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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hervor, die sie nach dem Angriff an Deck gefunden hatten. Er hängte
sie eine Stunde lang am Mast auf, und die Verwundeten tasteten nach ihren
Bandagen, und das Gespräch verstummte – wenigstens einen Tag lang, bis es dem
einen oder anderen Besatzungsmitglied einfiel, dass sie nun sicherlich die
Trollocs weit hinter sich gelassen hatten. Dann begann das Ganze von Neuem.
    Rand bemerkte, dass sich Thom Merrilin
von der Mannschaft fern hielt, wenn die Fahrensmänner miteinander zu flüstern
begannen und finstere Gesichter machten, obwohl er ihnen sonst auf die
Schultern klopfte und Witze erzählte und mit ihnen herumspaßte, dass selbst der
am härtesten arbeitende Mann grinsen musste. Thom beobachtete diese geheimen Gespräche
sehr aufmerksam, während er sich auf das Entzünden seiner langstieligen Pfeife
oder auf das Stimmen seiner Laute zu konzentrieren schien; nur die
Besatzungsmitglieder interessierten ihn dann scheinbar überhaupt nicht. Rand
verstand nicht, warum er dieses Spiel trieb. Es waren ja nicht sie drei, die
von Trollocs gejagt an Bord gekommen waren und denen von der Mannschaft die
Schuld daran gegeben wurde, sondern vielmehr Floran Gelb. An den ersten Tagen
konnte man Gelbs drahtige Gestalt ständig dabei beobachten, wie er mit jedem
Besatzungsmitglied sprach, das er zu diesem Zweck in eine Ecke drängen konnte,
und jedem erzählte er seine Version der Geschichte, wie Rand und die anderen an
Bord gekommen waren. Gelbs Verhalten änderte sich ständig – von Prahlerei zu
Jammern und wieder zurück, und er verzog jedes Mal verächtlich den Mund, wenn
er auf Thom oder Mat deutete, aber besonders bei Rand. Natürlich versuchte er,
ihnen die Schuld in die Schuhe zu schieben.
    Â»Sie sind Fremde«, klagte Gelb ruhig und
dabei immer nach dem Kapitän Ausschau haltend. »Was wissen wir schon von ihnen?
Die Trollocs sind mit ihnen gekommen, das ist gewiss. Sie gehören zusammen.«
    Â»Gelb, halt mal die Luft an!«, grollte
ein Mann, der sein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte und einen
kleinen blauen Stern auf eine Wange tätowiert trug. Er sah Gelb nicht an,
während er ein Tau auf dem Deck einrollte. Er tat das mithilfe der nackten
Füße. Alle Fahrensleute liefen trotz der Kälte barfuß herum; Stiefel konnten
auf einem nassen Deck leicht wegrutschen. »Wenn man dich lässt, bezeichnest du
noch deine eigene Mutter als Schattenfreundin. Hau ab!« Er spuckte auf Gelbs
Fuß und wandte sich wieder dem Tau zu.
    Die ganze Besatzung hatte nicht
vergessen, dass Gelb auf Wache geschlafen hatte, und die Erwiderung des Mannes
mit dem Pferdeschwanz war noch das Höflichste, was er zu hören bekam. Niemand
wollte mit ihm zusammenarbeiten. Gelb wurden Aufgaben zugewiesen, die er allein
erledigen konnte, und alle waren schmutzig, wie zum Beispiel das Ausschrubben
der schmierigen Töpfe in der Kombüse, oder er musste auf allen vieren in den
Kielraum kriechen, um unter dem Dreck von vielen Jahren nach Lecks zu suchen.
Bald gab er die Bemühungen auf, mit den anderen zu sprechen. Die Schultern abwehrend
eingezogen, stand er in verletztem Schweigen herum – je mehr Menschen anwesend
waren, desto anklagender seine Haltung –, aber das brachte ihm nicht mehr als
ein kurzes Brummen ein. Wenn Gelbs Blick aber auf Rand oder auf Mat oder Thom
fiel, dann stand ›Mord‹ auf seinem langnasigen Gesicht geschrieben. Wenn Rand
Mat gegenüber äußerte, dass Gelb ihnen früher oder später Schwierigkeiten
bereiten werde, dann sah sich Mat auf dem Kahn um und sagte: »Können wir einem
von ihnen trauen? Überhaupt irgendeinem?« Dann ging er weg und suchte nach
einem Plätzchen, um allein zu sein, so allein, wie es eben auf einem Kahn
möglich war, der vom Bug bis zur Heckstange, wo das Steuerruder angebracht war,
nur weniger als dreißig Schritte maß. Nach Rands Meinung hatte Mat seit der
Nacht in Shadar Logoth zu viel Zeit allein verbracht.
    Thom meinte: »Wenn wir in Schwierigkeiten
kommen, Junge, dann nicht Gelbs wegen. Jedenfalls noch nicht. Keiner aus der
Mannschaft steht hinter ihm, und er hat nicht den Mut, etwas auf eigene Faust
zu unternehmen. Aber was die anderen betrifft …? Domon scheint fast zu glauben,
dass die Trollocs hinter ihm persönlich her seien, doch seine Männer meinen,
die Gefahr sei vorüber. Sie könnten zu dem Entschluss kommen, dass sie die

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