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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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noch schönerer Tag als gestern. Glaubt Ihr nicht auch?«
    »Ich bin mir sicher«, antwortete Gravesande und blickte angeekelt auf das stinkende Bündel in seiner Hand.

34
    Da es langsam dunkel wurde, hielt ich an einer Autobahnraststätte mit angeschlossenem Hotel und mietete für uns ein Zimmer. Es war einfach eingerichtet, doch auf den ersten Blick recht sauber. Nachdem wir unsere Reisetaschen dort abgestellt hatten, gingen wir in das Restaurant der Raststätte. Ich bestellte ein Wiener Schnitzel mit Gurkensalat, Julia ein Thunfischsandwich.
    »Was ist das?«, fragte ich und hielt einen kleinen weißen Beutel hoch, der eine kleine Halbkugel enthielt.
    »Darin ist eine halbe Zitrone eingepackt. Du kannst sie so leichter über deinem Schnitzel auspressen – ohne dass die Kerne hinabfallen.«
    »Tolle Erfindung«, sagte ich und verteilte den Zitronensaft über dem Fleisch.
    »Nicht so toll wie ein Perpetuum mobile, aber wenigstens real!«, entgegnete Julia und lachte. »Also, was machen wir morgen?«
    »Ich habe im Internet von einem privaten Orffyreus-Museum in Bad Karlshafen gelesen. Lass uns da beginnen. Dort ist auch das einzige Denkmal für Orffyreus in ganz Deutschland.«
    »Denkmal?«
    »Ein gemauerter Torbogen mit seinem aufgemalten Konterfei.«
    Julia nickte. Offenbar war sie mit meinem Plan einverstanden.
    Während des Essens musterte ich die anderen Gäste in der Autobahngaststätte. Neben uns saß eine Gruppe Männer aus Polen. Sie sahen aus, als seien sie auf Montage, und machten einen müden Eindruck. Ansonsten erblickte ich nur Trucker, die ebenfalls erschöpft wirkten. Keiner machte den Eindruck, als ob er sich für uns interessieren würde.
    Nach dem Essen gönnten wir uns noch einen Espresso aus einem Automaten und gingen dann in unser Zimmer. Beim Abschließen hatte ich ein kleines Stück Papier, das ich in meiner Hosentasche gefunden hatte, in den Türschlitz gesteckt. Erleichtert stellte ich nun fest, dass es noch immer da war. Diesen Trick hatte ich im Fernsehen gesehen. Triumphierend hielt ich Julia den Papierschnipsel entgegen.
    »Meinst du nicht, die kennen diesen Kniff auch?«, fragte sie nicht ohne Belustigung.
    Dann machten wir uns bettfertig.
    »Wer schläft auf dem Fußboden?«, fragte ich, als wir beide nebeneinander in dem kleinen Bad standen und unsere Zähne putzten.
    »Keiner«, antwortete Julia, blinzelte mir zu und ging hinaus.
    Als ich aus dem Bad kam, lag sie bereits in dem Doppelbett. Ich schlüpfte auf der anderen Seite unter die Decke. Eine Weile lagen wir beide nebeneinander und starrten an die Zimmerdecke, die von einer kleinen Lampe hinter dem Kopfteil des Bettes schwach angeleuchtet wurde.
    »Ich muss dir etwas sagen«, flüsterte Julia.
    Ich drehte mich auf die Seite. Sie lag weiter auf dem Rücken und blickte auf einen imaginären Punkt über ihr. Ihre Haare waren frisch gebürstet, und sie duftete nach Nivea-Creme. Im Badezimmer hatte ich gesehen, dass sie ein weißes Nachthemd trug.
    »Ich hatte in den vergangenen Jahren nicht viel Glück mit Männern«, offenbarte sie mir, ohne mich anzuschauen.
    »Ich auch nicht«, antwortete ich und beobachtete, wie sie sich bemühte, nicht zu lachen.
    »Blödmann!«, sagte sie und drehte ihre Augen einmal kurz in meine Richtung. Sie wurde wieder ernst. »Aber Männer hatten auch nicht viel Glück mit mir! Mein letzter Freund und ich wollten vergangenen Herbst heiraten. Einen Tag vor der Hochzeit habe ich ihn verlassen.«
    Ich schluckte. »Warum?«
    Sie hob die Schultern. »Dieses ›auf immer und ewig‹ hat mir Angst gemacht.« Nun drehte sie sich zur Seite und blickte mir direkt in die Augen. »Kannst du dir vorstellen, jemandem für ewig deine Liebe zu versprechen?«
    Diese Frage überrumpelte mich. »Wenn sie so schöne Augen hat wie du – ja«, antwortete ich und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.
    Sie legte ihre Hand auf meine und lächelte. »Im Ernst. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Nein«, erwiderte ich ernst. Obwohl ich mit meiner Antwort ihre Ansicht teilte, glaubte ich erstaunlicherweise in ihren Augen keine Erleichterung, sondern Enttäuschung zu entdecken. Sogleich fuhr ich fort: »Ich kann mir nämlich gar keine Ewigkeit vorstellen. Aber für den Rest meines Lebens – das könnte ich mir schon vorstellen. Wie lautete noch dein Argument? Wenn der Einsatz sehr gering ist und der Gewinn extrem hoch, dann soll man es wagen. Wenn ich also irgendwann einmal sicher sein sollte, dass ich den Einsatz wagen

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