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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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wir Sie nicht von der Arbeit abhalten«, sagte Julia, die sichtlich froh war, dass er uns unbeobachtet lassen wollte.
    »Nur eine Bitte habe ich«, erklärte Scheffler. »Seien Sie sehr, sehr vorsichtig mit den Gegenständen. Ich öffne die Vitrinen, aber fassen Sie bitte die einzelnen Objekte so wenig wie nötig an.« Er schloss auch die übrigen Glaskästen auf. Dann schaute er erneut auf die Uhr an seinem Handgelenk. »Ich komme dann in etwa zwei Stunden, um Sie abzuholen?«
    Wir nickten zufrieden.
    Der Antiquitätenhändler ging zum Ausgang des Raumes. An der Tür blieb er noch einmal kurz stehen und schaute mich an.
    Für einen kurzen Augenblick glaubte ich, so etwas wie Bedauern in seinem Blick erkennen zu können.
    Ich warf ihm ein Lächeln zu, und er lächelte zurück. Dann verschwand er in dem Gang hinter der Tür.

42
Merseburg 1715
    »Mein Herr, ich weiß, Ihr wolltet nicht gestört werden, aber er sagt, dass Ihr ihn erwartet!« Der Lakai wagte kaum, sein Anliegen vorzubringen.
    »Ich erwarte niemanden, du Hornochse!«, brüllte der Bürgermeister wie erwartet zurück. »Ich werde dich …« Plötzlich hielt er inne. »Wie ist sein Name?«
    »Verzeiht, aber entweder ist sein werter Name Gärtner, oder das ist seine Tätigkeit; dies habe ich nicht richtig verstanden. Wenn Ihr jedoch wünscht …«
    »Nein, nein, lass ihn hinein und denk das nächste Mal daran, was ich gesagt habe: keinen Besuch!«
    Der Lakai nickte und zog sich zurück, um kurz darauf die Tür für den unwillkommenen Gast zu öffnen. Dieser trat ein und schritt sogleich auf den Bürgermeister zu. Im Zimmer war es dunkel, und die Silhouette des Bürgermeisters hob sich vor dem Fenster als großer Fleischberg auf dem Bett ab.
    »Was ist geschehen? Ich habe gehört, Ihr hattet einen Unfall?« Gärtner schien besorgt.
    »Ein Unfall?«, rief der Bürgermeister verbittert aus. »Es war dieser Orffyreus, dieser Hurensohn. Er hat versucht, mich umzubringen! Einmal überfiel er mich, als ich Steuern bei ihm eintreiben wollte, das zweite Mal hat er mich verstümmelt und mir mein Ohr abgebissen!« Kaum hatte er es ausgesprochen, richtete der Bürgermeister sich laut stöhnend auf und deutete auf einen großen Verband, der um seinen Kopf gewickelt war.
    Gärtner, der vor dem Bett stehen geblieben war, beugte sich vor und begutachtete den Verband. »Diesmal hat er es aber wirklich übertrieben!«
    Der Bürgermeister ließ sich laut ächzend wieder in die Kissen fallen. »Allerdings. Ich fürchte, ich kann die von Euch gesetzte Frist zur Beschaffung des Geldes daher nun auch nicht einhalten, sodass Ihr mir Aufschub werdet gewähren müssen …«
    »Oh, mein Freund, das würde ich ja gern tun«, entgegnete Gärtner. »Gerade, wo ich Euch hier so liegen sehe. Aber leider habe nicht ich dies zu entscheiden. Ich bin nur ein Bote. Und ich fürchte, meine Auftraggeber sind sehr viel unbarmherziger als ich …«
    Wallner begann zu weinen. »Aber Ihr seht doch, wie ich zwischen Leben und Tod schwebe«, jammerte er.
    Gärtner seufzte. »Wie viel Geld konntet Ihr denn bereits beschaffen?«
    »Bislang noch keinen einzigen Taler. Aber ich habe diesen Hochstapler eingekerkert. Er weigert sich noch, die Steuer zu zahlen, und sein Vermögen scheint er gut versteckt zu haben. Zuletzt ist es mir fast gelungen, ihm sein Geheimnis für dieses Rad zu entlocken. Aber dann fuhr der Teufel in ihn!« Wallner sprach langsam und mühevoll.
    Gärtner nahm sich einen Schemel, trat näher an den Bürgermeister heran und ließ sich neben ihm nieder. »Das mit dem Rad ist eine hervorragende Idee, lieber Freund«, sagte er und konnte seine Erregung nur schwer unterdrücken. »Ich denke, ich könnte meine Auftraggeber davon überzeugen, mit einem geringeren Teil des Geldes zufrieden zu sein, wenn Ihr denn das Geheimnis des Rades liefern könntet. Meine Herren sind aufgeklärte Gelehrte, die eine gute technische Erfindung sicher zu schätzen wissen!«
    »Der Einzige, der das Geheimnis kennt, ist Orffyreus! Ich habe versucht, es ihm zu entlocken. Ihn eingekerkert. Ihn verprügeln lassen. Damit gedroht, ihm seine Frau, seine Familie und sogar sein Leben zu nehmen! Nichts hat bislang genützt!«
    Nun rückte Gärtner noch näher an den vor ihm liegenden Verwundeten heran und flüsterte: »Ihr habt noch nicht alles probiert!«
    »Nein? Was soll ich denn noch machen?« Immer noch klang der Bürgermeister weinerlich.
    Gärtner beugte sich so weit vor, dass er Wallner beinahe berührte. »Ihr

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