System, wie es seit dreißig Jahren nicht mehr in Gebrauch war. Er betätigte die Ruftaste. Aus dem Lautsprecher klang die blecherne Stimme der Vorzimmerdame.
    »Schicken Sie Wilson zu mir rein«, befahl er.
    Die Tür öffnete sich, und ein sehr kleiner, untersetzter Mann betrat das Büro. Er machte drei Schritte auf den Schreibtisch zu und blieb dann grußlos stehen, die Hände vor dem Bauch gefaltet.
    »Wie konnten Ihre Leute so versagen? Sie wurden fast gleichzeitig enttarnt!«, herrschte Adams seinen Besucher ohne Umschweife an.
    »Sie sind selbst untröstlich. Es war eine Menge Pech dabei. Und die Objekte scheinen sehr aufmerksam zu sein …«
    »Pech?«, rief Adams empört, sprang auf und schlug mit der Faust zornig auf den Tisch. »Wie viel Geld geben

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