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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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wesentlich weniger Geld getötet …
    Irgendwo stritten zwei Vögel. Ich schaute in die Richtung, aus der das Gezeter kam, konnte die Tiere aber nicht sehen. Plötzlich spürte ich etwas auf meiner Schulter. Ich stieß einen spitzen Schrei aus und sprang erschrocken von meinem Platz auf. Der Becher glitt mir aus der Hand und zersprang auf den Steinplatten der Terrasse. Ich drehte mich um – und schaute in das vor Schreck erstarrte Gesicht von Julia.
    »Hast du mir einen Schrecken eingejagt!«, rief ich.
    »Ich wollte dir nur Guten Morgen sagen«, verteidigte sie sich, machte einen Schritt nach vorne und bückte sich, um die Scherben aufzusammeln. »Was ist denn mit dir los?«, fragte sie vorwurfsvoll.
    »Das können wir gleich noch wegräumen«, sagte ich, ergriff ihre Hand und begann, sie in Richtung Garten zu ziehen.
    Sie sträubte sich. »Spinnst du? Pass auf die Scherben auf, ich bin barfuß!«
    Trotz ihrer Einwände zerrte ich sie in den Garten. Als sie mit ihren nackten Füßen den vom Raureif bedeckten Rasen berührte, begann sie zu jammern. Unbeeindruckt umklammerte ich ihr Handgelenk noch fester und zog sie weiter weg vom Haus.
    »Du tust mir weh!«, rief sie und versuchte mit der freien Hand, meinen Griff zu lösen. Doch ich hielt sie eisern fest. Erst als wir eine kleine Ansammlung von mannshohen Bäumen in der Ecke des Gartens erreicht hatten, blieb ich stehen.
    Nun packte ich auch ihr anderes Handgelenk. »Sei ruhig!«, herrschte ich sie mit leiser Stimme an.
    Ihr Blick verriet eine Mischung aus Angst und Erstaunen. Vielleicht dachte sie, dass ich verrückt geworden bin.
    »Sei um Himmels willen leise!«, beschwor ich sie. »Ich muss dir etwas sehr Wichtiges sagen!«
    Endlich hörte sie auf, sich zu wehren.
    »Wir werden abgehört«, flüsterte ich und ließ sie los.
    Sie starrte mich verwirrt an.
    »In der Wohnung ist alles verwanzt!«
    Julia rieb sich die Handgelenke und schaute hinüber zur Terrasse. »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es nicht mit absoluter Sicherheit, aber ich halte es für sehr wahrscheinlich. Bedenk doch: Sie verfolgen dich, sie verfolgen mich; und sie haben hier eingebrochen, ohne etwas zu stehlen. Es muss so sein!«
    Julia nickte. »Das hättest du mir auch etwas sanfter beibringen können.«
    »Verzeih, dass ich grob war. Aber ich wollte es dir erzählen, ohne dass die es mitbekommen.«
    »Und ich dachte schon …« Sie sprach den Satz nicht zu Ende.
    »Dass ich dir etwas antue?«, vervollständigte ich ihren Gedanken.
    Julia sah mich an, erwiderte aber nichts.
    »Na, besten Dank!«, murrte ich gekränkt. »Wenn das meine Absicht wäre, hätte ich dich heute Nacht im Schlaf schon erledigt!«
    Julia ignorierte meine Reaktion und fragte: »Was machen wir denn jetzt?«
    »Wir verhalten uns so, als wenn nichts wäre, achten aber darauf, dass wir in der Wohnung nur noch belangloses Zeug miteinander reden. Und dann …« Ich hielt inne.
    »Was dann?«, hakte Julia nach.
    »… werden wir versuchen, das Rätsel um diese Druckplatten zu lösen.«
    »Denkst du, die werden das zulassen?« Beim Wort »die« zeigte Julia auf das Haus, als würde dort jemand auf uns warten.
    »Sie werden davon nichts erfahren, weil wir sie vorher abschütteln.«
    »Und wie?«
    »Ich habe einen Plan. Den erzähle ich dir später. Wir gehen dorthin, wo wir nicht belauscht werden. Aber jetzt müssen wir zurück zum Haus, ansonsten schöpfen die noch Verdacht.«
    Ich drehte mich um und stapfte zurück zur Terrasse. Julia folgte mir, und bei jedem Schritt, den sie mit ihren nackten Füßen auf das nasse Grass setzte, quiekte sie laut auf.
    »Wirklich schön, dieser Rhododendron!«, rief sie sehr laut, als sie das Wohnzimmer wieder betrat.
    »Ja, ich liebe diese Pflanzen auch!« Ich brüllte ebenfalls meine Worte in die Welt hinaus und begann anschließend, die Scherben des Kaffeebechers auf der Terrasse einzusammeln.
    »Ich gehe duschen!«, schrie Julia von drinnen.
    Ich stellte mir vor, wie sich zwei Männer mit großen schwarzen Kopfhörern auf den Ohren die Hände rieben und dann versuchten, das schwarz-weiße Bild eines kleinen Bildschirms, der mein Badezimmer zeigte, scharf einzustellen.

31
    Er hatte sie seit Stunden von seinem Citroën C5 aus beobachtet. Es war sein erster Einsatz in dieser Operation. Die beiden Vorgänger waren abberufen worden. Sie hatten wie die Amateure diejenigen Personen, die sie heimlich beschatten sollten, auf sich aufmerksam gemacht. Der eine hatte sein Zielobjekt sogar fast

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