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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Dolch mit einer Goldscheide und fremdartigen Schriftzeichen darauf.
Der Griff war mit feinem Golddraht umwickelt, und obenauf saß ein Rubin, so
groß wie Rands Daumennagel, gehalten von zähnefletschenden Schlangen mit
Goldschuppen. Mat fuhr noch einen Moment lang fort, den Dolch in die Scheide
hineinzuschieben und wieder herauszuziehen. Er spielte immer noch damit, als er
den Kopf langsam hob. Seine Augen schienen in weite Fernen zu blicken.
Plötzlich jedoch richteten sie sich auf Rand, und er fuhr zusammen und steckte
den Dolch rasch unter seinen Mantel. Rand hockte sich auf die Fersen und schlang
die Arme um die Knie. »Wo hast du das her?« Mat sagte nichts, sondern sah sich
nur hastig um, ob irgendjemand anders in der Nähe sei. Erstaunlicherweise waren
sie allein. »Du hast das doch nicht etwa aus Shadar Logoth, oder?«
    Mat sah ihn an. »Es ist deine Schuld.
Deine und Perrins. Ihr zwei habt mich von dem Schatz weggerissen, obwohl ich
ihn bereits in der Hand hatte. Mordeth hat ihn mir nicht gegeben. Ich habe ihn
genommen, also trifft Moiraines Warnung vor seinen Geschenken nicht zu. Du
erzählst es doch niemandem, Rand. Sonst stehlen sie ihn mir vielleicht.«
    Â»Ich sage es nicht weiter«, versprach
Rand. »Ich halte Kapitän Domon für ehrlich, aber den anderen traue ich nicht,
besonders Gelb.«
    Â»Niemandem«, beharrte Mat. »Nicht Domon,
nicht Thom, niemandem. Wir sind die Einzigen aus Emondsfelde, die noch übrig
sind, Rand. Wir können es uns gar nicht leisten, irgendjemand anderem zu
trauen.«
    Â»Sie sind am Leben, Mat. Egwene und
Perrin. Ich weiß, dass sie noch leben.« Mat blickte beschämt drein. »Aber ich werde
dein Geheimnis bewahren. Nur unter uns beiden. Wenigstens müssen wir uns jetzt
des Geldes wegen keine Gedanken machen. Wir können ihn so gut verkaufen, dass
wir wie die Könige nach Tar Valon reisen können.«
    Â»Natürlich«, sagte Mat nach einer Pause.
»Wenn es sein muss. Sag nur niemandem etwas, bevor ich es dir erlaube.«
    Â»Ich habe schon mal gesagt, ich tu das
nicht. Hör mal, hast du wieder Träume gehabt, seit wir an Bord gegangen sind?
Wie in Baerlon? Das ist jetzt die erste Gelegenheit, dich zu fragen, ohne dass
sechs Leute zuhören.«
    Mat drehte den Kopf weg und sah Rand von
der Seite her an. »Vielleicht.«
    Â»Was meinst du mit vielleicht? Entweder
hast du oder nicht.«
    Â»Ist schon gut, ja, ich hatte welche. Ich
will nicht darüber sprechen. Ich will nicht mal daran denken! Es bringt
nichts.«
    Bevor einer von ihnen noch etwas sagen
konnte, kam Thom über das Deck her, seinen Umhang über den Arm gelegt. Der Wind
zerzauste sein weißes Haar, und seine langen Schnurrbartenden schienen zu
beben. »Es ist mir noch einmal gelungen, den Kapitän davon zu überzeugen, dass
du nicht verrückt geworden bist«, verkündete er, »sondern dass es ein Teil
deiner Ausbildung war.« Er ergriff die Fockstag und rüttelte daran. »Dieser
närrische Trick, am Tau herunterzurutschen, half dabei, aber du hast Glück
gehabt, dass du dir nicht den Hals gebrochen hast.«
    Rands Blick ging zur Fockstag und dann
hinauf zur Mastspitze, und die Kinnlade fiel ihm herunter. Er war daran
heruntergerutscht. Und er hatte auf dem Mast …
    Plötzlich stellte er sich vor, wie er da
oben mit gespreizten Armen und Beinen saß. Er setzte sich schwerfällig hin und
fing sich gerade noch ab, bevor er platt auf dem Rücken lag. Thom blickte
nachdenklich auf ihn herunter.
    Â»Ich wusste gar nicht, dass du Höhen so gut
verträgst, Junge. Wir können vielleicht in Illian oder Ebou Dar oder sogar in
Tear damit Vorstellungen geben. Die Leute in den großen Städten im Süden sehen
gern Hochseiltänzer und Schlappseilartisten.«
    Â»Wir gehen aber nach …« Im letzten Moment
erinnerte sich Rand daran, sich erst einmal umzusehen, ob jemand nahe genug war
zum Lauschen. Ein paar Besatzungsmitglieder beobachteten sie, darunter auch
Gelb, der wie gewöhnlich finster dreinblickte, aber keiner konnte hören, was er
sagte. »Nach Tar Valon«, vollendete er. Mat zuckte die Achseln, als sei es ihm
gleich, wohin sie gingen.
    Â»Im Augenblick sieht es so aus, Junge«,
sagte Thom und setzte sich neben sie. »Aber morgen … wer weiß? So ist das Leben
eines Gauklers.« Er nahm eine Hand voll farbiger Bälle aus einem seiner

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