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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schmiedearbeiten
ins Haus zu bringen. Meister Luhhan musste sogar die Messer mit nach draußen
nehmen, um sie zu schleifen. Aber nun kümmerte sie sich um das Essen und sagte
kein Wort wegen der Axt. Sie sagte nicht einmal etwas, als ein Wolf aus dem
Inneren des Hauses kam und sich zwischen Perrin und der Hoftür zusammenrollte.
Perrin wetzte weiter; bald würde die Zeit kommen, sie zu benützen.
    Plötzlich erhob sich der Wolf. Er grollte
aus tiefster Kehle, und sein dichtes Nackenfell richtete sich auf. Ba’alzamon
trat aus dem Hof in die Küche ein. Frau Luhhan kochte seelenruhig weiter.
    Perrin rappelte sich hoch und erhob seine
Axt, doch Ba’alzamon ignorierte die Waffe und konzentrierte sich stattdessen
auf den Wolf. Flammen tanzten dort, wo seine Augen sein sollten. »Ist es das,
was dich beschützen soll? Nun, ich habe dem zuvor schon gegenübergestanden.
Viele Male schon.«
    Er krümmte einen Finger, und der Wolf
heulte auf, als Feuer aus seinen Augen und aus seinen Ohren und seiner Schnauze
und seiner Haut schoss. Der Gestank brennenden Fleisches und versengter Haare
erfüllte die Küche. Alsbet Luhhan hob den Deckel von einem Topf und rührte mit
einem hölzernen Kochlöffel um.
    Perrin ließ die Axt fallen und sprang
vor, um die Flammen mit den Händen zu ersticken. Der Wolf zerfiel unter seinen
Handflächen zu schwarzer Asche. Er starrte das formlose Häufchen Asche auf Frau
Luhhans sauber gefegtem Fußboden an und trat zurück. Er wünschte, er könne den
schmierigen Ruß von seinen Händen wischen, aber der Gedanke daran, ihn an seine
Kleider zu schmieren, drehte ihm den Magen um. Er schnappte sich seine Axt und
umklammerte den Schaft so kräftig, dass seine Knöchel knackten.
    Â»Lass mich in Ruhe!«, schrie er. Frau
Luhhan klopfte den Löffel am Topfrand ab und legte den Deckel wieder auf. Sie
summte vor sich hin.
    Â»Du kannst mir nicht entkommen«, sagte
Ba’alzamon. »Du kannst dich nicht vor mir verstecken. Wenn du derjenige bist,
dann gehörst du mir.« Die Hitze des Feuers in seinem Gesicht zwang Perrin, sich
durch die ganze Küche zurückzuziehen, bis er mit dem Rücken an die Wand stieß.
Frau Luhhan öffnete den Backofen, um nach ihrem Brot zu sehen. »Das Auge der
Welt wird dich verschlingen«, sagte Ba’alzamon. »Ich zeichne dich als mein
Eigentum!« Er warf ihm die geballte Faust entgegen, als werfe er etwas nach
ihm. Als sich seine Finger öffneten, flatterte ein Rabe auf Perrins Gesicht zu.
    Perrin schrie auf, als der schwarze
Schnabel sein linkes Auge durchdrang … und setzte sich auf. Er griff nach
seinem Gesicht, um ihn herum die schlummernden Wagen des Fahrenden Volkes.
Langsam senkte er die Hände wieder. Da war kein Schmerz, kein Blut. Aber er
erinnerte sich an den schrecklich stechenden Schmerz.
    Er schauderte, und dann hockte plötzlich
Elyas neben ihm in der ersten Dämmerung, eine Hand nach ihm ausgestreckt, als
wolle er ihn wachrütteln. Jenseits der Bäume, zwischen denen die Wagen standen,
heulten die Wölfe – ein schneidender Aufschrei aus drei Kehlen. Er teilte ihre
Gefühle. Feuer. Schmerz. Feuer. Hass. Hass! Töte!
    Â»Ja«, sagte Elyas leise. »Es ist Zeit.
Steh auf, Junge. Es ist Zeit, dass wir gehen.«
    Perrin kroch unter seinen Decken hervor.
Während er noch seine Deckenrolle zusammenband, kam Raen aus seinem Wagen und
rieb sich den Schlaf aus den Augen. Der Sucher blickte zum Himmel auf und
erstarrte auf halbem Weg die Stufen hinunter, die Hände zum Gesicht erhoben.
Nur seine Augen bewegten sich, als er eingehend den Himmel studierte, doch
Perrin verstand nicht, wonach er suchte. Ein paar Wolken hingen im Osten, die
Unterseiten rosa von einer Sonne beleuchtet, die bald aufgehen würde, aber
sonst war nichts zu sehen. Raen schien auch zu lauschen und den Geruch der Luft
zu prüfen, aber es gab kein Geräusch außer dem Wind in den Bäumen und keinen
Geruch außer den rauchigen Resten der Lagerfeuer vom letzten Abend.
    Elyas kam mit seinen spärlichen
Habseligkeiten zurück, und Raen ging die letzten Schritte hinunter. »Wir müssen
die Richtung unserer Reise ändern, mein alter Freund.« Der Sucher blickte
wieder unsicher zum Himmel hinauf. »Heute gehen wir anderswohin. Wirst du mit
uns kommen?« Elyas schüttelte den Kopf, und Raen nickte, als habe er das die
ganze Zeit schon geahnt.

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