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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Nase
voll haben. Die Stimmung ist schon kritisch genug.« Er zog sich seinen
Flickenumhang über, und Rand hatte das Gefühl, er überprüfe seine versteckten
Wurfmesser – seinen zweiten Satz. »Sollten sie meutern, Junge, dann lassen sie
keine Passagiere zurück, die alles ausplaudern könnten. Das Gesetz der Königin
mag so weit von Caemlyn entfernt nicht viel Einfluss haben, aber selbst ein
Dorfbürgermeister würde in so einem Fall eingreifen.« Nach diesem Gespräch
bemühte sich auch Rand, die Besatzungsmitglieder unauffällig zu beobachten.
    Thom tat, was er konnte, um die Leute
nicht an Meuterei denken zu lassen. Er erzählte jeden Morgen und jeden Abend
Geschichten, schön ausgeschmückt, und dazwischen spielte er jedes gewünschte
Lied. Um den Eindruck zu verstärken, dass Rand und Mat seine Lehrlinge waren,
nahm er sich jeden Tag Zeit, sie zu unterrichten, und auch das diente der
Besatzung zur Unterhaltung. Er ließ natürlich keinen von beiden an seine Laute
heran, und ihr Flötenunterricht führte zu schmerzhaftem Jaulen des Instruments,
zumindest zu Beginn, und die Fahrensleute lachten und hielten sich die Ohren
zu.
    Er brachte den Jungen einige der
leichteren Geschichten bei, dazu ein wenig einfache Akrobatik und natürlich das
Jonglieren. Mat beklagte sich darüber, dass Thom zu viel von ihnen verlange,
aber Thom pustete seine Schnurrbartenden weg und sah ihn zornig an.
    Â»Ich spiele nicht, wenn ich versuche,
euch etwas beizubringen, Junge. Entweder ich unterrichte euch, oder ich lasse
es. Also! Selbst ein Bauernjunge sollte fähig sein, einen einfachen Handstand
zu machen. Hoch mit dir!«
    Die Besatzungsmitglieder, die gerade
nichts zu tun hatten, versammelten sich und hockten sich im Kreis um sie herum.
Einige probierten die Dinge, die Thom lehrte, sogar selbst aus und lachten über
die eigenen schwerfälligen Bemühungen. Gelb stand allein dahinter, beobachtete
alles und hasste sie alle.
    Rand verbrachte einen großen Teil des
Tages damit, an der Reling zu lehnen und die Ufer zu beobachten. Es war nicht
so, dass er wirklich erwartet hätte, Egwene oder einen der anderen am Ufer
auftauchen zu sehen, aber der Kahn bewegte sich so langsam fort, dass er
manchmal darauf hoffte. Sie könnten sie einholen, ohne zu schnell reiten zu
müssen. Falls sie entkommen waren. Falls sie noch am Leben waren.
    Der Fluss strömte ohne ein Anzeichen
irgendwelchen Lebens dahin und weit und breit war kein anderes Schiff zu sehen.
Das hieß aber nicht, dass es gar nichts zu sehen und zu bestaunen gab. Am
ersten Tag floss der Arinelle zwischen steilen Klippen hindurch, die sich zu
beiden Seiten eine halbe Meile weit erstreckten. Entlang dieser Strecke waren
aus dem Stein Figuren gehauen, hundert Fuß hohe Männer und Frauen mit Kronen,
die sie als Könige und Königinnen auswiesen. In dieser königlichen Reihe
glichen sich keine zwei Figuren, und eine lange Zeitspanne trennte die ersten
von den letzten. Der Wind und der Regen hatten diejenigen am Nordende glatt
geschliffen und ihre Züge beinahe beseitigt; weiter nach Süden zu wurden die
Gesichter und ihre Einzelheiten immer deutlicher. Der Fluss plätscherte um die
Füße der Statuen herum, Füße, die bis auf glatte Stummel abgeschliffen waren,
soweit der Fluss sie nicht ganz zerstört hatte. Wie
lange stehen sie schon hier?, fragte Rand
sich. Wie lange braucht der Fluss, um so viel Stein
wegzuschleifen? Keiner der
Besatzungsmitglieder blickte auch nur von der Arbeit auf, so oft hatten sie die
uralten Skulpturen schon gesehen.
    Ein andermal, als das östliche Ufer sich
zu flachem Grasland gewandelt hatte, gelegentlich von kleinen Hainen
unterbrochen, wurde die Sonne von irgendetwas in der Ferne reflektiert. »Was
kann das sein?«, staunte Rand laut. »Es sieht wie Metall aus.«
    Kapitän Domon kam gerade vorbei; er blieb
stehen und blinzelte zu dem Gleißen hinüber. »Das sein Metall«, sagte er. Seine
Sprache war noch immer radebrechend, aber Rand hatte mittlerweile gelernt, ihn
zu verstehen, ohne jedes Mal rätseln zu müssen. »Ein Metallturm. Ich haben ihn
nahe gesehen und so ich weiß. Flusshändler ihn benutzen als Landmarke. Wir sein
zehn Tage vor Weißbrücke, wenn so weiterfahren.«
    Â»Ein Turm aus Metall?«, erwiderte Rand,
und Mat, der mit übereinander geschlagenen Beinen an ein Fass gelehnt

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