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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schon so? Sein
Schweiß verdunstete, bevor er noch Gelegenheit hatte, in Tropfen
herunterzurinnen, und seine Augen brannten. Oben – und nicht einmal sehr weit
oben – kochten wilde, stählerne Wolken mit schwarzen Streifen, doch im
Labyrinth rührte sich kein Lufthauch. Einen Moment lang dachte er, es sei
diesmal anders gewesen, aber der Gedanke verdampfte in der Hitze. Er war schon
seit langer Zeit hier. Es war gefährlich zu denken, das wusste er.
    Glatte, blasse, abgerundete Steine fügten
sich zu einem dürftigen Pflaster, halb begraben unter knochentrockenem Staub,
der selbst beim leichtesten Schritt hochgewirbelt wurde. Er kitzelte ihn in der
Nase. Beinahe wäre ihm ein verräterisches Niesen entflohen; als er jedoch
versuchte, durch den Mund zu atmen, verklebte ihm der Staub die Kehle, bis er
fast erstickte.
    Dies war ein gefährlicher Ort; auch das
war ihm klar. Vor sich konnte er drei Öffnungen im hohen Dornengestrüpp erkennen,
und dann machte der Weg eine Kurve, die ihm die Sicht nahm. Ba’alzamon konnte
jeden Moment aus einer dieser Ecken auftauchen. Sie waren sich schon zwei- oder
dreimal fast begegnet, auch wenn er sich über diese Tatsache hinaus an kaum
etwas erinnern konnte, außer dass er entkommen war … irgendwie. Gefährlich, zu
viel nachzudenken.
    Unter der drückenden Hitze schwer atmend,
blieb er stehen und betrachtete die Wand des Irrgartens. Es waren dicht
verwobene Dornbüsche, braun und abgestorben, mit bedrohlichen schwarzen Dornen
wie zentimeterlange Haken. Zu hoch, um darüber hinwegblicken zu können; zu
dicht, um hindurchzusehen. Vorsichtig berührte er das Gestrüpp und keuchte
überrascht. Trotz aller Vorsicht stach ihm ein Dorn in den Finger und brannte
wie eine heiße Nadel. Er taumelte rückwärts. Seine Fersen blieben an den
Steinen hängen. Die verletzte Hand wurde durchgeschüttelt und verspritzte dicke
Blutstropfen. Das Brennen ließ allmählich nach, aber seine ganze Hand
pulsierte.
    Plötzlich vergaß er den Schmerz. Seine
Ferse hatte einen der glatten Steine umgeworfen, ihn aus dem trockenen Boden
herausgetreten. Er sah auf ihn hinab, und leere Augenhöhlen blickten ihn an.
Ein Schädel. Ein menschlicher Schädel. Er blickte den Weg entlang auf all die
glatten, blassen Steine, die ziemlich gleich aussahen. Hastig trat er beiseite,
doch er konnte nicht weitergehen, ohne auf sie zu treten, und er konnte nicht
stehen bleiben, ohne auf ihnen zu stehen. Ein Nebengedanke formte sich
undeutlich – die Dinge waren vielleicht nicht so, wie sie schienen –, doch er
unterdrückte ihn rücksichtslos. Denken war hier etwas Gefährliches.
    Er riss sich einigermaßen zusammen. Auf
demselben Fleck zu bleiben war auch gefährlich. Das war eine der Tatsachen, an
die er sich zwar nur verschwommen erinnerte, deren er sich aber sicher war. Das
Blut floss nur noch in zähen Tropfen aus seinem Finger, und das Pulsieren hatte
beinahe aufgehört. Er saugte an der Fingerspitze und setzte sich den Weg in der
Richtung hinunter in Bewegung, in die er zufällig schaute. Hier war ein Weg so
gut wie der andere.
    Er erinnerte sich daran, dass er einmal
gehört hatte, man könne aus einem Irrgarten entkommen, indem man immer in der
gleichen Richtung abbog. Nach der ersten Öffnung im Dornengestrüpp wandte er
sich nach rechts und bei der nächsten wieder. Und dann stand er Ba’alzamon
gegenüber.
    Ãœberraschung breitete sich auf Ba’alzamons
Gesicht aus, und sein blutroter Umhang hing still, als er abrupt stehen blieb.
Flammen loderten in seinen Augen auf, doch in der Hitze des Labyrinths fühlte
Rand sie kaum. »Wie lange glaubst du, mir noch ausweichen zu können, Junge? Wie
lange willst du deinem Schicksal noch entrinnen? Du gehörst mir!«
    Während er rückwärts stolperte, fragte
sich Rand, warum er an seinem Gürtel herumfummelte, als suche er nach einem
Schwert. »Licht, hilf mir«, murmelte er, »Licht, hilf mir.« Er konnte sich
nicht daran erinnern, was das bedeutete.
    Â»Das Licht wird dir nicht helfen, Junge,
und das Auge der Welt wird dir nicht dienen. Du bist mein Jagdhund, und wenn du
nicht auf mein Kommando springst, dann werde ich dich mit dem Kadaver der
Großen Schlange erwürgen!«
    Ba’alzamon streckte die Hand aus, und
plötzlich fiel Rand ein Weg ein, wie er entkommen konnte – eine nebelhafte
Erinnerung, die

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