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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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alle Zimmer bis zur Wand des letzten Raumes blicken.
    Diese Enfilade durchquerte nun der Kurier schnellen Schrittes, ohne den prächtigen Wandteppichen und Supraporten irgendeine Beachtung zu schenken. Vorbei an den aufwendig bestickten Portieren mit goldenen Borten eilte er von Raum zu Raum, wobei er den in den Gang ragenden Kerzenleuchtern geschickt auswich. Der Widerhall seiner Schuhabsätze eilte ihm voraus. Daher war es auch keine Überraschung, als er endlich das sogenannte Neue Gemach in der Südecke des Schlosses betrat.
    Der Landgraf befand sich mitten im Mahl. Mit ihm speiste die Marquise de Langallerie, die nach dem Tod der Landgräfin Amalia vor einigen Jahren nun an seiner Seite lebte. Ansonsten waren lediglich Bedienstete zugegen. Als der verschwitzte Kurier eintraf und ehrerbietig am Eingang des Raumes verharrte, blickten ihn der Landgraf und seine Mätresse ob der Störung nicht ohne Tadel an.
    »Ich hoffe, es gibt einen guten Grund …«, begann der Landgraf, der jedoch von dem Boten entgegen jeder Etikette umgehend unterbrochen wurde.
    »Den gibt es, Eure Durchlaucht!«, rief er mit dunkler Stimme und verneigte sich kurz vor der Marquise. Sie honorierte dies mit einem dezenten Augenaufschlag. Der Kurier sah ausgesprochen attraktiv aus: ein gut gebautr Mann mit pechschwarzen Haaren und kühnem Blick. »Verzeiht, aber ich möchte Euch so wenig Zeit stehlen als nötig. Es geht um diesen Inventore , um dessen vollständige Observation Ihr batet.«
    Der Landgraf legte sein Besteck zur Seite und schaute nun mit sehr viel größerem Interesse zu seinem Untergebenen. »Ihr meint Orffyreus? Was ist mit ihm?«
    »Der Bürgermeister von Merseburg hat ihn in Ketten gelegt. Ich habe erfahren, dass er beabsichtigt, ihn auf die Galeere zu schicken! Und seine Familie hält er auf seinem Landsitz als Geiseln.«
    Die Nachricht schien dem Landgrafen zu missfallen. »Was sagt der Herzog dazu?«, fragte er missmutig.
    »Er weiß es nicht«, antwortete der Bote. »Der Bürgermeister scheint vielmehr in eigener Angelegenheit zu handeln.«
    Der Landgraf überlegte kurz. »Wer ist dieser Bürgermeister von Merseburg?«
    »Er heißt Wallner. Ein feister Kerl, der das Essen liebt und allerorts Schmiergelder kassiert. Man munkelt, dass er in großer Geldnot sei!« Dem Boten war anzumerken, dass er einen langen Ritt hinter sich hatte, aber er sprach konzentriert und in gewählten Worten.
    Der Landgraf nickte und schaute kurz zu seiner Mätresse hinüber. »Ich danke Euch! Lasst Euch vom Oberschenk beköstigen und wartet auf weitere Anweisungen.«
    Damit war der Kurier entlassen. Er verbeugte sich noch einmal und verließ das Speisezimmer gemächlicher, als er gekommen war.
    Der Landgraf wandte sich zu einem der Pagen. »Du Roy soll kommen, und zwar sofort!«

45
    Seit nunmehr zwei Stunden durchforsteten Julia und ich im Keller die gesammelten Unterlagen aus Orffyreus’ Leben. Nachdem wir uns zunächst einen groben Überblick verschafft hatten, versuchten wir, systematisch vorzugehen. Julia sichtete die Bücher und Briefe, ich die Ausstellungsstücke im Kellerraum.
    Seit einigen Minuten blätterte Julia schon in einem alten Buch. Dazu hatte sie sich die weißen Stoffhandschuhe angezogen.
    »Was ist das für ein Buch«, fragte ich, nachdem ich einen neugierigen Blick zu ihr hinübergeworfen hatte.
    »Es heißt Theatrum Machinarum Molarium oder Schau-Platz der Mühlen-Bau-Kunst «, antwortete sie. »Es ist von einem Johann Matthias Beyer und stammt aus dem Jahr 1735. Prächtig erhalten!«
    »Für unsere Zwecke aber wohl eher bedeutungslos …«, erklärte ich in einem ärgerlichen Tonfall; die langwierige und ergebnislose Sichtung des Materials frustrierte mich zusehends.
    Mit beleidigter Miene legte Julia das Buch zurück.
    »Verzeih mir«, entschuldigte ich mich. »Aber denk dran, wir haben nicht viel Zeit.«
    »Schon gut. Was hast du denn gefunden?«, fragte sie gereizt, während sie sich nun einem Stapel alter Briefe widmete.
    »Keine Ahnung. Hier liegt ein alter Ring mit Wappen … ein kleiner Spitzhammer. Und ein goldenes Döschen. Nichts Aufregendes.« Ich widmete mich der nächsten Glasvitrine. Auf dem oberen Glasboden erregte etwas meine Aufmerksamkeit. »Hier, ich habe vielleicht etwas!«, rief ich und griff nach dem Objekt.
    Julia kam zu mir und schaute mir über die Schulter. »Was ist das?«, wollte sie wissen.
    Ich hielt das Ding gegen das Licht und zuckte mit den Schultern. Es handelte sich um eine kreisrunde

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