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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schatten.
    Unter Schmerzen brachte Rand es fertig,
über seine Schulter nach oben zu blicken, und da wusste er, dass sein Glück ihn
verlassen hatte. Ein Trolloc mit Wolfsschnauze stand auf der Reling, blickte
auf ihn herab und hielt das abgebrochene Ende der Fangstange in der Hand, mit
der er Rand zu Boden geschlagen hatte. Rand bemühte sich verzweifelt, das
Schwert zu erreichen, doch seine Arme und Beine bewegten sich nur zuckend und
nicht so, wie er wollte. Sie gaben nach und standen in unmöglichen Richtungen
ab. Seine Brust schien zwischen Eisenreifen eingespannt zu sein, und vor seinen
Augen schwammen silberne Flecken. Er suchte voller Verzweiflung nach einer
Möglichkeit, zu entkommen. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, als der
Trolloc die zersplitterte Stange hob, um ihn damit aufzuspießen. Rand schien
es, als bewege sich die Kreatur wie in einem Traum. Er beobachtete, wie der
kräftige Arm ausholte. Er konnte bereits den abgebrochenen Schaft durch sein
Rückgrat stechen fühlen und den Schmerz, wenn er seinen Körper aufriss. Er
glaubte, seine Lunge müsse bersten. Ich werde
sterben! Licht, hilf mir, ich werde …! Der
Arm des Trollocs mit dem gesplitterten Schaft fuhr nach vorn, und Rand hatte
genug Luft geholt, um zu schreien: »Nein!«
    Plötzlich schwankte das Schiff stark, und
aus dem Schatten sauste eine Segelstange heran und traf den Trolloc auf die
Brust. Knochen barsten knackend, und er wurde über die Reling gefegt.
    Einen Augenblick lang lag Rand keuchend
da und betrachtete die Segelstange, die über ihm vor und zurück schwang. Jetzt habe ich all mein Glück verbraucht, dachte er. Danach kann ich nicht
noch mehr haben. Zitternd stand er
auf und hob sein Schwert auf. Diesmal hielt er es in beiden Händen, wie Lan es
ihm beigebracht hatte, aber es war nichts mehr da, wogegen er hätte kämpfen
können. Der Kahn entfernte sich rasch vom Ufer, und die Rufe der Trollocs
verklangen in der Nacht.
    Als er sein Schwert in die Scheide
steckte und sich an die Reling lehnte, schritt ein breitschultriger Mann in
einem Mantel, der ihm bis an die Knie reichte, über das Deck auf ihn zu und sah
ihn zornig an. Langes Haar, das ihm auf die breiten Schultern fiel, und ein
Bart, der die Oberlippe frei ließ, umrahmten ein rundes Gesicht. Rund, aber
nicht weich. Die Segelstange schwenkte wieder heran, und der Bärtige lenkte
einen Teil seines Zornes darauf, als er sie abfing; sie klatschte in seine
breite Handfläche.
    Â»Gelb!«, brüllte er. »Glück! Wo du sein,
Gelb?« Er sprach so schnell und die Worte flossen alle ineinander, dass ihn
Rand kaum verstehen konnte. »Du kann nicht verstecken vor mir auf eigenem
Schiff! Bringt Floran Gelb her!«
    Ein Besatzungsmitglied erschien mit einer
runden Laterne, und zwei weitere schoben einen schmalgesichtigen Mann in deren
Lichtkreis. Rand erkannte den Burschen, der ihm das Schiff angeboten hatte. Die
Augen des Mannes blickten unruhig drein; er wechselte ständig die Blickrichtung
und sah dem kräftigen Mann nicht in die Augen. Der Kapitän, dachte Rand. Auf
Gelbs Stirn wuchs eine Beule, wo ihn einer von Rands Stiefeln erwischt hatte.
»Sollen du nicht diese Rahe befestigen, Gelb?«, fragte der Kapitän überraschend
ruhig, wenn auch genauso schnell wie vorher.
    Gelb blickte ehrlich überrascht drein.
»Aber das habe ich getan. Hab sie richtig festgebunden. Ich geb zu, Kapitän
Domon, hier und da bin ich ein bisschen langsam, aber ich tue, was man mir
aufgetragen hat.«
    Â»Also sein du langsam, ja? Nicht so
langsam im Schlafen. Schlafen, wenn du Wache solltest halten. Bei deiner
Wachsamkeit könnten wir alle tot sein.«
    Â»Nein, Kapitän, nein! Das war er.« Gelb
deutete geradewegs auf Rand. »Ich war auf Wache, wie man es von mir erwartete,
und dann schlich er sich an und schlug mich mit einem Knüppel nieder.« Er
berührte die Beule an seinem Kopf, zuckte zusammen und sah Rand böse an. »Ich
habe gegen ihn gekämpft, aber dann kamen die Trollocs. Er arbeitet mit ihnen
zusammen, Kapitän. Ein Schattenfreund. Mit den Trollocs im Bund.«
    Â»Mit meiner Großmutter im Bund!«, brüllte
Kapitän Domon. »Nicht ich warnen dich letztes Mal, Gelb! In Weißbrücke
verschwinden du! Aus meinen Augen jetzt, sonst ich dich gleich rausschmeißen!«
Gelb eilte aus dem Lichtkreis der Laterne, während Domon noch dastand und die
Hände

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