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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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war froh, ein wenig heißen Eintopf und Brot herunterschlingen zu können.
Jeder aß, wo er gerade saß oder stand. Rand tanzte noch dreimal, und er
beherrschte sich besser, wenn er dabei auf Nynaeve und Moiraine traf. Diesmal
lobten beide seine Fähigkeiten als Tänzer, und er stammelte verwirrt seinen
Dank. Er tanzte auch wieder mit Egwene. Sie sah ihn mit ihren dunklen Augen an
und schien immer etwas auf der Zunge zu haben, doch sie sagte kein Wort. Er war
genauso still wie sie, aber er war sich sicher, dass er sie nicht böse
angesehen hatte, auch wenn Mat das behauptete, als er zur Bank zurückkehrte.
    Gegen Mitternacht ging Moiraine. Egwene
bemerkte den resignierenden Blick, den Moiraine in Nynaeves Richtung schickte,
und eilte ihr nach. Die Dorfheilerin beobachtete beide mit ausdruckslosem
Gesicht und tanzte dann mit voller Absicht noch einmal, bevor auch sie den Saal
verließ. Sie wirkte, als habe sie einen Sieg über die Aes Sedai errungen.
    Bald legte Thom seine Flöte in den Kasten
und debattierte freundlich mit denen, die noch weitermachen wollten. Lan kam
und holte Rand und die anderen ab.
    Â»Wir müssen früh aufbrechen«, sagte der
Behüter, der sich wegen des Lärms ganz nah zu ihnen hinbeugen musste, »und wir
sollten uns so gut wie möglich ausruhen.«
    Â»Ein Kerl hat mich angestarrt«, sagte
Mat. »Ein Mann mit einer Narbe im Gesicht. Glaubt Ihr, er könnte einer der … Freunde sein, vor denen Ihr
uns gewarnt habt?«
    Â»So eine Narbe?«, wollte Rand wissen und
fuhr sich mit dem Finger über die Nase bis zum Mundwinkel. »Er hat mich auch
angestarrt.« Er blickte sich im Saal um. Die Leute gingen langsam hinaus, und
die meisten, die noch blieben, hatten sich um Thom versammelt. »Er ist jetzt
nicht mehr da.«
    Â»Ich habe den Mann gesehen«, sagte Lan.
»Laut Meister Fitch ist er ein Spion der Weißmäntel. Der sollte uns kein
Kopfzerbrechen bereiten.« Vielleicht nicht, aber Rand bemerkte, dass
irgendetwas den Behüter störte.
    Rand sah Mat an, der wieder diese
unbewegliche Miene aufgesetzt hatte, die immer bedeutete, dass er etwas
verbarg. Ein Spion der Weißmäntel. Konnte es sein,
dass Bornhald sich an ihnen rächen wollte? »Wir brechen früh auf?«, sagte er. »Wirklich früh?«
    Vielleicht waren sie schon weg, bevor die
Weißmäntel etwas unternahmen?
    Â»Beim ersten Tageslicht«, antwortete der
Behüter.
    Als sie den Schankraum verließen, sang
Mat leise Bruchstücke von Liedern, und Perrin blieb manchmal stehen, um einen
neuen Tanzschritt auszuprobieren, den er gelernt hatte. Thom gesellte sich in
bester Laune zu ihnen. Lans Gesicht zeigte keinen Ausdruck, als sie zur Treppe
gingen.
    Â»Wo schläft Nynaeve?«, fragte Mat.
»Meister Fitch sagte, er habe uns die letzten Zimmer gegeben.«
    Â»Sie hat ein Bett«, sagte Thom trocken,
»bei Frau Alys und dem Mädchen.«
    Perrin pfiff durch die Zähne, und Mat
knurrte: »Blut und Asche! Ich möchte nicht in Egwenes Haut stecken, selbst wenn
sie mir alles Gold in Caemlyn böten!«
    Nicht zum ersten Mal wünschte sich Rand,
Mat könnte einmal ernsthaft mehr als zwei Minuten lang über dieselbe Sache
nachdenken. Sie fühlten sich im Moment nicht gerade wohl in ihrer Haut. »Ich
gehe und hole Milch«, sagte er. Vielleicht würde ihm das beim Einschlafen
helfen. Vielleicht werde ich heute Nacht nicht
träumen.
    Lan sah ihn scharf an. »Irgendetwas
stimmt heute Abend nicht. Geh nicht weit weg. Und denk daran: Wir reiten
frühzeitig los, selbst wenn wir dich festbinden müssen.«
    Der Behüter ging die Treppe hinauf, und
die anderen folgten ihm mit unterdrückter Fröhlichkeit. Rand stand allein im
Flur. Nachdem die ganze Zeit so viele Menschen um ihn herum gewesen waren,
fühlte er sich nun wirklich einsam.
    Er eilte in die Küche, wo eines der
Küchenmädchen immer noch bei der Arbeit war. Sie goss ihm einen Krug Milch aus
einer irdenen Kanne ein. Als er trinkend aus der Küche kam, bewegte sich eine
Gestalt in stumpfem Schwarz durch den Flur auf ihn zu. Sie erhob blasse Hände
und warf die dunkle Kapuze zurück, die das Gesicht verborgen hatte. Der Umhang
hing regungslos herunter, während sich die Gestalt bewegte, und das Gesicht …
war das Gesicht eines Mannes, doch totenbleich wie eine Larve unter einem
Felsblock. Es hatte keine Augen. Vom fettig schwarzen

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