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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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waren harte Klötze darin. »Thom!«
    Â»Er ist tot. Du hast es gesehen. Du hast
es gehört. Licht, Rand, er ist tot!«
    Â»Du glaubst, Egwene und Moiraine und die
anderen sind auch tot. Wenn sie tot sind, warum jagt der Myrddraal sie dann
immer noch? Kannst du mir das beantworten?«
    Mat fiel im Staub neben ihm auf die Knie.
»Also gut. Vielleicht leben sie noch. Aber Thom – du hast es doch gesehen! Blut
und Asche, Rand, dasselbe kann auch uns passieren.«
    Rand nickte bedächtig. Die Straße hinter
ihnen war immer noch menschenleer. Er hatte halb erwartet – oder zumindest
gehofft –, Thom auftauchen zu sehen, wie er vorwärts schritt, die langen
Schnurrbartenden hochpustete und ihnen sagte, was für Schwierigkeiten sie ihm
bereiteten. Der Königin Segen in Caemlyn. Er stand mühsam auf und warf sich Thoms Bündel
neben die Deckenrolle über den Rücken. Mat blickte zu ihm auf, die Augen schmal
und wachsam. »Gehen wir«, sagte Rand und setzte sich in Bewegung, die Straße
hinunter in Richtung Caemlyn. Er hörte, wie Mat etwas in seinen Bart murmelte,
und einen Augenblick später holte er Rand ein. Sie stapften mühsam die staubige
Straße entlang, schweigend und mit gesenkten Köpfen. Der Wind brachte kleine
Wirbel hervor, die über ihren Weg huschten. Manchmal blickte sich Rand um, doch
die Straße hinter ihnen blieb leer.

KAPITEL 27

    Zuflucht vor dem Sturm
    P errin wurde ganz unruhig in
diesen Tagen, die sie bei den Tuatha’an verbrachten. Sie fuhren gemütlich nach
Südosten. Das Fahrende Volk sah keinen Grund zur Eile; sie hetzten sich nie ab.
Die bunten Wagen rollten keinen Morgen los, bevor nicht die Sonne ein gutes
Stück über dem Horizont stand, und sie hielten oft mitten am Nachmittag bereits
an, wenn sie einen günstigen Lagerplatz fanden. Die Hunde liefen gemächlich
neben den Wagen einher, und manchmal schafften das sogar die Kinder. Sie hatten
keine Schwierigkeiten mitzuhalten. Jede Anregung, doch etwas weiter und etwas
schneller zu fahren, wurde mit Gelächter bedacht oder vielleicht einem: »Ach,
möchtest du die armen Pferde so hart arbeiten lassen?«
    Er war überrascht, dass Elyas seine
Gefühle nicht teilte. Elyas fuhr nicht im Wagen mit – er zog es vor zu laufen,
und so manches Mal schritt er an der Spitze der Wagenkolonne einher –, aber er
schlug kein einziges Mal vor, dass sie die Kolonne verlassen oder ihr
vorauseilen sollten.
    Der bärtige Mann in seiner eigenartigen
Fellkleidung unterschied sich dermaßen von den sanftmütigen Tuatha’an, dass er
auffiel, wo immer zwischen den Wagen er sich befand. Selbst von der anderen
Seite des Lagers aus konnte man Elyas nicht für ein Mitglied des Volkes halten,
und das nicht nur seiner Kleidung wegen. Elyas bewegte sich mit der lässigen
Grazie eines Wolfs, was noch verstärkt wurde durch die Lederkleidung und den
Fellhut, und er strahlte Gefahr auf so natürliche Weise aus, wie das Feuer
Hitze ausstrahlt. Der Kontrast zum Fahrenden Volk war auffallend. Jung wie Alt
machte einen fröhlichen Eindruck. In ihrer Anmut lag keine Andeutung von
Gefahr, sondern nur pure Lebensfreude. Ihre Kinder rannten aus reinem
Bewegungsdrang umher, aber auch die Graubärte und Großmütter unter den
Tuatha’an schritten leichtfüßig wie in einem gravitätischen Tanz einher, der
trotz aller Würde nicht weniger übermütig wirkte. Alle schienen beinahe zu
tanzen, selbst im Stehen, selbst während der seltenen Zeiten, wenn im Lager
keine Musik zu hören war. Fiedel und Flöte, Hackbrett und Zither und Trommel
spannen fast zu jeder Stunde ein Netz von Harmonie und Kontrapunkt um die
Wagen, im Lager wie unterwegs. Freudige Lieder, fröhliche Lieder, lachende
Lieder, traurige Lieder; wenn im Lager jemand wach war, gab es gewöhnlich auch
Musik.
    Freundliches Kopfnicken und Lächeln
begrüßten Elyas an jedem Wagen, neben dem er stehen blieb, und an jedem Feuer,
an dem er sich niederließ, wurden fröhliche Worte an ihn gerichtet. Das musste
es sein, was das Volk immer Außenseitern gegenüber zeigte: offene, freundliche
Gesichter. Doch Perrin hatte erfahren, dass unter der Oberfläche verborgen die
Wachsamkeit eines halb gezähmten Hirsches steckte. Etwas Tiefes lag unter dem
Lächeln, das den Emondsfeldern entgegenstrahlte, etwas, das in diesen Tagen nur
ganz wenig abgeschwächt wurde.

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