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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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in die Melodie hinein, und Rand
ging vorwärts auf das dunkelhaarige Mädchen zu. Sie warf den Kopf in den Nacken
und lachte, als er sie herumwirbelte und an den nächsten Mann in der Reihe
weiterreichte.
    Jeder im Saal lachte, zumindest bildete
er sich das ein, während er um seine nächste Partnerin herumtanzte, eine der Kellnerinnen,
deren Schürze wild flatterte. Das einzige ernste Gesicht, das er sah, gehörte
einem Mann, der an einem der Kamine kauerte, und dieser Bursche hatte eine
Narbe quer übers ganze Gesicht, von einer Schläfe bis an die Kante seines
Unterkiefers. Sie ließ seine Nase schräg erscheinen und zog einen Mundwinkel
herunter. Der Mann sah ihm in die Augen und verzog das Gesicht. Rand schaute
verlegen zur Seite. Vielleicht konnte der Bursche mit einer solchen Narbe nicht
mehr lächeln.
    Er fing seine nächste Partnerin im Drehen
auf und wirbelte sie im Kreis herum, bevor er sie weiterreichte. Drei weitere
Frauen tanzten mit ihm, während die Musik immer schneller wurde, und dann hatte
er wieder das erste dunkelhaarige Mädchen am Arm, als sie in einer kurzen Promenade
die Reihen komplett tauschten. Sie lachte immer noch und zwinkerte ihm zu.
    Der narbengesichtige Mann sah ihn finster
an. Sein Schritt wurde unsicher, und seine Wangen erhitzten sich. Er hatte den
Burschen nicht beschämen wollen; er glaubte wirklich nicht, ihn auffällig
angestarrt zu haben. Er drehte sich nach seiner nächsten Partnerin um und
vergaß den Mann. Die nächste Frau, die in seine Arme tanzte, war Nynaeve.
    Er stolperte in die nächsten Tanzschritte
hinein und fiel fast über die eigenen Füße. Beinahe wäre er ihr noch auf die
Füße getreten. Sie tanzte leichtfüßig genug, um seine Unbeholfenheit
auszugleichen, und lächelte auch noch dabei. »Ich dachte, du seist ein besserer
Tänzer«, lachte sie beim Partnerwechsel.
    Ihm blieb nur ein Augenblick, sich wieder
zusammenzureißen, dann wechselten sie erneut, und er tanzte auf einmal mit
Moiraine. Wenn er sich schon bei der Dorfheilerin unbeholfen angestellt hatte,
dann war das nichts gegen sein Gefühl beim Tanz mit der Aes Sedai. Sie glitt
elegant über den Tanzboden. Ihr langes Kleid schwang um ihre Beine. Er fiel
dagegen zweimal beinahe hin. Sie lächelte ihn mitleidsvoll an, doch das half
nicht – im Gegenteil. Es war eine Erleichterung, die nächste Partnerin
weitergereicht zu bekommen, selbst wenn es sich um Egwene handelte.
    Er gewann wieder etwas an Haltung.
Schließlich hatte er jahrelang mit ihr getanzt. Ihr Haar hing immer noch offen
herab, doch sie hatte es hinten mit einem roten Band zusammengebunden. Konnte sich wohl nicht entscheiden, ob sie es Moiraine oder
Nynaeve recht machen sollte, dachte er
mürrisch. Ihre Lippen waren geöffnet, und sie schien etwas sagen zu wollen,
aber sie sprach nicht, und er wollte nicht zuerst sprechen. Nicht, nachdem sie
seinen früheren Versuch im Speisesaal so schroff abgewürgt hatte. Sie sahen
einander ernüchtert an und bewegten sich wortlos wieder voneinander weg.
    Er war froh, als der Tanz zu Ende war und
er auf die Bank zurückkehren konnte. Die Musik zum nächsten Tanz, einer Gigue,
begann, als er sich gerade setzte. Mat eilte auf die Tanzfläche, und Perrin
setzte sich auf die frei gewordene Bank. »Hast du sie gesehen?«, begann Perrin,
der noch nicht einmal richtig saß. »Hast du?«
    Â»Welche?«, fragte Rand. »Die Dorfheilerin
oder Frau Alys? Ich habe mit beiden getanzt.«
    Â»Mit der … mit Frau Alys auch?«, rief
Perrin. »Ich habe mit Nynaeve getanzt. Ich wusste nicht einmal, dass sie tanzt.
Zu Hause tut sie das nie.«
    Â»Ich frage mich«, sagte Rand
nachdenklich, »was der Frauenkreis wohl davon hielte, wenn die Dorfheilerin
tanzt? Vielleicht tut sie’s deswegen nicht.«
    Dann waren Musik und Klatschen und Singen
zu laut, um sich weiter zu unterhalten. Rand und Perrin klatschten mit, als die
Tänzer um den Tanzboden kreisten. Mehrmals wurde ihm bewusst, dass der Mann mit
der Narbe ihn anstarrte. Der Mann hatte ein Recht darauf, wegen der Narbe
empfindlich zu sein, aber Rand fiel nun nichts ein, was er hätte tun können,
ohne alles noch schlimmer zu machen. Er konzentrierte sich ganz auf die Musik
und vermied es, den Burschen anzusehen.
    Tanz und Gesang gingen bis tief in die
Nacht hinein. Die Kellnerinnen erinnerten sich schließlich ihrer Pflichten;
Rand

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