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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Tagen Fahrt den Fluss hinunter
saß Rand oben auf dem stumpfen Mastende und hatte die Beine um die Querstreben
geschlungen. Die Gischt schwankte sanft, doch fünfzig Fuß hoch über dem Wasser ließ dieses leichte
Schwanken den Mast in weiten Bögen hin und her schwingen. Er warf den Kopf in
den Nacken und lachte in den Wind hinein, der ihm ins Gesicht blies. Die Ruder
waren draußen, und von hier oben sah das Schiff aus wie eine zwölfbeinige
Spinne, die den Arinelle hinunterkrabbelte. Er war schon zuvor so hoch oben
gewesen – daheim auf den Bäumen der Zwei Flüsse –, aber diesmal gab es keine
Zweige, die seine Sicht behinderten. Alles an Deck, die Matrosen an den Rudern,
Männer auf ihren Knien, die das Deck mit Schleifsteinen schrubbten, Männer, die
an Tauen und Luken arbeiteten, sahen aus dieser Höhe und diesem Blickwinkel so
eigenartig aus, alle zusammengedrückt und verkürzt, dass er eine Stunde allein
damit verbracht hatte, sie zu betrachten und zu lachen.
    Er musste immer noch lachen, wenn er auf
sie hinunterblickte, aber nun betrachtete er die vorbeiziehenden Ufer. So
schien es wenigstens, als stehe er still – außer natürlich, was dieses
Schwanken von einer Seite auf die andere betraf –, und die Ufer glitten langsam
vorbei; Hügel und Bäume glitten auf beiden Seiten nach hinten weg. Er saß
still, und die ganze Welt bewegte sich an ihm vorbei.
    In einem plötzlichen Anfall von
Leichtsinn nahm er die Beine von den Querstreben und breitete Arme und Beine
aus. So balancierte er das Schwanken aus. Drei vollständige Bögen bewältigte er
auf diese Art, und dann war plötzlich das Gleichgewicht weg. Er schlug mit
Armen und Beinen wild um sich, kippte nach vorn und bekam gerade noch die
Fockstag zu fassen. Seine Beine hingen frei zu beiden Seiten des Masts. Nichts
hielt ihn an seinem luftigen Platz als seine beiden Hände an der Stange, und er
lachte. Er sog sich die Lunge voll mit dem frischen, kalten Wind und lachte
voll übermütiger Freude.
    Â»Junge«, erreichte ihn Thoms Stimme,
»Junge, wenn du versuchst, deinen dummen Hals zu brechen, dann falle wenigstens
nicht auf mich!«
    Rand blickte hinunter. Thom hielt sich an
den Rattenscheiben direkt unter ihm fest und sah ihn ziemlich ernst von unten
her an. Wie Rand hatte auch der Gaukler seinen Umhang unten gelassen. »Thom«,
sagte er entzückt. »Thom, wann seid Ihr denn hier heraufgekommen?«
    Â»Als du nicht darauf geachtet hast, dass
die Leute dir etwas zuriefen. Junge, jeder denkt, du seist verrückt geworden!«
    Er sah hinunter und war überrascht, dass
alle Gesichter zu ihm nach oben schauten. Nur Mat, der im Schneidersitz und den
Rücken an den Mast gelehnt am Bug saß, sah ihn nicht an. Sogar die Männer an
den Rudern blickten hinauf und kamen dabei aus dem Rhythmus. Und niemand
schimpfte deswegen. Rand verdrehte den Kopf und blickte unter dem Arm hindurch
zum Heck. Kapitän Domon stand am Steuerruder, hatte die kräftigen Fäuste in die
Hüften gestützt und sah böse zu ihm hinauf. Er wandte sich wieder Thom zu und
grinste. »Wollt Ihr, dass ich jetzt hinunterkomme?«
    Thom nickte lebhaft. »Das würde ich sehr
begrüßen.«
    Â»In Ordnung.« Er verlagerte den Griff an
der Fockstag und sprang mit einem Satz von der Mastspitze weg. Er hörte, wie
sich Thom einen Fluch verbiss, als sein Fall aufgehalten wurde und er an beiden
Händen von der Stange herunterhing. Der Gaukler sah ihn missbilligend an, eine
Hand halb ausgestreckt, als wolle er ihn fangen. Er grinste Thom erneut zu.
»Ich steige jetzt hinunter.«
    Er schwang die Beine hoch, hakte sich mit
einem Bein an einem dicken Tau fest, das vom Mast zum Bug herunterhing, warf
einen Arm darüber, sodass er das Tau im Winkel zwischen Oberarm und Unterarm
hatte, und ließ los. Langsam, dann immer schneller, glitt er hinunter. Direkt
vor dem Bug ließ er sich fallen und landete geradewegs vor Mat auf dem Deck. Er
machte einen weiteren Schritt, um das Gleichgewicht wieder zu erlangen, und
dann drehte er sich dem übrigen Schiff mit weit ausgebreiteten Armen zu, wie es
Thom nach einem akrobatischen Kunststück immer tat.
    Vereinzeltes Klatschen von der Mannschaft
war zu hören, aber er blickte überrascht auf Mat hinunter und darauf, was Mat
in den Händen hielt, durch seinen Körper vor allen anderen verborgen: einen
gekrümmten

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