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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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musste Bartim die drei aus Gelbs Erzählung mit ihnen
in Verbindung bringen. Thom schob seinen Stuhl zurück und erhob sich, blieb
aber gebückt stehen. Niemand, der von der anderen Seite der Wand aus Neugier
herüberblickte, konnte ihn sehen. Er bedeutete ihnen zu folgen und flüsterte:
»Seid ganz still.«
    Die Fenster zu beiden Seiten des Kamins
gingen auf eine Gasse hinaus. Thom betrachtete eines der Fenster ganz genau,
bevor er es gerade so weit aufzog, dass sie sich durchzwängen konnten. Sie
machten kaum einen Laut, nichts, was man bei dem Lärm des heiteren Streits auf
der anderen Seite der niedrigen Wand noch hätte hören können. Sobald er sich in
der Gasse befand, wollte Mat zur Straße loslaufen, aber Thom packte ihn am Arm.
»Nicht so schnell«, sagte der Gaukler zu ihm. »Wir müssen erst wissen, worauf
wir uns einlassen.« Thom zog das Fenster so weit zu, wie er das von der Gasse
aus konnte, und drehte sich dann um. Er betrachtete die Gasse.
    Rand folgte Thoms Blick. An der Schenke
und am nächsten Gebäude, einer Schneiderei, stand ein halbes Dutzend
Regentonnen, doch ansonsten war die Gasse leer, der festgetretene Lehmboden
trocken und staubig.
    Â»Warum tut Ihr das?«, wollte Mat wieder
wissen. »Allein wärt Ihr sicherer! Warum bleibt Ihr bei uns?«
    Thom blickte ihn einen Moment lang an.
»Ich hatte einen Neffen, Owyn«, sagte er müde und schälte sich aus seinem
Umhang. Er wickelte ihn um seine Deckenrolle, während er sprach, und legte
vorsichtig seine Instrumentenkästen obenauf. »Der einzige Sohn meines Bruders
und mein einziger lebender Verwandter. Er hatte Schwierigkeiten mit den Aes
Sedai, doch ich war zu sehr mit … anderen Sachen beschäftigt. Ich weiß nicht,
was ich hätte unternehmen können, aber als ich es schließlich versuchte, war es
zu spät. Owyn starb ein paar Jahre später. Man könnte sagen, die Aes Sedai
haben ihn getötet.« Er richtete sich auf, sah sie aber nicht an. Seine Stimme
klang immer noch ruhig, aber Rand sah Tränen in seinen Augen, bevor Thom den
Kopf wegdrehte. »Wenn ich euch zwei aus Tar Valon fern halten kann, dann kann
ich vielleicht aufhören, an Owyn zu denken. Wartet hier.« Er mied immer noch
ihren Blick, eilte zum Ausgang der Gasse, verlangsamte aber seinen Schritt,
bevor er ihn erreichte. Nach einem schnellen Blick in die Runde schlenderte er
gleichmütig auf die Straße hinaus und außer Sicht.
    Mat erhob sich halb, um ihm zu folgen,
ließ sich dann aber zurückfallen. »Die wird er nicht im Stich lassen«, sagte er
und berührte die Lederbehälter der Instrumente. »Nimmst du ihm diese Geschichte
ab?«
    Rand hockte sich geduldig neben die
Regentonnen. »Was ist los mit dir, Mat? Du bist doch sonst nicht so. Ich habe
dich tagelang nicht mehr lachen gehört.«
    Â»Ich mag es nicht, wenn man mich wie ein
Kaninchen jagt«, fauchte Mat. Er seufzte und lehnte den Kopf an die
Backsteinwand der Schenke. Sogar in dieser Stellung erschien er angespannt.
Sein Blick huschte aufmerksam hin und her. »Tut mir Leid. Das liegt am
Wegrennen und an all diesen Fremden und … ach, an allem halt. Es macht mich
nervös. Ich sehe jemanden an und kann mir nicht helfen: Ich muss mich einfach
fragen, ob er den Blassen von uns berichten oder uns betrügen oder ausrauben
wird … Rand, macht dich das nicht auch nervös?«
    Rand lachte, ein kurzes Bellen aus der
Tiefe seiner Kehle heraus. »Ich habe zu viel Angst, um nervös zu sein.«
    Â»Was haben die Aes Sedai seinem Neffen
angetan?«
    Â»Ich weiß es nicht«, sagte Rand unsicher.
Es gab nur eine Art von Schwierigkeiten, die ein Mann mit den Aes Sedai
bekommen konnte. »Mit uns ist das etwas anderes, schätze ich.«
    Â»Stimmt. Etwas ganz anderes.«
    Eine Weile lehnten sie schweigend an der
Mauer. Rand war sich nicht sicher, wie lange sie warteten. Vielleicht nur ein
paar Minuten, aber es erschien ihm wie eine Stunde, als sie so auf Thom
warteten und darauf, dass Bartim und Gelb das Fenster öffneten und sie als
Schattenfreunde denunzieren würden. Dann bog ein Mann in die Gasse ein, ein
hoch gewachsener Kerl, der seine Kapuze hochgezogen hatte, um sein Gesicht zu
verbergen. Sein Umhang war so schwarz wie die Nacht und stand im harten
Kontrast zur sonnenbeschienenen Straße. Rand mühte sich auf die Füße, und eine
Hand ergriff den Knauf von Tams

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