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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihn
die Laufplanke hinunter, ohne ihm eine Möglichkeit zum Widerspruch zu geben,
und der Gaukler ließ es sich gefallen. Ein Raunen ging durch die
Menschenansammlung an der Anlegestelle, als sie den mit Flicken bedeckten
Umhang Thoms bemerkten, und einige sprachen ihn an, um herauszufinden, wo er
auftreten werde. Und wir wollten unbemerkt bleiben, dachte Rand bestürzt. Bis Sonnenuntergang würde ganz
Weißbrücke wissen, dass ein Gaukler in der Stadt war. Trotzdem schob er Thom
schnell weiter, und dieser – in trübes Schweigen gehüllt – versuchte nicht
einmal, die Eile zu bremsen, um die Aufmerksamkeit zu genießen. Die Kutscher
schauten interessiert von ihren hohen Böcken auf Thom hinunter, doch
offensichtlich verbot ihnen die Würde ihrer Stellung jegliche Zurufe. Rand
hatte keine Ahnung, wo er genau hingehen sollte, und so bog er in die Straße
ein, die am Fluss entlang unter der Brücke hindurchführte. »Wir müssen Moiraine
und die anderen finden«, sagte er. »Und das schnell. Wir hätten daran denken
sollen, Thom einen anderen Umhang anziehen zu lassen.«
    Thom schüttelte sich plötzlich und blieb
unvermittelt stehen. »Ein Wirt dürfte in der Lage sein, uns zu sagen, ob sie
hier sind oder zumindest durchgekommen sind. Der richtige Wirt. Wirte hören
alle Neuigkeiten und allen Klatsch. Wenn sie nicht hier sind …« Er blickte Rand
und Mat abwechselnd an. »Wir müssen miteinander sprechen, wir drei.« Mit
flatterndem Umhang ging er los, in die Stadt hinein und weg vom Fluss. Rand und
Mat mussten schnell laufen, um mit ihm Schritt zu halten.
    Der breite, milchweiße Bogen, der dieser
Stadt ihren Namen verliehen hatte, beherrschte Weißbrücke hier aus der Nähe
genauso, wie er aus der Ferne gewirkt hatte, aber nun, da Rand durch die
Straßen schritt, erkannte er, dass die Stadt genauso groß wie Baerlon war, wenn
auch nicht so dicht bevölkert. Ein paar Karren rumpelten durch die Straßen, von
Pferden oder Ochsen oder Eseln oder Männern gezogen, aber keine Kutschen. Die
gehörten höchstwahrscheinlich alle den Kaufleuten und waren jetzt drunten am
Anlegeplatz.
    Läden aller Art säumten die Straßen, und
viele Handwerker arbeiteten vor ihren Geschäften unter den im Wind pendelnden
Schildern. Sie kamen an einem Mann vorbei, der gerade Töpfe reparierte, und an
einem Schneider, der für einen Kunden Stoffbahnen gegen das Licht hielt. Ein
Schuster, der in seiner Tür saß, hämmerte auf einem Stiefelabsatz herum.
Marktschreier priesen ihr Können im Schärfen von Messern und Scheren an oder
versuchten, die Passanten für ihr spärliches Angebot an Obst und Gemüse zu
interessieren, doch sie stießen nicht auf viel Gegenliebe.
Lebensmittelgeschäfte zeigten genauso erbarmungswürdig wenige ausgestellte
Waren, wie es Rand aus Baerlon noch im Gedächtnis hatte. Selbst die Fischhändler
hatten nur kleine Häufchen kleiner Fische auf ihren Tischen, trotz der vielen
Boote auf dem Fluss. Die Zeiten waren noch nicht wirklich schlecht, aber jeder
konnte sehen, wie es kommen würde, sollte sich das Wetter nicht bald ändern,
und die Gesichter, die keine ständigen Sorgenfalten zeigten, schienen etwas
Unsichtbares anzustarren, etwas Unangenehmes.
    Wo die Weiße Brücke in der Ortsmitte
endete, befand sich ein großer Platz, der mit zerfurchten Steinplatten
gepflastert war. Schenken umgaben den Platz sowie Läden und hohe, rote
Backsteinhäuser mit Schildern, die die gleichen Namen zeigten, wie Rand sie auf
den Kutschen am Anlegeplatz gesehen hatte. In den Eingang einer dieser
Schenken, scheinbar willkürlich ausgewählt, drückte sich Thom. Das im Wind
pendelnde Schild über der Tür zeigte auf einer Seite einen gehenden Mann mit
einem Bündel auf dem Rücken und auf der anderen Seite den gleichen Mann mit dem
Kopf auf einem Kissen. Das sollte ›Des Wanderers Ruheplatz‹ darstellen.
    Der Schankraum war leer bis auf den
beleibten Wirt, der Bier aus einem Fass zapfte, und zwei Männer in
Arbeitskleidung, die an einem Tisch im Hintergrund trübsinnig in ihre Krüge
starrten. Nur der Wirt blickte auf, als sie eintraten. Eine schulterhohe
Trennwand teilte den Raum von vorne bis hinten. Auf beiden Seiten standen
Tische und jeweils ein Kamin, in dem ein Feuer prasselte. Rand fragte sich
beiläufig, ob alle Wirte fett seien und ihnen die Haare

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