Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
wieherte und warf Egwene beinahe ab,
aber Perrin hatte im Nu seine Schleuder in der Hand und ließ sie um seinen Kopf
wirbeln. Unnötig, bei Hunden eine Axt zu verwenden; ein Stein in die Rippen
würde den schlimmsten Hund vertreiben.
    Elyas winkte ihm zu, ohne den Blick von
den steifbeinigen Hunden abzuwenden. »Pssst! Lass das jetzt!«
    Perrin sah ihn erstaunt an, ließ aber die
Schleuder langsamer kreisen und schließlich schlaff an seine Seite fallen.
Egwene schaffte es, Bela wieder zu beruhigen; sie und die Stute beobachteten
misstrauisch die Hunde.
    Die Nackenhaare der Mastiffs sträubten
sich, ihre Ohren waren angelegt, und ihr Knurren klang wie ein Erdbeben.
Plötzlich erhob Elyas einen Finger auf Höhe seiner Schulter und pfiff lang und
durchdringend. Der Pfiff wurde im Ton höher und höher und wollte nicht enden.
Das Knurren brach allmählich ab. Die Hunde traten zurück, winselten und drehten
die Köpfe weg, als wollten sie gehen und würden doch festgehalten. Ihr Blick
war starr auf Elyas’ Finger gerichtet.
    Langsam senkte Elyas die Hand, und damit
wurde der Ton seines Pfeifens tiefer. Die Hunde folgten dem Finger, bis sie
platt auf dem Boden lagen und die Zungen aus den Schnauzen hängen ließen. Drei
Schwänze wedelten.
    Â»Siehst du«, sagte Elyas und ging zu den
Hunden hinüber. »Dazu braucht man keine Waffen.« Die Mastiffs leckten seine
Hände, und er streichelte ihre breiten Köpfe und kraulte sie hinter den Ohren.
»Sie sehen schlimmer aus, als sie sind. Sie sollen uns abschrecken, und sie
hätten uns nicht gebissen, außer wir hätten versucht, zwischen die Bäume zu gehen.
Na ja, darüber brauchen wir uns jetzt keine Gedanken mehr machen. Wir können es
bis zum Einbruch der Dunkelheit zum nächsten Waldstück dort drüben schaffen.«
    Als Perrin Egwene ansah, bemerkte er,
dass ihr Mund offen stand. Er selbst schloss den Mund mit hörbarem
Zähneklicken.
    Während Elyas noch die Hunde streichelte,
betrachtete er das Waldstück. »Dort werden Tuatha’an sein. Das Fahrende Volk.«
Sie blickten ihn verständnislos an, und er fügte hinzu: »Kesselflicker.«
    Â»Kesselflicker?«, rief Perrin. »Ich
wollte immer schon Kesselflicker sehen! Manchmal lagern sie bei Taren-Fähre auf
der anderen Seite des Flusses, aber so viel ich weiß, kommen sie nie ins Gebiet
der Zwei Flüsse. Ich weiß nicht, warum.«
    Egwene schnaubte. »Vielleicht weil die
Leute aus Taren-Fähre genauso große Diebe sind wie die Kesselflicker.
Zweifellos würden sie sich gegenseitig das letzte Hemd stehlen. Meister Elyas,
wenn wirklich Kesselflicker in der Nähe sind, sollten wir dann nicht
weiterziehen? Wir wollen doch nicht, dass Bela gestohlen wird und … na ja, wir
haben sonst nicht viel, aber jeder weiß ja, dass die Kesselflicker alles
stehlen, was nicht niet- und nagelfest ist.«
    Â»Auch Babys?«, fragte Elyas trocken.
»Entführen sie auch Kinder?« Er spuckte aus, und sie errötete. Diese
Geschichten über Babys wurden gelegentlich erzählt, am häufigsten von Cenn Buie
oder einem der Coplins oder Congars. Die anderen Geschichten waren allgemein
bekannt. »Die Kesselflicker sind ein eigenartiges Volk, aber sie stehlen nicht
mehr als andere Leute. Erheblich weniger als einige, die ich kenne.«
    Â»Es wird bald dunkel, Elyas«, sagte
Perrin. »Wir müssen irgendwo lagern. Warum nicht bei ihnen, wenn sie es uns
erlauben?« Frau Luhhan besaß einen von den Kesselflickern reparierten Topf, von
dem sie behauptete, er sei besser als je zuvor. Meister Luhhan war nicht sehr
angetan davon, dass seine Frau die Kesselflicker lobte, aber Perrin wollte
zusehen, wie sie arbeiteten. Und doch zögerte Elyas, was Perrin nicht verstand.
»Gibt es einen Grund, warum wir uns von ihnen fern halten sollten?«
    Elyas schüttelte den Kopf, doch das
Zögern war immer noch in der Haltung seiner Schultern und der schmalen Linie
seines Mundes erkennbar. »Na ja, wir können schon hin. Achtet einfach nicht auf
das, was sie sagen. Eine Menge Unsinn. Meistens benimmt sich das Fahrende Volk
ziemlich frei, aber manchmal legen sie auch Wert auf Formalitäten. Also macht
einfach nach, was ich mache. Und behaltet eure Geheimnisse für euch. Kein
Grund, alles auszuplaudern.«
    Die Hunde liefen schwanzwedelnd neben
ihnen her, als Elyas sie zwischen die Bäume führte.

Weitere Kostenlose Bücher