Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)
der Tage, die ein Zielobjekt zu verreisen plante: eine Unterhose für jeden Tag. Hier sollte es also sechs oder sieben Tage lang weggehen. Auch dies gab er sofort weiter.
Danach fuhren die beiden zur Bibliothek. Er und sein Kamerad waren am Tag zuvor schon hier gewesen, als sie ihre Werkstatt durchsucht hatten. Sie waren nur auf alte Bücher und Papier gestoßen. Die beiden Zielobjekte suchten lange nach einem Parkplatz – eine Rarität im Uni-Viertel. Dies erschwerte die Beschattung. Immer wieder musste Sergeij abbremsen, um Abstand zu halten. Schließlich fand das Pärchen eine freie Stelle, hielt an und marschierte zur Bibliothek. Er stellte seinen Citroën im Parkverbot ab und legte hinter die Windschutzscheibe eine Ausnahmegenehmigung des Ordnungsamtes. Wilson konnte so etwas besorgen, und nun durfte Sergeij parken, wo er wollte.
Er eilte dem Pärchen hinterher und sah, wie es durch die Drehtür in die Bibliothek verschwand. Mit schnellen Schritten betrat er den Eingangsbereich. Zur Rechten musste man eine von zwei Sicherheitsleuten bewachte hüfthohe Flügeltür passieren. Er ließ die beiden nicht aus den Augen und folgte ihnen in den Lesesaal. An dessen Ende bogen sie links ab. Als er ebenfalls um die Ecke bog, stieß er mit einem dicklichen jungen Mann mit Brille zusammen. Der Fettsack entschuldigte sich umständlich; Sergeij fluchte und stieß den Kerl unwirsch beiseite.
Doch die Zielpersonen waren jetzt nicht mehr zu sehen. Er stand vor einer Tür aus gehärtetem Sicherheitsglas, die durch ein Zutrittskontrollsystem geschützt war. Darauf stand Nur für Personal . Gestern hatte er sich durch diese Tür bereits Zutritt verschafft. Heute aber waren zu viele Leute in der Nähe, um es erneut zu wagen.
Nervös lief er vor der Tür auf und ab. Gerade überlegte er, ob er nicht doch einbrechen sollte, als er sah, wie die beiden Zielpersonen zurückkamen. Rasch suchte er Schutz hinter zwei großen Karteikästen aus Holz. Beide eilten vorbei, ohne ihn zu bemerken. Er marschierte hinter ihnen her und schloss diesmal dichter auf, um sie nicht zu verlieren.
Die Frau zeigte den Wachmännern einen Ausweis und verließ danach mit ihrem Begleiter den Lesesaal durch einen Ausgang neben den Schranken.
Er passierte mit eiligen Schritten die Flügeltüren für Besucher und versuchte dabei möglichst unauffällig zu sein, da er sich nun genau auf ihrer Höhe befand. Auf dem letzten Meter ertönte plötzlich ein ohrenbetäubender Lärm. Zwei rote Lampen, die auf den stählernen Pfosten neben dem Eingangsbereich befestigt waren, blinkten wild; zudem erschallten schrille Alarmsignale. Er blickte sich um und sah in das erschrockene Gesicht einer Studentin hinter ihm. In diesem Moment stellte sich ihm ein bulliger Sicherheitsmitarbeiter in blauer Uniform in den Weg.
»Entschuldigen Sie, bitte treten Sie mit mir einen Augenblick zur Seite«, sprach dieser ihn an und bugsierte ihn mit sanftem Druck auf seine Brust neben die Schwingtüren.
Sergeij schlug die Hand weg. »Ich muss weiter. Ich habe nichts getan«, sagte er in einem Deutsch, dem man anhören konnte, dass Russisch seine Muttersprache war.
Der Security-Mann packte seinen Arm. »Sie gehen nirgendwohin!«, befahl er mit fester Stimme.
Im nächsten Augenblick bog Sergeij das Handgelenk des Sicherheitsmitarbeiters nach hinten und brach ihm mit einem schnell ausgeführten Schlag die Nase. Sofort spritzte Blut. Mit einem Tritt gegen das Knie ging der bestimmt einhundert Kilogramm schwere Koloss vor ihm stöhnend zu Boden. Gerade wollte er über ihn hinwegsteigen, als ein weiteres Mitglied der Security ihn von hinten packte. Mit einem Ellbogenschlag in den Unterleib seines Hintermanns löste er sich aus der Umklammerung. Jedoch zog sein Gegner, während er rückwärtstaumelte, noch so stark an seinem Jackett, dass sein Halfter mit der Pistole sichtbar wurde.
In seiner Nähe schrie eine schrille Frauenstimme: »Er hat eine Waffe! Hilfe er hat eine Waffe!«
Irritiert schaute er sich um. Der zweite Wachmann schien sich wieder zu fangen. Aus den Augenwinkeln sah Sergeij, wie auch sein erster Kontrahent sich nun mit blutverschmiertem Gesicht wieder aufrappelte. Weitere Angestellte der Bibliothek eilten herbei. Von hinten spürte er einen Schlag in den Nacken, den er jedoch problemlos einsteckte. Rasch machte er einen Schritt nach vorn und drückte die Notruftaste an seiner Uhr. Es war Zeit, dass Dimitrij eingriff. Dem Wachmann, der gerade wieder auf die Beine gekommen war,
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