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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Pokal war vom Tisch verschwunden. Wo
er sich befunden hatte, duckte sich nun eine große Ratte, zwinkerte in das
grelle Licht und prüfte vorsichtig die Luft. Ba’alzamon machte den Finger
krumm, und mit einem Quietschen krümmte die Ratte den Rücken, hob die
Vorderpfoten in die Luft und stand unsicher auf den Hinterbeinen. Der Finger
krümmte sich noch mehr, und die Ratte fiel um, strampelte verzweifelt, krallte
sich ins Nichts, quietschte schrill, während sich ihr Rücken immer mehr
durchbog. Mit einem scharfen Knacken wie beim Zerbrechen eines Zweigs zitterte
die Ratte noch einmal heftig und lag völlig verkrümmt still.
    Rand schluckte. »In einem Traum kann
alles geschehen«, murmelte er. Ohne sich umzusehen, schwang er erneut die Faust
und traf das Tor. Seine Hand schmerzte, doch er wachte immer noch nicht auf.
    Â»Dann geh doch zu den Aes Sedai. Geh zur
Weißen Burg und erzähl ihnen alles. Erzähl dem Amyrlin-Sitz von diesem …
Traum.« Der Mann lachte, und Rand fühlte die Hitze der Flammen im Gesicht. »Das
ist eine Möglichkeit, um ihnen zu entkommen. Sie werden dich dann nicht
benutzen wollen. Nein, nicht, wenn sie wissen, dass ich alles weiß. Aber werden
sie dich am Leben lassen, um zu berichten, was sie tun? Bist du ein solcher
Narr, dass du glaubst, sie würden dich am Leben lassen? Die Asche von vielen
anderen, die so waren wie du, liegt überall verstreut auf den Hängen des
Drachenbergs.«
    Â»Das ist ein Traum«, keuchte Rand. »Es
ist ein Traum, und ich werde erwachen.«
    Â»Tatsächlich?« Aus dem Augenwinkel sah
er, wie sich der Finger des Mannes bewegte und auf ihn deutete. »Wirst du
tatsächlich erwachen?« Der Finger krümmte sich, und Rand schrie auf, als sein
Körper sich rückwärts bog. Jeder Muskel zwang ihn weiter nach hinten. »Wirst du
jemals wieder erwachen?«
    Verkrampft zuckte Rand in der Dunkelheit hoch. Seine Hände
krallten sich in Stoff. Eine Decke. Bleiches Mondlicht schien durch das einzige
Fenster. Die schattenhaften Umrisse auf den anderen beiden Betten. Von einem
ertönte ein Schnarchen, als würde ein Segeltuch zerrissen: Thom Merrilin. Ein
paar Kohlen glimmten in der Asche im Kamin. Es war also ein Traum gewesen, wie
der Albtraum in der Weinquellen-Schenke an Bel Tine – alles, was er gehört oder
getan hatte, vermischt mit alten Geschichten und blankem Unsinn. Er zog sich
die Decke über die Schultern, aber die Kälte war es nicht, die ihn zittern
ließ. Auch sein Kopf schmerzte. Vielleicht konnte Moiraine etwas gegen diese
Träume tun. Sie sagte, sie könne gegen Albträume etwas
ausrichten.
    Mit einem Schnauben legte er sich wieder
hin. Waren die Träume wirklich so schlimm, dass er eine Aes Sedai um Hilfe
bitten musste? Andererseits, konnte ihn irgendetwas, was er jetzt tat, noch
tiefer in die Sache verwickeln? Er hatte die Zwei Flüsse verlassen und war mit
einer Aes Sedai hierher gekommen. Aber er hatte keine andere Wahl gehabt. Hatte
er nun eine andere Wahl, als ihr zu vertrauen? Einer Aes Sedai? Darüber
nachzusinnen war genauso schlecht wie die Träume. Er kuschelte sich unter seine
Decke und versuchte im Nichts Ruhe zu finden, so wie Tam es ihn gelehrt hatte.
Doch es dauerte lange, bis er wieder einschlief.

KAPITEL 15

    Fremde und Freunde
    S onnenschein auf seinem schmalen
Bett weckte Rand schließlich aus tiefem, aber unruhigem Schlaf. Er zog sich ein
Kissen über den Kopf, doch es konnte das Licht nicht abhalten, und er wollte
eigentlich auch nicht mehr einschlafen. Nach dem ersten Traum waren noch mehr
Träume gekommen. Er konnte sich nur noch an den Ersten erinnern, aber er hatte
kein Bedürfnis, noch weitere zu erleben.
    Mit einem Seufzer warf er das Kissen weg
und setzte sich auf. Beim Strecken verzog er schmerzgeplagt das Gesicht. Alle
Schmerzen, die er vermeintlich in der Badewanne losgeworden war, meldeten sich
wieder. Und auch sein Kopf tat immer noch weh. Es überraschte ihn nicht. Ein
Traum wie in der vergangenen Nacht war dazu angetan, jedem Kopfschmerzen zu
bereiten. Die anderen Träume waren schon verflogen, doch jener eine nicht.
    Die anderen Betten waren leer. Der
Sonnenschein fiel bereits in einem steilen Winkel durch das Fenster. Zu Hause
auf dem Hof hätte er zu dieser Zeit bereits ein Frühstück bereitet und mit
seinen täglichen Arbeiten begonnen. Er stieg aus dem Bett, wobei er ärgerlich
vor

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