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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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doch Vnbändig/
    FIndet das GeheImnis sich Inwändig/
    Dann sInd die UngläVbigen endlich nIcht mehr VnVerständig
    Vom InVentore Orffyre
    »Wir glauben auch, dass es sich um versteckte römische Ziffern handelt, die addiert die Zahlen 30 und 11 ergeben«, fuhr Niculescu fort. »Im Zusammenhang mit den in den anderen Büchern der Poëtischen Apologie verborgenen römischen Ziffern ergibt sich aus unserer Sicht eindeutig das Datum 30. 11. 1717 .«
    »Und was bedeutet dieses Datum?«, fragte Adams ungeduldig.
    »Wir haben mithilfe der Computer und Datenbanken alles gesammelt, was an Ereignissen zu diesem Datum bekannt ist. Es war ein Dienstag. An diesem Tag gab es einige in Kirchenbüchern registrierte Geburten, Eheschließungen und Todesfälle. Keiner der betroffenen Personen konnten wir jedoch irgendeine Bedeutung zuordnen.«
    »Kommen Sie zum Punkt!«, drängte Adams.
    Niculescu genoss jedoch die Ungeduld seines Gesprächspartners und ließ sich betont viel Zeit. »Das einzige Ereignis an diesem Tag, zu dem wir einen Zusammenhang sehen, fand in Kassel statt. Dort wurde an diesem Datum der Herkules aufgestellt.«
    »Der Herkules?«
    »Im Griechischen auch Herakles genannt«, dozierte Niculescu. »Eine Statue des Herkules oder eben Herakles wurde an jenem 30. 11. 1717 in Kassel errichtet. Noch heute ist sie das Wahrzeichen der Stadt.« Niculescu präsentierte auf dem Bildschirm ein Foto der Statue. »Sie thront weit oben über der Stadt auf dem sogenannten Oktogon. Einem achteckigen Steinbau aus jener Zeit.«
    »Können Sie die Figur vergrößern?«, bat Adams mürrisch.
    »Kein Problem. Die Statue zeigt den Herakles. Er hat Trophäen von zwei seiner zwölf berühmten ›Arbeiten‹ bei sich, und zwar von der ersten und der vorletzten. Hier …« Niculescu vergrößerte mit einer Bewegung auf dem Touchscreen-Monitor die hinter dem Rücken verborgene rechte Hand des Herkules. »Hier hält er die Äpfel der Hesperiden, und mit der linken Achsel« – Niculescu vergrößerte diesen Teil der Statue – »stützt er sich auf seine Keule, über der das Fell des Nemëischen Löwen hängt, den er getötet hat.«
    Adams grummelte unzufrieden. »Was soll dies mit der Erfindung des Orffyreus zu tun haben?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Jedoch erscheint es am wahrscheinlichsten, dass die im Text verschlüsselte Jahreszahl mit ebendiesem Ereignis in Verbindung steht. Ich habe aber einen Verdacht – oder besser eine Vermutung …«
    »Niculescu, Sie machen mich verrückt!«, rief Adams. »Muss man Ihnen alles aus der Nase ziehen?«
    »Schon gut. Schauen Sie auf den Text. Die erste Zeile lautet: ›Vnd ist die Kraft des Herakles doch Vnbändig.‹ Der Ausdruck ›Kraft‹ könnte im weitesten Sinne für Energie stehen. Und das Wort ›unbändig‹ könnte als Synonym für ewig verstanden werden. Zusammen also: die ›ewige Energie‹. Damit könnte also durchaus ein Perpetuum mobile gemeint sein. Und nun die zweite Zeile: ›FIndet das GeheImnis sich Inwändig.‹ Dies könnte bedeuten, dass es in etwas versteckt ist.«
    »Und zwar in der Herkules-Statue!«, schlussfolgerte Adams.
    Niculescu nickte triumphierend.
    Adams klopfte seinem Gesprächspartner anerkennend auf die Schulter und fragte dann: »Bekomme ich das später noch schriftlich?«
    »Wie immer«, hatte Niculescu mit zufriedener Miene geantwortet.
    Nun saß Adams in seinem Bürostuhl und rauchte zufrieden seine Zigarre. Sollte wirklich alles so einfach sein? Aus Deutschland hatte Wilson gemeldet, dass die beiden jungen Leute lokalisiert waren und in weniger als einer Stunde Orffyreus näher sein sollten, als sie jemals gehofft hatten. Und in der Herkules-Figur wartete vielleicht ein Perpetuum mobile darauf, von ihm abgeholt zu werden.
    Er beugte sich vor und betätigte den Knopf der Sprechanlage. »Stellen Sie mir eine Verbindung zu Wilson nach Deutschland her, und dann brauche ich hier jemanden, der sich mit Statuen aus dem achtzehnten Jahrhundert auskennt. Schauen Sie in das Mitgliederverzeichnis!«
    »Bitte, Sir?«, schallte es aus dem Lautsprecher. »Ich habe Sie nicht richtig verstanden! Haben Sie irgendetwas im Mund?«
    Adams nahm die Zigarre aus dem Mundwinkel und fluchte.

44
    Cassel, 1715
    Die Gemächer des Landgrafen Carl lagen im zur Fulda gewandten Schlossflügel. Die Räume waren durch Flügeltüren miteinander verbunden, wobei jede exakt der anderen gegenüberlag. Da die Türen niemals geschlossen wurden, konnte man beim Betreten der Gemächer durch

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