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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Das ist alles, was im
Augenblick da ist. Setz dich, Junge. Deine Freunde sind alle ausgegangen, außer
einem, der sich nicht wohl fühlte, wie man mir sagte, und ich denke, du wirst
auch in die Stadt wollen.«
    Eine der Kellnerinnen brachte ein
Tablett, während sich Rand auf einen Hocker am Tisch setzte. Er aß, und die
Köchin knetete weiter ihren Brotteig. Ihr Wortschwall war aber keineswegs
beendet.
    Â»Du musst das nicht so ernst nehmen, was
du gesehen hast. Meister Fitch ist durchaus ein guter Mann. Die Beschwerden der
Gäste machen ihn nervös, und worüber beschweren sie sich? Möchten sie lieber
lebendige Ratten finden als tote? Auch wenn es nicht zu Cirri passt, seine
Beute einfach zurückzulassen. Und mehr als ein Dutzend? Cirri würde niemals so
viele in die Schenke hereinlassen, er nicht! Dies ist ein sauberes Haus und
wird von Ratten nicht heimgesucht. Und alle mit gebrochenem Rückgrat.« Sie
schüttelte den Kopf über so viele Ungereimtheiten.
    Brot und Käse verwandelten sich in Rands
Mund zu Asche. »Ihr Rückgrat war gebrochen?«
    Die Köchin wedelte mit mehliger Hand.
»Denk einfach an schönere Dinge, das ist meine Meinung. Es ist ein Gaukler da,
weißt du. Im Augenblick ist er im Schankraum. Aber ach, du bist ja mit ihm zusammen
gekommen, nicht wahr? Du bist einer von denen, die gestern Abend mit Frau Alys
angekommen sind, ja? Das habe ich mir gedacht. Ich werde nicht viel Gelegenheit
haben, dem Gaukler zuzusehen, fürchte ich, nicht bei einer so überfüllten
Schenke, und noch dazu dieses Pack aus den Bergwerken.« Sie klatschte besonders
heftig auf einen Klumpen Teig. »Nicht die Sorte, die wir sonst gern
hereinlassen, nur dass der ganze Ort voll von ihnen ist. Aber ich denke, so
schlimm sind sie auch wieder nicht. Sag mal, ich habe tatsächlich seit letztem
Herbst keinen Gaukler mehr gesehen, und …«
    Rand aß mechanisch. Er schmeckte nichts
und hörte der Köchin nicht zu. Tote Ratten mit gebrochenem Rückgrat. Er
beendete hastig sein Frühstück, stammelte einen Dank und eilte hinaus. Er
musste mit jemandem sprechen.
    Der Schankraum im Hirsch und Löwen hatte wenig mit
der Weinquellen-Schenke gemein. Er war zweimal so breit und dreimal so lang,
und die Wände zierten farbenfrohe Fresken von geschmückten Gebäuden mit Gärten
voller hoher Bäume und leuchtender Blumen. Statt eines großen Kamins gab es
hier an jeder Wand einen, und Dutzende von Tischen füllten den Raum. Fast jeder
Stuhl, jeder Hocker und jede Bank waren besetzt.
    Die Pfeife im Mund und den Krug in der
Faust, beugten sich die Gäste vor und richteten die Aufmerksamkeit auf dieselbe
Gestalt. Thom stand auf einem Tisch in der Mitte des Raums. Den bunten Umhang
hatte er über einen Stuhl geworfen. Selbst Meister Fitch hielt einen silbernen
Krug und ein Poliertuch in erstarrten Händen.
    Â»â€¦Â tänzelnd, silberne Hufe und stolz
gekrümmte Hälse«, deklamierte Thom und schien dabei irgendwie nicht nur auf
einem Pferd zu reiten, sondern sich auch noch in einer langen Prozession von
Reitern zu befinden. »Seidenfeine Mähnen flattern, wenn die Köpfe hochgeworfen
werden. Tausend flatternde Banner weben Regenbogen in den endlosen Himmel.
Hundert messingtönende Trompeten lassen die Luft erzittern, und Trommeln
rasseln wie Donner. Hurrarufe erheben sich Welle um Welle von Tausenden von
Zuschauern, ergießen sich über die Dächer und Türme von Illian, brechen und
prallen ungehört auf die tausend Ohren von Reitern, deren Augen und Herzen von
ihrer heiligen Aufgabe beseelt glänzen. Die Wilde Jagd nach dem Horn reitet
hinaus, reitet, um das Horn von Valere zu suchen, das die Helden vergangener
Zeitalter aus den Gräbern zurückholt, um für das Licht zu kämpfen …«
    Es war die Darbietung, die der Gaukler
das Einfache Lied genannt hatte, als er ihnen in den Nächten am Lagerfeuer von
seiner Arbeit erzählt hatte. Geschichten, hatte er gesagt, wurden in drei
Formen erzählt: das Hohe Lied, das Einfache Lied und das Volkslied, das einfach
so erzählt wurde, als berichte man einem Nachbarn über die Ernte. Thom erzählte
manchmal Geschichten in der Volksliedform, und es kümmerte ihn nicht, dass in
seiner Stimme Verachtung mitschwang.
    Rand schloss die Tür, ohne einzutreten,
und ließ sich gegen die Wand sacken. Von Thom konnte er keinen Rat erwarten.
Moiraine

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